Jens Neutag gut getarnt auf der AWO-Bühne. Foto: AWO
Jens Neutag gut getarnt auf der AWO-Bühne. Foto: AWO

Wülfrath. Der Wuppertaler Kabarettist Jens Neutag ist mit seinem Programm „Allein – Ein Gruppenerlebnis“ erstmals im Kulturbistro der Wülfrather AWO aufgetreten. Die Premiere ist dem Künstler geglückt.

Vor ausverkauftem Haus erzählte Neutag die Geschichte eines gewonnenen Survival-Trips durch die Rhön, zwischen Hessen und Thüringen, da „wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen“. Es wurde eine kabarettistische Reise zum inneren Ich, eine pointierte Bestandsaufnahme von Politik und Gesellschaft.

Sein Protagonist machte sich mit drei höchst unterschiedlichen Zeitgenossen auf zu einem Trip durch Wälder zwischen den neuen und den alten Bundesländern. Uwe, ein Afghanistan-Veteran führte die Gruppe. Dessen gespaltene Persönlichkeit, zwischen faschistoidem Gehabe und traumatisiertem Kriegsheimkehrer, führte den Kabarettisten zielsicher zu einer kritischen Bewertung der weltweit tobenden Kriege. Neutag verstand es hervorragend, immer wieder auf sehr ernste und bedrückende Themen lustige Sequenzen folgen zu lassen, die das Publikum lachend zurückließen.

Sein zweiter Begleiter war der politische Berater von Karl Lauterbach, der dem Publikum verriet, warum Karl Lauterbach immer die Talkshows heimsuchte und warum er seit Jahren auf die Fliege verzichtet. Die Lauterbach-Parodien von Jens Neutag waren wirklich hörenswert und wurden mit Lachsalven und Beifall belohnt.

Der dritte Waldwanderer war Krankenpfleger, der dem Publikum sein Herz ob seiner Entlohnung ausschüttete. Was habe man davon von den Balkonen beklatscht zu werden und bei Tarifverhandlungen an der unteren Grenze der Lohnspirale zu landen. In einem Land wie Deutschland sei es beschämend, wenn gerade die Menschen, die sich um die Mitmenschen kümmern, dafür nicht entlohnt werden. Gerechtigkeit sähe anders aus.

Wegen dieser Themen, passend zum 1. Mai als internationalem Tag der Arbeit, habe man auf kritisches und gleichzeitig nachdenkliches Kabarett gesetzt, so Peter Zwilling, Vorsitzender der Wülfrather AWO. Der Abend löste ein, was gutes Kabarett einlösen sollte: denken und lachen auf höchstem Niveau. Jens Neutag löste ein. Ein langanhaltender Schluss-Applaus gab dem Kabarettisten recht.