Die Brücke verläuft in einem S-förmigen Bogen über die Güterstraße. Grafik: Hoffmeier Industrieanlagen

Velbert. Eine neue Brücke über die Güterstraße soll künftig den Panorama-Radweg hinter dem ehemaligen Brauhaus direkt mit der Fußgängerzone in Höhe des Münzbrunnens verbinden. Es ist das Projekt “Letzte Meile”, das so langsam auf die Zielgerade einbiegt.


Schon vor zwei Jahren gab es Pläne und Zeichnungen der neuen Radweg-Brücke, dann wurde es einige Zeit still um das Projekt. Seit einigen Wochen ist nun wieder Bautätigkeit an der Güterstraße zu beobachten. Hier sind die Technischen Betriebe Velbert (TBV) damit beschäftigt, den Baugrund für die Fundamente der Brückenkonstruktion zu befestigen.

André Hackbeil, der das Projekt von Seiten der TBV betreut, weiß um die Herausforderungen des Brückenbaus. “Das ist in meinen zweiundzwanzig Jahren bei den TBV sicherlich das interessanteste Projekt”, so Hackbeil.

Die Brücke stellt die Ingenieure vor besondere Herausforderungen. Eine Schwierigkeit ist der Verlauf der Brücke, der nicht geradlinig ist, sondern in einer Art S-förmigen Bogen verläuft. “Dadurch treten Torsionskräfte auf”, erläutert Andre Hackbeil. “Die Brücke neigt also dazu, sich auf ihrer Längsachse zu drehen, wobei sowohl Zug- als auch Druckkräfte entstehen können, die in die Fundamenten abgeleitet werden müssen.”

Eine weitere Schwierigkeit stellt die Auflage der Brücke dar, die an einer Seite in einer Stahlbetonkonstruktion gefertigt werden soll, die auf den Millimeter genau zum Brückenbauwerk passen muss. “Die Metallbauer arbeiten mit Toleranzen von Bruchteilen eines Millimeters. Beim Stahlbetonbauer kommt es vielleicht gerade mal auf den Zentimeter an. Da treffen Welten aufeinander”, erläutert Hackbeil. Damit das am Ende passt, wird mit einer Schablone gearbeitet, die dem Brückenkopf exakt nachempfunden ist.

Zunächst ist die Ausschreibung nicht so gelaufen, wie man sich das vorgestellt hat. Im ersten Anlauf fand sich kein Bieter, der den gesetzten Preisrahmen einhalten konnte. Die zweite Ausschreibung war erfolgreicher, jedoch wurde der gefundene Generalunternehmer im Verfahren selbst insolvent. Also wurde ein drittes Mal ausgeschrieben. Nun scheint man echte Experten gewonnen zu haben. Seit einigen Monaten sind der Brücken- und Stahlbetonbauer Heinrich Send aus Castrop-Rauxel und der Stahlbauer Hoffmeier aus Hamm mit dem Brückenschlag in Velbert beauftragt.

Trotz anfänglicher Schwierigkeiten bei der Vergabe und angesichts der technischen Herausforderungen, die sich teils erst im Planungsverlauf aufgetan hätten, ist Projektkoordinator Andre Hackbeil sicher, dass die Brücke wie geplant gebaut wird. “Es gab schon mehrere äußerst produktive Besprechungen, bei denen alle an einem Tisch saßen und die verschiedenen komplexeren Teile des Bauwerks ausgiebig besprochen wurden”, so Hackbeil.

Nach derzeitigem Planungsstand wird nun mit der Fertigung der 34 Meter langen und sechseinhalb Meter breiten Stahlbrücke begonnen. Diese könnte dann im Frühjahr fertiggestellt sein und am Stück auf einem Tieflader nach Velbert rollen. “Der Schwertransport und das Einhängen der Brücke ist für Technikinteressierte sicherlich ein Pflichttermin”, schmunzelt Hackbeil.

Sobald die Stahlbrücke eingehängt ist, werden daran die Rampen aus Stahlbeton angebaut und die Wegeverbindungen hergestellt. Auf rund 100 Metern Länge geht es dann mit leichter Steigung vom Panoramaradweg zur Straße “In den Bieerhöfen” und von dort in die Innenstadt. Läuft alles nach Plan, könnten diese Verbindung im Spätsommer/Herbst 2026 fertiggestellt sein.

Im Nachgang wird dann der Parkplatz unterhalb der Brücke noch einmal neu gestaltet. Hier sollen öffentliche Parkplätze entstehen, von denen Nutzer dann auch leicht in die Innenstadt gelangen können.

André Hackbeil ist überzeugt, dass sich die schwierige Gründung und auch die herausfordernde Ingenieurarbeit am Ende für Velbert auszahlen. “Es wird eine schöne, filigrane Brückenkonstruktion, die sich dann über die Güterstraße schwingt”, ist der Projektleiter überzeugt.

Die Mehrkosten bewegen sich laut Hackbeil noch in einem überschaubaren Bereich. Angesichts der anfänglich unterschätzten Herausforderungen der Konstruktion und der fortgeschrittenen Zeit mit gestiegenen Baukosten geht er derzeit von am Ende 1,8 Millionen Euro aus. Im ersten Anlauf war mit 1,5 Millionen Euro geplant worden. Ein Großteil dieser Summe soll über Bundesmittel gefördert werden.

 

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