Die Beta von Diablo 4 zeigt, dass Blizzard sich auf einem guten Weg befindet. Bild: Blizzard
Die Beta von Diablo 4 zeigt, dass Blizzard sich auf einem guten Weg befindet. Bild: Blizzard

Die „Closed Beta“ von Diablo 4 kommt gut an. Lange haben Gaming-Fans warten müssen, um selbst die Hände an den neuen Teil aus der Diablo-Reihe legen zu dürfen, am Wochenende war es soweit: und das Fazit fällt überwiegen positiv aus. Einige Kritikpunkte kristallisieren sich innerhalb der Community dennoch heraus.

Das Jahr 1997 startete in Europa mit einem großen Moment der Videospielgeschichte –  damals wusste das zu diesem Zeitpunkt allerdings niemand. Mit Diablo erschien der erste Ableger aus der nun auf vier Teile angewachsenen Action-Rollenspielreihe von Blizzard Entertainment. In der Rolle eines Heldencharakters durchstreiften Spielende ein in 16 Ebenen unterteiltes Labyrinth, um an dessen Ende gegen den Höllenfürst Diablo persönlich anzutreten. In zwischen steht mit Diablo 4 der neue Ableger längst in den Startlöchern: am 6. Juni wird das Videospiel voraussichtlich erscheinen.

Nun gab es im Vorfeld der Beta bereits viele Stimmen, die darauf hindeuteten, dass der neue Teil halten könnte, was er auf dem Papier verspricht. Zugegeben: die Voraussetzungen waren nach der Veröffentlichung von Diablo Immortal mit seinem aufdringlichen Monetarisierungskonzept alles andere als gut. Die Stimmung in der Diablo-Community war im Keller. Das ändert sich jetzt. Und es liegt an der Qualität von Diablo 4. Zwar sollte man von einem Betatest nicht auf die Release-Version schließen, das Gebotene zeigt jedoch, dass Blizzard nicht nur vieles anders, sondern auch vieles richtig gemacht hat.

Diablo 4: An vielen Schrauben gedreht

Der Charaktereditor legt den Fokus auf Wesentliches, lässt Spielende aber dennoch ihre eigene Figur erstellen. Bild: Blizzard
Der Charaktereditor legt den Fokus auf Wesentliches, lässt Spielende aber dennoch ihre eigene Figur erstellen. Bild: Blizzard

Was im „Closed Beta“-Test besonders deutlich wurde: die Entwickler haben nicht bloß an den kleinen Schräubchen gedreht, um die Diablo-Gameplay-Erfahrung auf ein neues Level zu heben. Blizzard hat an den richtigen Stellen entschlackt, den Fähigkeitenbaum auf notwendige Dinge reduziert und eine Ordnung in das Skill-System gebracht. Hilfreich ist zudem, dass Verbesserungen und Freischaltungen nun charakterübergreifend sind, was vor allem jenen Spielenden zugute kommt, die gern und ausgiebig verschiedene Figuren für Experimente nutzen.

Entschlackt haben die Entwickler aus das Beute-System. Besiegt man Monster, fallen nicht massenweise Gegenstände zu Boden. Blizzard setzt hier auf einen Vereinfachungsansatz: es fällt weniger „Loot“, dafür aber nützlicherer. Die Idee kommt an. Die Beute – sie ist der zentrale Belohnungsfaktor in dem Action-Rollenspiel und ein Motivationstreiber – hat nun einen Wert und damit auch die Jagd nach ihr. Mit Modifikationen und Paragon-Stufen will Blizzard Spielende auch nach Abschluss der Kampagne bei der Stange halten. Ob und wie gut das funktioniert, ist bislang ungewiss. Genau an dieser Stelle bleibt Vorsicht geboten, denn zuvor war es das schlecht austarierte „Endgame“, mit dem Fans bei Diablo 3 ihre Probleme hatten.

Was eigentlich offensichtlich ist, aber dennoch erst auf den zweiten Blick auffällt, ist die neue Perspektive auf das Schlachtfeld. Man ist bei Diablo 4 näher dran am Geschehen; die Kamera zeigt weniger vom Ganzen – und genau das ist ein Vorteil. Statt Gegnermasse dringen kleinere Monster-Gruppen auf die Spielenden ein, doch sie nutzen den begrenzten Platz besser, um Heldinnen und Helden mit Fähigkeiten und Zaubern zu beharken. Die Folge: Diablo 4 spielt sich strategischer und gleichzeitig actionreicher als noch die Vorgänger. Zusammen mit den wuchtigen Effekten, die Kraft vermitteln, machen die Kämpfe mehr Spaß als je zuvor. Die Klassen spielen sich dabei deutlich verschieden, ermöglichen im späteren Verlauf zudem durch Synergien vielversprechende Gameplay-Ansätze.

Und dann ist da noch die Story: Es geht um Lilith, die Fürstin des Hasses. Statt auf eine plumpe Hintergrundgeschichte konzentriert sich Blizzard von Beginn an darauf, die Story schrittweise und auf mehreren Ebenen zu erzählen. Am Ende läuft natürlich alles voraussichtlich auf ein großes Finale heraus, aber der Weg dahin scheint deutlich tiefgründiger gezeichnet zu sein. Die Hauptaufgaben sind interessant, von den Nebenquests kann man das nicht unbedingt sagen. Sie sind teils belanglos und oft um Hol-und-bring-Aufträge gestrickt. Besonders positiv: Diablo 4 ist wieder deutlich düsterer geworden.

Diablo 4: Kritik an Dungeons und UI

Das Benutzer-Interface konnte so manchen Fan nicht überzeugen. Bild: Blizzard
Das Benutzer-Interface konnte so manchen Fan nicht überzeugen. Bild: Blizzard

Was bislang bei den Fans noch nicht so gut ankommt, sind die Dungeons. Die seien zu repetitiv, wie man in den Sozialen Medien nachlesen kann. Das liegt allerdings nicht an der Optik, sondern an der beständig gleichen Aufgabenstellung: Rein ins Verließ, einige wenige Gegenstände sammeln, Boss töten, fertig. Fans blicken Skeptisch auf das Konzept – unklar ist allerdings, ob es hier bis zur Veröffentlichung noch Änderungen geben wird. Bisher ist nicht einmal klar, ob Blizzard im späteren Spielverlauf nicht ohnehin bereits andere Wege gehen wird, um für mehr Abwechslung zu sorgen. Zudem lassen sich die Verließe alleine oder in einer Gruppe betreten, nicht aber mit zufälligen Spielenden – letzteres fällt vor allem wegen des grundlegenden Open-World-Ansatzes negativ auf.

Der zweite große Kritikpunkt an Diablo 4 ist nach Fan-Meinungen die Benutzeroberfläche. Die sei zu steril und passen insgesamt gar nicht zu der ansonsten farbarmen und düsteren Atmosphäre. So mancher Diablo-Fan sieht sich an Mobile-Games erinnert.

Die drei Tage „Closed Beta“ von Diablo 4 lassen zumindest einen ersten vagen Schluss darauf zu, dass Blizzard mit dem neuen Teil der Action-Rollenspielserie mehr richtig machen wird als falsch. Diablo 4 ist eine Runderneuerung der Marke – im Großen wie im Kleinen. Ob sich die Qualität auch tatsächlich durch das gesamte Spiel ziehen kann, entscheidet sich frühesten ab Sommer. Denn dann geht es richtig los.