Wülfrath. Im Paul-Ludowigs-Haus in Wülfrath hat der Bergisch-Rheinische Wasserverband seine Jahreshauptversammlung abgehalten. Eines der Ergebnisse: eine Gebührenerhöhung.
Thorsten Schmitz, Vorsitzender des Bergisch-Rheinischen Wasserverbands (Beigeordneter und Kämmerer der Stadt Erkrath), kann 97,7 Prozent der stimmberechtigten Mitglieder zur 61. Verbandsversammlung im Paul-Ludowigs-Haus in Wülfrath begrüßen und leitet die Versammlung. In der jährlichen Verbandsversammlung entscheiden die Mitglieder über Finanzen und Entwicklung des öffentlich-rechtlichen Wasserverbands. Dabei geht es nicht nur um kurzfristig wirkende Beschlüsse sondern auch um die Weichenstellung für die Wasserwirtschaft der Zukunft im Verbandsgebiet.
Auf der Tagesordnung steht auch der Wirtschaftsplan für das Jahr 2026 zur Beratung und Beschlussfassung. Geschäftsbereichsleiter Verwaltung, Michael Peters, erläutert die wirtschaftliche Planung für das nächste Jahr und damit einhergehend die maßvolle Erhöhung der Beiträge für die Mitglieder. 4,74 % sind als Steigerung angesetzt. Mit den Beiträgen seiner Mitglieder bestreitet der BRW nicht nur die laufenden Kosten sondern finanziert auch notwendige wie zukunftsorientierte Investitionen. Der Wirtschaftsplan stößt auf 100-prozentige Zustimmung des stimmberechtigten Plenums.
Steigende Anforderungen und vorausschauende Sanierung und Erneuerung der Bestandsanlagen im Bereich Abwasser
„Die europaweit geltenden Anforderungen an die Abwasserreinigung steigen stetig. KARL (kommunale Abwasserrichtlinie) und WRRL (Wasserrahmenrichtlinie) geben Höhe und Fristen der gesetzlichen Forderungen vor. Wir sind auf einem guten Weg“, erläutert Geschäftsbereichsleiterin Kristin Wedmann die angelaufenen sowie geplanten Maßnahmen an der Abwasserinfrastruktur.
„Alle Investitionen, die derzeit getätigt werden, zahlen auf die Ziele der KARL und der WRRL ein und wir gehen davon aus, dass wir die Ziele voraussichtlich erreichen werden. Der BRW ist bestmöglich auf die kommenden Herausforderungen vorbereitet, ohne seine Mitglieder mehr als nötig zu belasten.“
Die gestiegenen Anforderungen an die Elimination von Phosphor aus dem Abwasser erfüllen die Verbandsklärwerke schon heute, hier sind zukünftig nur noch altersbedingte Erneuerungen nötig.
Den geforderten höheren Werten an das Entfernen von Stickstoff im Reinigungsprozess begegnet der BRW mit dem Bau von Zentratwasserbehandlungsanlagen und der Optimierung der Belüftungen in den Belebungsbecken. Einige Maßnahmen konnten bereits umgesetzt werden, weitere sind bis über das Jahr 2029 hinaus geplant.
Auch die geforderte Energieneutralität hat der BRW im Blick. So erfüllt der Verband bereits heute den Anteil Eigenenergieerzeugung von 40% (rechnerisch über alle 22 Verbandsklärwerke), die ab 2035 Pflicht ist. Da die geforderte Prozentzahl nach 2035 immer weiter steigt und schlussendlich in Energieneutralität mündet, muss der BRW bereits jetzt weiter an der Umsetzung seines Konzepts der Energieerzeugung durch erneuerbare Energien und Energieeinsparung arbeiten.
Und KARL fordert zudem die Entfernung von Spurenstoffen aus dem Abwasser, das bedeutet eine 4. Reinigungsstufe für bestimmte Kläranlagen mit angeschlossenen Einwohnern (Einwohnergleichwerten) über 10.000. „Beim BRW trifft das auf 7 größere Klärwerke zu. Die Machbarkeitsstudien laufen bereits, für die Klärwerke Hochdahl und Gräfrath sind sie bereits abgeschlossen“, erklärt Frau Wedmann.
Weniger Niederschlag als im langjährigen Durchschnitt

„Im Jahr 2025 gab es keine extremen Niederschläge zu verzeichnen und es kam zu keinen großen Einstauereignissen in unseren 42 Hochwasserrückhaltebecken. Nach zwei sehr nassen Jahren unterschreitet das Niederschlagsniveau im Jahr 2025 das langjährige Mittel um 8 Prozent. Das Jahr 2025 war somit ein eher trockenes Jahr“, wie Geschäftsbereichsleiterin Wedmann an einer Grafik veranschaulicht. „Hier kann man gut erkennen, wie unterschiedlich die jährlichen Niederschlagsmengen ausfallen können.“
Ökologische Aufwertung von Gewässern und gleichzeitige Schaffung von Retentionsräumen
Aus dem Bereich der Gewässer führt sie zwei Maßnahmen als Beispiele an, bei denen der BRW in 2025 sowohl für eine ökologische Aufwertung an den Gewässern arbeitet bzw. gearbeitet hat und gleichzeitig für einen größeren Retentionsraum als Puffer für größere Niederschlagsmengen sorgt.
Beim Eselsbach in Erkrath konnte ein dritter Gewässerabschnitt naturnah umgestaltet werden und an der Anger in Düsseldorf haben die umfangreichen Maßnahmen des Angerausbaus Abschnitt I begonnen.
Geschäftsführer Engin Alparslan gibt einen Einblick in weitere Aktionsfelder des Verbands. „Es ist nicht nur entscheidend, Auszubildende und Fachkräfte durch breit aufgestelltes Recruiting zu gewinnen“, beginnt Geschäftsführer Dipl.-Ing. Engin Alparslan seinen Bericht, „es ist ebenso wichtig als attraktiver Arbeitgeber seine Mitarbeitenden zu halten.“ Der Sinn hinter der Arbeit eines wasserwirtschaftlichen Verbands und auch das gute Miteinander bedeuten neuen Mitarbeitenden viel. Da im öffentlichen Dienst nicht mit hohen Gehältern gepunktet werden kann, zählen diese Softskills neben flexiblen Arbeitszeitmodellen und der Vereinbarkeit von Beruf und Familie oft zu den ausschlaggebenden Kriterien, langfristig Mitarbeiter zu binden.
„Nur mit qualifizierten, beständigen Mitarbeitenden kann der BRW seine Aufgaben erfüllen, sowohl gute Qualität abliefern als auch verantwortungsvoll und wirtschaftlich handeln.“
Baubeginn der gemeinschaftlichen Klärschlammverbrennungsanlage ist erfolgt
Vom Baustart im Herbst 2025 des Baus der Gemeinschaftsklärschlammverbrennungsanlage (KVB) am Standort Wuppertal-Buchenhofen kann Geschäftsführer Alparslan positiv berichten.
„Die Gemeinschaft der Gesellschafter ist zufrieden, dass das Projekt in die nächste Phase geht und die Zukunft einer wirtschaftlichen Klärschlammverbrennung gesichert ist. Wenn alles wie geplant voranschreitet, können dort bereits 2028 Klärschlämme thermisch nach den hohen Umweltstandards entsorgt werden.“


