Wiesbaden. Ein negativer Schufa-Eintrag kann sich in verschiedenen Alltagssituationen ungünstig auswirken, etwa beim Abschluss eines Handy-Vertrags oder der Suche nach einer Wohnung. Wie der „Score“ genau funktioniert, ist jedoch ein Geheimnis – nun setzt die Schufa zumindest auf eine große Änderung.
Transparenz – das wünschen sich vermutlich viele Verbraucher, wenn es um die Einschätzung ihrer Kreditwürdigkeit geht. Bislang gleicht das Warten nach einem Vertragseingang vor allem bei Menschen in einer angespannten finanziellen Situation dem großen Zittern. Das ist manchmal nur lästig, etwas wenn es um den Abschluss eines Smartphone-Vertrags oder eines Rechnungskaufs geht, manchmal jedoch auch einschneidend – beispielsweise beim Abschluss eines Mietvertrags. Mit einer großen Änderungen will die Schufa nun offenbar für mehr Transparenz sorgen und könnte damit gleichzeitig einige Sorgen nehmen.
Um das Image aufzupolieren, möchte die Schufa Verbraucher informieren, falls negative Einträge ihren Scoring-Wert belasten. Darüber hinaus soll laut Tagesschau auch die Datenabfrage kostenlos sein. Aktuell verlangt die Auskunftei dafür knapp 30 Euro oder bietet als Alternative eine eingeschränkte Info-Abfrage an, die dafür nichts kostet.
Schufa: Bonify-App als zentrales Element für neue Pläne
Der Algorithmus des Schufa-Scores ist ein großes Geheimnis, immerhin gibt es inzwischen einen von der Schufa selbst aufgesetzten Simulator, der anhand von sieben Kriterien – darunter die Anzahl der Online-Käufe auf Rechnung, die Anzahl der Kreditkarten oder die Nutzung des Girokontos – einen Score simuliert. Die Schufa klärt zugleich in einem Infobereich darüber auf, welche Kriterien relevanten Einfluss haben und welche nicht: So spiele laut Schufa die Wohngegend oder die Nutzung von Sozialen Medien keine Rolle für den Schufa-Score, auch nicht das Geschlecht oder das Einkommen sowie Vermögen, auf letzterer Informationen hat die Schufa nämlich keinen Zugriff – mit Ausnahme von Immobilienkrediten.
Um die neuen Pläne umzusetzen, wird die Schufa die Bonify-App – voraussichtlich 2024 soll es soweit sein. Umgekehrt bedeutet das allerdings: Verbraucher müssten die Application nutzen und dafür mehr Daten übermitteln. Freiwillig, wie die Schufa bekräftigt. Allerdings gibt es genau an dieser Stelle auch Kritik an den Plänen.
Denn: Die Wirtschaftsauskunftei möchte auf mehr Daten privater Verbraucher zugreifen, teils sogar in sensiblen Bereichen. Die Bürgerbewegung Finanzwende hält die Transparenz-Offensive der Schufa für ein „trojanisches Pferd“. Über 300.000 Unterstützerinnen und Unterstützer zählt eine von der Initiative gestartete Petition. Ein Hauptpunkt der Kritik ist ein lange bekannter: Es geht um einen „fairen Umgang mit Verbraucherinnen und Verbrauchern und Transparenz beim Scoring-Verfahren“, so Finanzwende in einem öffentlichen Appell an die Schufa.
Zweifel an Freiwilligkeit
Die Freiwilligkeit der Datenpreisgabe sieht man bei der Bewegung Finanzwende nicht. Im Gegenteil: „Wer nur mit verbesserter Bewertung Chancen auf eine Wohnung hat, hat bei der Datenweitergabe keine echte Wahl“. Die Schufa gewinne auf diesem Weg wertvolles Wissen.
Bei der Schufa wehrt man sich gegen die Kritikpunkte. In einem Interview betont Bonify-Chef Andreas Bermig, dass die Pläne um die App zu einem positiven Nutzerverhalten führen könnten, bei dem Verbraucher ihre Score nicht nur einsehen, sondern auch beeinflussen könnten. Umgesetzt werden könnte das mitunter durch die Speicherung von (positiven) Daten, womöglich auf Wunsch mit einer längeren Frist als bei den kürzlichen Änderungen. Die Schufa hatte sich verpflichtet, Daten nach einer bestimmten Zeit zu löschen.
Bermig gibt zudem an, man wolle letztlich erreichen, dass „der Kunde in seinem eigenen Datencockpit“ sitze. Er stellt den Transparenz-Gedanken in den Mittelpunkt.
Die Macht der Schufa und anderer Auskunfteien zeigt sich im Alltag: Telekommunikationsanbieter, Energieversorger oder Banken erfragen bei den Wirtschaftsauskunfteien die Kreditwürdigkeit einer Person. Das hat dann mitunter Auswirkungen auf den Erfolg eines Vertragsabschlusses.
Die Schufa selbst gibt an, die Daten von etwa 68 Millionen Menschen gesammelt zu haben. Der Umsatz der Auskunftei: Jährlich rund 250 Millionen Euro.
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