Geldscheine liegen auf einer Computertastatur. Foto: pixabay
Geldscheine liegen auf einer Computertastatur. Foto: pixabay

Berlin. Die Erhöhung des Leitzinses durch die Europäische Zentralbank kommt nicht auf den Sparbüchern der Verbraucher an. Das hat eine Analyse der Konditionen von 32 Banken und Sparkassen durch den Geldratgeber Finanztip ergeben.


Demnach werden deren Sparbücher aktuell im Schnitt nur mit knapp 0,2 Prozent pro Jahr verzinst. Nach einer Umfrage des Verbandes der Bausparkassen vom April 2023 spart immer noch jeder dritte Bankkunde in Deutschland mittels Sparbuches. Vor genau einem Jahr hatte die EZB den Leitzins das erste Mal erhöht. Nach dem neunten Zinsschritt am Donnerstag um 25 Basispunkte steht er nun bei 4,25 Prozent pro Jahr.

Die meisten Banken zahlen ihren Kunden auf dem klassischen Sparbuch weiterhin nur Zinsen nahe der Nulllinie. So liegt der Zinssatz bei mehr als der Hälfte der untersuchten Institute bei 0,1 Prozent pro Jahr oder darunter. Vier Banken bieten aktuell überhaupt keine Zinsen, bei zwölf Banken sind es 0,001 Prozent pro Jahr. Für 1.000 Euro Guthaben gibt es in diesem Fall gerade einmal 1 Cent Zinsen im Jahr.

Immerhin bewegen sich ein paar Banken etwas deutlicher über der Nulllinie. Die Spitzenwerte in der Finanztip-Untersuchung erreichten die Münchener Bank (1 Prozent pro Jahr), die Ostsächsische Sparkasse Dresden (0,75 Prozent pro Jahr) und die Sparda Bank Baden-Württemberg (0,7 Prozent pro Jahr). Aber auch das bleibt ein ganzes Stück unter den Zinsen bei vergleichbaren Sparprodukten wie dem Tagesgeldkonto. „Mit Tagesgeldkonten fahren Verbraucher deutlich besser. Hier sind 3 Prozent oder mehr Zinsen drin, außerdem ist das gesamte Geld täglich verfügbar“, rät Timo Halbe, Experte für Geldanlage bei Finanztip. Vom Sparbuch kann man normalerweise nur eine bestimmte Summe abheben.

Schneller vom Sparbuch aufs Tagesgeldkonto umschichten

Schnell umschichten vom Sparbuch auf ein hochverzinstes Tagesgeldkonto geht nur mit einer außerordentlichen Kündigung. Dabei können sich die Kunden allerdings die aktuellen Mikrozinsen auf das Sparbuch zu Nutze machen, so der Experte weiter. Um die übliche Kündigungsfrist von drei Monaten zu umgehen, müssen Kunden sogenannte Vorschusszinsen zahlen. “Die betragen meist aber ein Viertel des Sparbuchzinses”, sagt Halbe. “Dank der Mikrozinsen liegen die Vorschusszinsen also praktisch bei Null”. Wer zum Beispiel frühzeitig 20.000 Euro aus einem Sparbuch mit einer Verzinsung von 0,001 Prozent nehmen wolle, zahle in der Regel gerade mal einen Cent Vorschusszinsen, erklärt Halbe mit Blick auf die Preisaushänge vieler Banken. Er rät dazu, sich von der Bank vor der Kündigung ausrechnen zu lassen, wie viel Vorschusszinsen sie im Einzelfall genau fällig werden.

Klassiker: Das Sparbuch

Das Sparbuch ist eine besondere Art des Sparkontos. Traditionell ist es ein tatsächlich existierendes Buch, in dem die Bank Ein- und Auszahlungen notiert. Anders als bei einem Girokonto können Sparer aber nicht jederzeit auf das volle Guthaben zugreifen. Stattdessen gibt es eine Kündigungsfrist – sie liegt in der Regel bei drei Monaten. Meist können Kunden aber bis zu 2.000 Euro pro Monat von ihrem Sparbuch abheben. Benötigen sie kurzfristig einen höheren Betrag müssen sie Vorschusszinsen zahlen.

Finanztip hat die Konditionen von 32 Banken und Sparkassen analysiert. Dabei hat sich der Geldratgeber den Zinssatz für Spareinlagen mit dreimonatiger Kündigungsfrist laut dem aktuellen Preisaushang angeschaut, der üblicherweise für Sparbücher gilt. Teil der Untersuchung waren Sparkassen und VR-Banken in den Großstädten Berlin, Hamburg, München, Köln, Dortmund, Dresden, Bremen und Frankfurt sowie in den fünf zufällig ausgewählten Städten Böblingen, Bad Schwartau, Rudolstadt, Osnabrück und Alsfeld. Außerdem wurden die Zinsen bei vier großen überregionalen Banken, sowie zwei Sparda-Banken ausgewertet.