Geschichtsinteressierte Schüler und Lehrer der Jahrgangsstufe 10 des Gymnasiums Essen-Werden am 2. Juli im Rahmen des Kultur-Projekttages der Schule am Leitbunker der Kruppschen Nachtscheinanlage. Links im Bild: Ehrenamtler Wolfgang Erley, 5. und 6. v.l. die Lehrer Jens Hörentrup und Ulrich Blech. Bild: Lohbeck
Geschichtsinteressierte Schüler und Lehrer der Jahrgangsstufe 10 des Gymnasiums Essen-Werden am 2. Juli im Rahmen des Kultur-Projekttages der Schule am Leitbunker der Kruppschen Nachtscheinanlage. Links im Bild: Ehrenamtler Wolfgang Erley, 5. und 6. v.l. die Lehrer Jens Hörentrup und Ulrich Blech. Bild: Lohbeck

Velbert. Schüler des Gymnasiums Essen-Werden haben am Montag die ehemalige Bunkeranlage auf dem Rottberg besucht.  


Auf dem Velberter Rottberg wurde im Zweiten Weltkrieg von 1941 bis 1944 eine so genannte Nachtscheinanlage betrieben. Die von der Velberter Bevölkerung prägnant „Scheindorf“ genannte Anlage war eine mit einfachsten Mitteln realisierte partielle Nachbildung der Essener Gussstahlfabrik der Friedrich Krupp AG. 

In der ersten Kriegsphase wurde damit den nachts angreifenden alliierten Flugzeugen suggeriert, dass sich dort die schlecht abgedunkelte und in Betrieb befindliche Krupp’sche Gußstahlfabrik befindet. So sollte die Nachtscheinanlage Angriffe auf sich ziehen und von der im etwa zehn Kilometer entfernten Essen befindlichen tatsächlichen Fabrik abhalten. Die Anlage war damit ein Scheinziel, eine Art riesige nächtliche Zielscheibe für die Flugzeuge. Der unter Denkmalschutz stehende, erhaltene Leitbunker der Scheinanlage wird seit 2012 von einem Team der in Velbert und Umgebung aktiven ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger betreut – und mit nicht unbeträchtlichem ehrenamtlichen Zeit-und Geldaufwand der Öffentlichkeit erschlossen.

An mehreren Tagen des offenen Denkmals fanden tausende geschichtsinteressierte Besucher ihren Weg auf den Rottberg, und die Ehrenamtler halten Vorträge in den Geschichtsvereinen. Am Neanderland-Steig wurde in Eigenleistung eine Historientafel errichtet. Auch ist die Kruppsche Nachtscheinanlage Gegenstand mehrerer übergeordneter wie auch lokaler Publikationen und zwischenzeitlich sogar Filmbeiträgen. So hat sich in Velbert über die letzten Jahre ein historisches Projekt mit überregionaler Bedeutsamkeit entwickelt.

Erstmals war nun eine Schulklasse Gast auf dem Rottberg: Das Gymnasium Essen-Werden hatte Interesse geäußert, mit einer Gruppe geschichtsinteressierter Schüler der zehnten Jahrgangsstufe im Rahmen eines Kultur-Projekttages eine individuelle Führung an der Scheinanlage erhalten zu können – diesem Wunsch kamen die Ehrenamtler nach. Am Montagvormittag empfingen Wolfgang Erley und Jürgen Lohbeck die aus fünf Schülern und den Lehrern Ulrich Blech und Jens Hörentrup bestehende Gruppe, die den Rottberg zuvor „erwandert“ hatte, und hielten einen Vortrag zur Krupp’schen Nachtscheinanlage in deren Kontext zu Entwicklung und Verlauf des damaligen Luftkrieges.

Das dabei am und im ehemaligen Leitbunker mit Quellenmaterial, Bildern und Exponaten übermittelte Bild der damaligen Situation schlossen die Ehrenamtler mit der Botschaft, mit der sie ihre Arbeit rund um das Projekt untermauern und verstanden haben möchten: Mahnung zum Frieden.

Ohne Anmeldung zu besichtigen ist der ehemalige Leitbunker auf dem Rottberg wieder am 8. September 2019, dem Tag des offenen Denkmals 2019, in der Zeit von 10 bis 17 Uhr. Nur mit Anmeldung werden in diesem Jahr noch eine historische Wanderung sowie eine Veranstaltung im Rahmen der Neanderland Museumsnacht am (27. September) angeboten.

Weitere Informationen auch unter www.nachtscheinanlage.de.