Die Zahlung im Internet funktioniert meist einfach und ohne hohe Hürden. Foto: pixabay
Die Zahlung im Internet funktioniert meist einfach und ohne hohe Hürden. Foto: pixabay

Velbert. Jüngst hat die Schufa über Änderungen bei der Speicherfrist informiert – die Wirtschaftsauskunftei ist allerdings für Verbraucherinnen und Verbraucher in manchen Situationen ein Schutz vor ungewollter Überschuldung. Vor allem bei „Krediten ohne Schufa“ solle man nach Ansicht von Verbraucherexperten hellhörig werden. Dahinter stecken nicht selten dubiose Angebote. 

Hohe Kosten durch die Inflation und Energiepreiskrise bringen immer mehr Menschen in finanzielle Schwierigkeiten. Damit sie laufende Rechnungen begleichen können, nehmen sie mitunter Kredite auf, sofern das vorhandene Einkommen nicht ausreicht.

„Kredite als schnelle Lösung bei Geldproblemen sind oft ein Trugschluss“, warnt Andreas Adelberger. Er ist Leiter der Beratungsstelle Velbert der Verbraucherzentrale NRW. „Hinter manchen Krediten verbergen sich hohe Kosten“. Auch unseriöse Anbieter trieben ihr Unwesen – so würden verlockende Darlehen beworben, hinter denen „teils völlig sinnlose Verträge stecken“, so Adelberger.

Der Velberter Verbraucherschützer rät: „Wer finanzielle Probleme hat, sollte sich so früh wie möglich mit seinem Budget auseinandersetzen und den monatlichen Einnahmen die Ausgaben gegenüberstellen. Übersteigen die Ausgaben die Einnahmen und sind keine Einsparungen möglich, sollten sich Verbraucherinnen und Verbraucher bei einer anerkannten Schuldnerberatung Hilfe holen.“

Zusatzleistungen bei Kurzzeitkrediten können zur Falle werden

Anbieter von Klein- und Kurzzeitkrediten werben meist mit niedrigen Kreditsummen, die in kurzer Zeit verfügbar und rückzahlbar sind. Der Kreditabschluss soll dabei über das Internet möglich sein – das sei laut Werbeversprechen „ideal“, um zum Beispiel Energierechnungen zu begleichen. Angeblich jedenfalls, denn: Diese Kreditformen können für Verbraucherinnen und Verbraucher teuer werden.

Neben dem meist hohen Zinssatz werden oft „optionale Zusatzleistungen“ angeboten, die für ordentliche Kostenaufschläge sorgen: beispielsweise, um das dringend benötigte Geld schneller auf dem Konto zu haben oder mehr Zeit für die Rückzahlung zu bekommen.

„Ohne die Inanspruchnahme dieser optionalen Zusatzleistungen macht der Kredit für Menschen mit dringendem Geldbedarf häufig gar keinen Sinn“, so die Verbraucherzentrale NRW. Oft nicht erkennbar seien dazu weitere Kosten, die im Falle des Zahlungsverzugs auf die Kreditnehmenden zukommen können.

Auf dem Kreditmarkt tummeln sich zudem Anbieter, die in Anzeigen mit „unbürokratischen, problemlosen Sofort-Krediten“ locken, die man auch in Anspruch nehmen könne, falls „die Hausbank Probleme macht“.

„Hier ist ganz besondere Vorsicht geboten“, warnt die Verbraucherzentrale NRW. Solche Vermittlungen böten häufig keine Darlehen an, sondern Verträge zur „Vermögensverwaltung“ oder „Finanzsanierungen“. Diese seien für Darlehen-Suchende jedoch wertlos. Statt einen Kredit zu erhalten, sollten Verbraucherinnen und Verbraucher für meist gehaltlose Leistungen hohe Kosten zahlen.

Vorsicht bei „Krediten ohne Schufa“

Der erste Schritt hin zu einem seriösen Kreditangebot ist es, dubiose Anbieter zu enttarnen. Einfach ist das nicht, denn sie versuchen insbesondere Menschen mit mäßiger Bonität – und damit einem möglicherweise schon bestehenden finanziellen Druck – anzulocken. „Kredite ohne Schufa“ – das klingt zunächst attraktiv, hat aber laut Verbraucherzentrale NRW oft einen dubiosen Hintergrund. Denn: Eine seriöse Kreditvergabe setzt regelmäßig eine Bonitätsprüfung voraus.

„Wenn die eigene Bank oder Sparkasse ein Darlehen verweigert, ist dies als deutliches Warnzeichen zu verstehen“, so die Verbraucherexperten. „Gerade bei verlockenden Angeboten im Internet ist daher Vorsicht geboten“.

Anschauen soll man sich vor allem die Webseite der Anbieter: Ist ein Impressum vorhanden? Ist der Anbieter in Deutschland ansässig? Gibt es eine Telefonnummer? Werden mit dem Kredit auch weitere Produkte angeboten?

Die simple Faustregel: „Ist das Angebot zu gut, um wahr zu sein, dann ist es meist auch nicht wahr“, so der Rat der Verbraucherzentrale. An dieser Stelle kann der Schufa-Eintrag sich als Schutzmechanismus vor weiteren ungewollten Schulden erweisen.

Eine gern genutzte Alternative ist es, den Dispo-Kredit auszureizen. Allerdings warnen die Verbraucherschützer auch davor: Der allseits bekannte Dispo könne zur Kostenfalle werden, wenn er nicht schnell wieder ausgeglichen wird.

„Wird dieser regelmäßig genutzt, um die monatlichen Lebenshaltungskosten zu decken, kann er – bei Zinssätzen von derzeit um die zehn Prozent und mehr – den Einstieg in die Überschuldung bedeuten“, hieß es.

Statt sich in einen Kreislauf aus immer neuen Krediten zu begeben, sollte man professionelle Hilfe einholen. „Wer absehen kann, dass hohe Rechnungen drohen, die nicht mehr gezahlt werden können, sollte so schnell wie möglich eine anerkannte – möglichst kostenfreie – Schuldnerberatungsstelle aufsuchen“, rät Andreas Adelberger. Fachleute könnten Betroffene dabei unterstützen, sich einen Überblick über die Finanzen zu verschaffen, die ausstehenden Zahlungen zu priorisieren, Einsparmöglichkeiten zu ermitteln oder potentielle Ansprüche auf staatliche Transferleistungen aufzeigen.

Schufa warnt: „Later pay“ als Schuldenfalle

Auch die Schufa selbst warnt im Rahmen der Veröffentlichung des aktuellen Jugend-Finanzmonitors 2022 vor allzu schnellem Geld. Vor allem junge Leute würden verstärkt sogenannten „Buy Now Pay Later“-Angebote nutzen – und damit womöglich direkt in eine Schuldenfalle tappen.

Jetzt kaufen und später bezahlen – das würde häufig von jungen Frauen genutzt. 40 Prozent der Befragten nennen die bequeme Kaufabwicklung als Grund. Dabei sind sich die zumeist jungen Menschen im Alter zwischen 22- bis 25-Jährigen – sie nutzen „Later pay“ laut Schufa-Auswertung am häufigsten – des Risikos sogar bewusst: 90 Prozent halten es für ein großes oder sehr großes Risiko, den Überblick über die eigenen Ausgaben und Finanzen zu verlieren, wenn man gekaufte Ware erst später bezahlt.

Längst nicht jeder, der die späteren Zahlungen nutzt, verpasst auch die Fristen: Rund die Hälfte der Befragten gibt an, noch nie die Zahlung verpasst haben oder eine Erinnerung erhalten zu haben. Allerdings sind rund 27 Prozent selten in eine solche Situation gekommen und bei zehn Prozent passiert es häufig.

Besonders alarmierend: „Das Vergessen der Bezahlfrist ist tendenziell eher bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit geringerem verfügbarem Einkommen der Fall“, so die Schufa. Bei 18 Prozent der Befragten, die selten die Bezahlfrist verpassen oder eine Zahlungserinnerung erhalten haben, hat schon einmal das Geld gefehlt, um die Rechnung zu bezahlen.

Die Extrakosten können immens sein, wie eine Auswertung von Finanztip zu „Buy Now Pay Later“-Anbietern zeigt. Bei Klarna verlangte (Stand: April 2022) einen effektiven Jahreszins von 14,79 Prozent – bei einem Kauf über 499 Euro laufen somit rund 20 Euro an Zusatzkosten innerhalb von sechs Monaten auf; bei Paypal sind es mit einem effektiven Jahreszins von 9,99 Prozent rund 14 Euro. Sogenanntes „BNPL“ ist meist deutlich teurer als der übliche Zinssatz bei einer Bank – dafür kann man die Angebote auch bei kleineren Summen nutzen.

Inzwischen tummeln sich viele Anbieter am Markt: Neben Klarna oder Paypal sind da zum Beispiel Affirm, Riverty oder Mondu. Aber auch Versandshops wie Amazon oder Otto bieten Ratenkauf-Optionen an.

Bei der Schufa rät man dazu, sich die Kosten aufzuschreiben oder mithilfe einer Smartphone-App zu organisieren.

Auch der Finanzierungsmarkt verändert sich stetig. „Neue starke Player entwickeln neue Geschäftsmodelle für digital-affine Menschen, wie zum Beispiel Kleinkredite in Form des sogenannten Buy Now Pay Later, bei dem sich Ratenzahlung und Rechnungskauf vermischen“, sagt Tanja Birkholz, Vorstandsvorsitzende der Schufa Holding AG. Besonders junge Menschen bräuchten daher Wissen und Kompetenzen, um mit entsprechenden Angeboten verantwortungsvoll umzugehen. „Aufgabe der Schufa ist es, Menschen vor Überschuldung zu schützen, daher werden wir diesen Wandel auf dem Kreditmarkt weiterhin aufmerksam begleiten“, so Birkholz.