Die blaue Schleife ist das olidaritätssymbol im Engagement gegen Prostatakrebs - und damit das Pendant zur "pink ribbon" der Brustkrebsprävention. Foto: pixabay/symbolbild
Die blaue Schleife ist das olidaritätssymbol im Engagement gegen Prostatakrebs - und damit das Pendant zur "pink ribbon" der Brustkrebsprävention. Foto: pixabay/symbolbild

Köln. Prostatakrebs gehört mit etwa 100.000 Neuerkrankungen im Jahr zu den häufigsten Krebsleiden des Mannes. Bei der Früherkennung gibt es aus dem Bereich der individuellen Gesundheitsleistung (IGeL) den sogenannten PSA-Test. Den müssen Patienten allerdings selbst bezahlen. Hinweise zu dem Vorsorgetest gibt der Bonner Urologe Reinhold Schaefer:


Im Frühstadium hingegen können Urologen den Tumor weitaus besser behandeln, auch so, dass Erektionsstörungen oder Inkontinenz nur selten auftreten. Männern ab 45 Jahren empfehlen Urologen daher jährliche Vorsorgeuntersuchungen. Als individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) empfehlen die meisten Urologen den sogenannten PSA-Test, der nicht zum Leistungsspektrum der gesetzlichen Krankenkassen gehört. Doch wie sinnvoll ist der Test, der etwa mit 25 Euro aus eigener Tasche bezahlt werden muss?

Reinhold Schaefer, langjährig praktizierender Urologe aus Bonn von der Uro-GmbH Nordrhein, spricht sich für den Test aus: „Negative Auswirkungen der Vorsorgeuntersuchung treten fast überhaupt nicht auf.“ Die Prostata, eine walnussgroße Drüse, gehört zu den inneren Geschlechtsorganen des Mannes. Als Drüse produziert sie die Samenflüssigkeit, in der auch der Eiweißstoff Prostata-spezifisches-Antigen (PSA) enthalten ist. Dieser PSA-Wert, der aus dem Blut bestimmt wird, zeigt bei einer Krebserkrankung Veränderungen.

Die derzeitige Früherkennungsuntersuchung der gesetzlichen Krankenkasse sei laut  Schaefer hingegen eher eine „Späterkennung“. Sie umfasst lediglich das Abtasten der Prostata mit dem Finger vom Enddarm her. Damit kann der Urologe maximal ein Drittel der Oberfläche der Prostata tasten. Wenn dort der Tumor sitzt, ist dieser aber meistens bereits fortgeschrittener Natur. Der PSA-Test kann viel früher Veränderungen aufzeigen.

„Allerdings“, schränkt Schaefer ein, „nicht jeder Befund, der nicht im so genannten ‚Normbereich‘ liegt, deutet auch auf Krebs hin.“ Ein erhöhter Wert könne auch auf eine Entzündung oder eine gutartige Vergrößerung hinweisen. Daher gehöre der Test in die Hände erfahrener Urologen, die die Daten richtig interpretieren und Faktoren ausschließen können, die den PSA-Wert in die Höhe treiben.

Besonders entscheidend sei, wie sich der PSA-Wert im Verlauf mehrere Jahre entwickelt. Daher sollten Männern den Wert regelmäßig bestimmen lassen. Zudem liefert ein veränderter PSA-Wert allein noch keine Diagnose. Manchmal, aber nicht immer muss biopsiert werden. Schaefer: „Wir haben heute gute bildgebende Verfahren, die uns sehr gut hochverdächtige Befunde anzeigen können.“ Mit der Biopsie sollte wegen möglicher Nebenwirkungen sparsam umgegangen werden. Immerhin in 80 Prozent der Fälle stecke hinter einem erhöhten PSA-Wert kein Tumor. Informationen auch unter www.urologen-nrw.de.

Die Verbraucherzentrale NRW weist zudem daraufhin, dass Ärzte laut § 630e BGB gesetzlich verpflichtet sind, über Risiken aufzuklären – auch über solche im Rahmen einer IGeL-Leistung. Bezüglich der PSA-Tests zeige die Studienlage laut Verbraucherzentrale, dass der Test auch Tumore findet, die den Männern mit hoher Wahrscheinlichkeit nie Beschwerden bereitet hätten.

„Auf einen Mann, der dank PSA-Test nicht am Prostatakrebs stirbt, kommen vermutlich 30 Männer, die unnötig behandelt werden, weil ihr Tumor zeitlebens gar nicht aufgefallen wäre“, heißt es von den Verbraucherschützern. „Und die Behandlung hat eben deutliche Risiken wie mögliche Inkontinenz oder Impotenz.“

Der IGeL-Monitor habe den PSA-Test zur Früherkennung mit „tendenziell negativ“ bewertet, so die NRW-Verbraucherzentrale. „Aufgrund dieser Studienlage ist der PSA-Test zur Früherkennung auch bislang keine Kassenleistung.“ Die Abwägung einer Entscheidung untersützt die Verbraucherschutzorganisation mit ihrem Angebot „IGeL-Ärger“ ein: www.igel-aerger.de.

Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF e.V.) schreibt in ihren Leitlinien: „Männer ergebnisoffen über die Vor-und Nachteile beraten werden, insbesondere über die Aussagekraft von positiven und negativen Testergebnissen, Überdiagnosen sowie über gegebenenfalls erforderliche weitere Maßnahmen“.