Männliche Hirschkäfer sind an dem "Geweih" zu erkennen. Foto: pixabay
Männliche Hirschkäfer sind an dem "Geweih" zu erkennen. Foto: pixabay

Velbert. Der Hirschkäfer, der auch als „Ritter der Wälder“ bezeichnet wird, ist der größte und auffälligste heimische Käfer und zählt zur Familie der Schröter. Erste Käfer wurden bereits in diesem Jahr in Velbert gesichtet.


Der Hirschkäfer gilt in Deutschland als stark gefährdete Art und steht auf der sogenannten Roten Liste. Der Käfer ist in geringer Dichte überwiegend in Eichen- oder auch anderen Laubholzbeständen in Deutschland zu finden – auch in Velbert. Rechtzeitig vor dem Ausfliegen des Hirschkäfers Ende Mai legen die Auszubildenden und Forstwirte des Geschäftsbereiches Forst der Technischen Betriebe Velbert an einem trockenen, sonnenbegünstigten Waldrand mit Alteichen zwei neue „Hirschkäfermeiler“ an, die geeignete Brutstätten für diese Käfer sind. Diese Anlage ist zugleich Auftakt eines größeren Totholz- und Artenschutzprojektes im städtischen Wald.

Um die Larvenentwicklung zu begünstigen und die Käferpopulation zu stützen, werden die Meiler errichtet. Dazu wird in sonnenexponierter Lage, beispielsweise am Waldrand und umgeben von Alteichen in der Nähe eines alten Eichenwurzelstubbens, eine Grube mit rund 50 Zentimeter Tiefe und einem Durchmesser von etwa zwei Metern ausgehoben. Anschließend wird der Boden 30 Zentimeter mit Eichenhackschnitzel aufgefüllt. Darüber werden anbrüchige, dicke etwa 50 bis 80 Zentimeter lange Eichenstamm- und -astrollen nebeneinander aufgestellt und die Lücken mit Eichenmehl und Hackschnitzeln verfüllt. Darüber wird der Meiler mit Reisig leicht abgedeckt. Pilze und Mikroorganismen übernehmen aufgrund der großen Oberfläche von Sägemehl, Hackschnitzel und Astrollen eine zügige Zersetzung und sorgen für ein gutes Innenklima und ausreichend Feuchtigkeit.

Je Meiler beziehungsweise Brutstätte wurden gut 3,5 Kubikmeter Eichenholz zusammengetragen. Dieses stammt ausschließlich von Bäumen aus Maßnahmen notwendiger Verkehrssicherung. Das Aussehen dieser Meiler kann auch an einen flachen Holzkohlemeiler erinnern. Die Anlage solcher oder ähnlicher Totholzhaufen hilft ebenso einer Vielzahl anderer Organismen. So kann auch in jedem kleinen Privat-Garten ein derartiges Gestalten zur Anreicherung der Biodiversität führen.

Im Zuge der Ausbildung zum Forstwirt ist der Natur- und Artenschutz wesentlicher Bestandteil. Praxisorientiert können durch gezielte Maßnahmen so unterschiedliche Lebensraum- und Habitatansprüche umgesetzt werden. Mit dem Begriff Habitatanspruch werden die Umweltfaktorausprägungen und -qualitäten (abiotisch und biotisch) bezeichnet, welche eine Art zu ihrem Vorkommen benötigt.

Hirschkäfer: Geweihähnliche Oberkiefer sind ihr Markenzeichen

Die Hirschkäfer leben nur wenige Wochen als Vollinsekt über der Erde. Markant sind die geweihähnlichen Oberkiefer der Männchen. Die Hauptflugzeit liegt zwischen Ende Mai und Ende Juli. Die Altkäfer ernähren sich vom Saft verletzter Alteichen, der aus der Rinde tritt. In dieser Zeit finden die Kämpfe mit rivalisierenden Konkurrenten und die Suche nach den Weibchen für die Paarung statt.

Nach Ablage von etwa 50 bis 100 Eiern des Hirschkäferweibchens in der Nähe von morschen Eichenstubben leben die Larven des Hirschkäfers bis zu acht Jahre. Im letzten Entwicklungsstadium sind sie 100 bis 120 mm groß. Dabei ernähren sie sich („schroten“) von in Zersetzung befindlichem, morschem, feuchtem und verpilztem Holz, das sich so mit der Zeit in Mulm umwandelt. Je besser das Nahrungsangebot für die Larve ist, desto größer wird später der Käfer. Die extreme Spezialisierung der Larven und die Abhängigkeit von vermoderndem Eichenholz für Ihre Entwicklung wird hier sehr deutlich.

Nach der Verpuppung, dies geschieht in einer faustgroßen Höhlung (Puppenkammer), geformt aus Erde, Holzteilen und selbstproduzierter Seide im Herbst, überdauert der nun vollentwickelte Käfer den Winter bis zum Mai des nächsten Jahres.