Die Ärztin und Medizin-Bloggerin Dr. Carola Holzner berichtet in den sozialen Medien über ihre Corona-Erfahrungen. Foto: Detlef Kittel/ Universitätsmedizin Essen
Die Ärztin und Medizin-Bloggerin Dr. Carola Holzner berichtet in den sozialen Medien über ihre Corona-Erfahrungen. Foto: Detlef Kittel/ Universitätsmedizin Essen

Essen. Die Leiterin der Essener Notaufnahme und Medizin-Bloggerin Dr. Carola Holzner wird im Internet wegen ihres Engagements rund um die Aufklärung über das Corona-Virus beschimpft und bedroht; die Ärztin wandte sich jüngst in einem offenen Brief an NRW-Ministerpräsident Armin Laschet.

Morddrohungen von Corona-Leugnern erhält die leitende Oberärztin der Zentralen Notaufnahme Nord der Uniklinik Essen, Dr. Carola Holzner, auf ihrer Facebook-Seite, wo sie unter dem Spitznamen „Doc Caro“ über ihre Pandemie-Erfahrungen bloggt.

„Beschimpfungen und einen Shitstorm in diesem Ausmaß habe ich nicht erwartet“, sagt Holzner im Rahmen des Talks „19 – die DUB Chefvisite“ des DUB Unternehmer-Magazins. Viele ließen sich von der Anonymität des Internets zu Beleidigungen verleiten, berichtet die Medizinerin. Für ihre Social-Media-Beiträge rund um das Corona-Virus erntet die Ärztin viel Zustimmung, regelmäßig jedoch auch Kritik sowie Beleidigungen und Beschimpfungen.

Dennoch: Holzner spüre auch einen „unheimlich hohen Informationsbedarf“. Die Medizinerin zeigt sich „irritiert“, dass sie als „Covid-Versorgerin an der Front“ zunächst keinen Termin für ihre Impfung erhalten habe. Dabei sei medizinisches Personal in der Impfkampagne genauso hoch priorisiert wie die Bewohner von Alten- und Pflegeheimen. Ihren offenen Brief an NRW-Ministerpräsident Armin Laschet will sie daher als „Appell und Hilferuf“ verstanden wissen.

Aus Holzners Sicht mangelt es angesichts der Rolle der Bundesländer bei der Umsetzung der Impfungen an zentraler Koordination: „Einer muss die Großschadenslage managen“, fordert Holzner in der Sendung. Eine schnelle Impfung wäre für sie auch ein Zeichen der Wertschätzung: „Wir sind mehr wert als Geklatsche, Schokolade und Streichwurst“, meint die Ärztin mit Blick auf symbolische Geschenke, die das medizinische Personal statt eines finanziellen Bonus zum Teil erhalten habe.

Uni-Klinikchef Professor Jochen Werner betont, dass die aktuellen RKI-Daten durch die Feiertage verzerrt seien. Im Uniklinikum Essen werden weiterhin über 130 Covid-19-Patienten versorgt, 44 davon liegen auf der Intensivstation. In der Essener Notaufnahme sieht Holzner „trotz Lockdowns keine Entlastung“.

Bei „19 – die DUB Chefvisite“ werden von Montag bis Freitag aktuelle Entwicklungen der Corona-Krise in ihren medizinischen und wirtschaftlichen Aspekten diskutiert und eingeordnet – in jeweils 19 Minuten.