Berkan Kale ist der Inhaberin der Pizzeria: Er steht selbst am Ofen - und ist überzeugt von seinen Pizzen. Foto: Volkmann
Berkan Kale ist der Inhaberin der Pizzeria: Er steht selbst am Ofen - und ist überzeugt von seinen Pizzen. Foto: Volkmann

Velbert. An der Hohenzollernstraße 56 gibt es seit Anfang Mai eine neue Pizzeria: „Pizza Routes“. Das Know-how um Teig und Backvorgang hat der junge Inhaber Berkan Kale aus Italien nach Velbert geholt. 


Die Straße zur Pizza führt in Velbert neuerdings über die Hohenzollernstraße bis zur Hausnummer 56. Dort hatte Berkan Kale gemeinsam mit seinem Cousin Emir Köroglu am 5. Mai eine Pizzeria eröffnet. Die Räume sind klein, die Ambitionen der beiden jungen Männer dafür umso größer: „Viele machen den Teig, drücken den Belag drauf, schmeißen das in den Ofen und sagen: Das ist eine Pizza“, so Kale. „Eine Pizza muss aber mit Liebe gemacht werden“.

Weil Leidenschaft allein nicht ausreicht, sondern auch Rezepte und das Wissen rund um das Pizzabacken hermüssen, haben Kale und Koröglu Kontakt zu einem italienischen Pizzabäcker aufgenommen. Aufgefallen ist den beiden Velbertern der Kenner auf der Videoplattform Youtube. Kurzum haben sie um Rat gefragt – am Ende stand eine Einladung in das Geburtsland der Pizza. Zwei Wochen durften Kale und Köroglu in Mailand über die Schultern des Pizzafachmanns mit rund 30-jähriger Erfahrung schauen und die Geheimnisse mit nach Velbert nehmen. Bis es tatsächlich zu der Reise kam, hatten die beiden Überzeugungsarbeit leisten müssen: Koröglus Vater war zunächst wenig begeistert, hatte sogar Angst um seinen Sohn. Letztendlich hob der Flieger in die Metropole der Lombardei jedoch ab.

Seine erste Pizza? Klassisch: Eine Margherita. Aber auch die müsse gut gemacht sein, so der Hinweis des 20-Jährigen. Es klingt wie ein Appell. Der Teig müsse passen, erklärt Berkan Kale. 48 Stunden gehe die Basis, „damit die Pizza nachher nicht nach Hefe schmeckt“. Auch an die Pizzasoße habe man sich herangetastet, solange „bis das Ergebnis stimmte“. Drei bis fünf Minuten dauert es dann im Ofen bis der Klassiker der italienischen Küche – die neapolitanische Kunst des Pizzabäckers ist als Unesco-Kulturerbe anerkannt – servierfertig ist. Bei ihrer Menükarte halten es die Velberter bewusst übersichtlich: rund ein Dutzend vorgegebene Varianten an Pizzen gibt es, die Kundinnen und Kunden dürfen allerdings selbst kreativ werden und für ihre Lieblingspizza aus verschiedenen Belägen wählen. Der Renner bislang? „Hähnchen mit Hollandaise“, so Kale.

Für Berkan Kale ist die eigene Pizzeria sein großer Traum gewesen; noch mehr, weil er das Projekt gemeinsam mit seinem Cousin hatte umsetzen können. Beide seien von der Kindheit an zusammen. Diese Harmonie – und auch den ungebremsten Elan junger Männer – wollen sie sich für ihr unternehmerischen Handeln bewahren. Für die Bremse an der richtigen Stelle sorgen Kales Vater und sein Onkel.

Die kulinarischen Kreationen kämen gut an, freut sich Kale. Zum Auftakt hatte man eine 50-Cent-Aktion initiiert und prompt rund 375 Pizzen in knapp sechs Stunden gebacken und verkauft. Nach dem Start geht es für die beiden jungen Velberter nun darum, ihren Laden auch wirtschaftlich auf gesunde Füße zu stellen. Unterstützung, auch finanzielle, erhalten sie von ihrer Familie und durch das soziale Netzwerk, das unter anderem in den Velberter Fußballclubs Türkgücü, SSVg und TVD Velbert zu finden ist. Illusionen macht Berkan Kale sich dennoch nicht: Er steht nicht unter Druck, weiß aber, dass er abliefern muss, damit die eigene Pizzeria auch ein Projekt von langer Dauer ist. Rund 120 Pizzen pro Tag sind sein gestecktes Ziel. Und das ist eines von vielen. Die beiden Velberter denken groß: bei einer Pizzeria soll es nicht bleiben. Läuft es wirtschaftlich gut, will man einen weiteren Standort in der Innenstadt eröffnen – und auch dann soll noch nicht Schluss sein.

Täglich von 16 bis 22 Uhr öffnet Berkan Kale den Laden „Pizza Routes“, einen Ruhetag gönnt er sich nicht. Fachliche Unterstützung am Pizzaofen bekommt es zudem von einem weiteren Pizzabäcker, der ursprünglich aus Bangladesch stammt, in Italien gelandet ist und dort gelernt hat und nun in dem Pizzaladen unweit des Beschlägemuseums arbeitet.

Das kurzfristige Ziel von Berkan Kale und Emir Köroglu: Die Bekanntheit steigern. Auf Instagram und Tik-Tok sind sie aktiv, sammeln Follower und hoffen darauf, dass so mancher Fans aus dem Internet den „Weg zur Pizza“ findet – oder alternativ zum Telefonhörer greift.