Nahrungsergänzungsmittel für Kinder sollte man nicht eigenmächtig verabreichen. Foto: VZ NRW/adpic
Nahrungsergänzungsmittel für Kinder sollte man nicht eigenmächtig verabreichen. Foto: VZ NRW/adpic

Düsseldorf. Ein Trend in den Sozialen Medien hat Kinderärzte kürzlich zu einer Warnung veranlasst: Eltern sollten ihren Kindern keine Nahrungsergänzungsmittel mit dem Einschlafhormon Melatonin geben, vor allem nicht in Form von Gummibärchen.


erklärt, warum Nahrungsergänzungsmittel problematisch sind und was bei Kindern zu beachten ist.

Melatonin-Gummibärchen können riskant sein: „Melatonin ist ein Hormon und wird als verschreibungspflichtiges Arzneimittel nur bei ganz bestimmten Schlafstörungen eingesetzt“, so Angela Clausen, Expertin für Lebensmittel im Gesundheitsmarkt bei der Verbraucherzentrale NRW. Als Nahrungsergänzungsmittel könne es möglicherweise die Einschlafzeit minimal verkürzen, gerade bei Kindern aber den zirkadianen Rhythmus – also die innere Uhr – völlig durcheinander bringen.

„Die Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin hatte vor Weihnachten vor der unbedachten Einnahme von Melatonin gewarnt, vor allem in Form von Süßigkeiten wie Gummibärchen“, so der Hinweis von Clausen. Es gebe Melatonin auch als Tabletten, Sprays, Tees oder Tropfen. In den USA sei über Todesfälle von Kleinkindern berichtet worden, die möglicherweise in Zusammenhang mit Melatonin-Überdosierungen stehen.

„Gerade eine Fruchtgummi-Form kann zu Überdosierungen führen, da die Bärchen als Süßigkeiten wahrgenommen und genascht werden“, so die Expertin. „Und im Gegensatz zu Arzneimitteln müssen Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln nicht über Gegenanzeigen, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen auf einer Gebrauchsinformation, dem „Beipackzettel“, informieren.

Nahrungsergänzungsmittel sollten bei Bedarf das Essen ergänzen, mehr nicht. „Gerade bei Kindern sollte man sehr vorsichtig sein, um die feinen Regelkreisläufe des Stoffwechsels nicht durcheinander zu bringen“, so Clausen. Das sei vor allem wichtig, weil viele der Kinder-Nahrungsergänzungsmittel recht hoch dosiert seien. „Sie sollten also nicht eigenmächtig gegeben werden, sondern nur nach einer Untersuchung und Beratung in einer Kinderarztpraxis“, hieß es.

Eine besondere Warnung gibt die Expertin, weil im Internet durch Influencer teils anderes verbreitet wird: Der Rat, die Kinder-Nahrungsergänzungsmittel nicht eigenmächtig zu geben, gelte demnach auch, wenn Influencerinnen und Influencer davon berichteten, dass „sie ihre eigenen Kinder dank Melatonin in weniger als fünf Minuten zum Schlafen bringen oder diese endlich durchschlafen und man die Bärchen fein geschnitten auch schon den Kleinsten geben könne“, so Clausen.

Warum sollten auch Erwachsene Nahrungsergänzungsmittel nicht einfach so einnehmen?

„Auch bei Erwachsenen kann der Stoffwechsel gestört werden“, erklärt Angela Clausen. „Kürzlich wurde berichtet, dass Menschen einen Kupfermangel entwickelt haben, weil sie zu hoch dosiertes Zink genommen haben. Auch bei Vitamin D wird zunehmend von Vergiftungsfällen berichtet. Wer Nahrungsergänzungsmittel nehmen möchte, sollte sich im Klaren sein, was diese leisten können und was nicht und bei der Auswahl darauf achten, dass sie nicht höher dosiert sind, als vom Bundesinstitut für Risikobewertung empfohlen.“

Zur Behandlung von Beschwerden oder gar Krankheiten seien Nahrungsergänzungsmittel die falsche Wahl.

Weitere Informationen über Nahrungsergänzungsmittel für Kinder gibt es unter: www.klartext-nahrungsergaenzung.de.