Wülfrath. Beim Stammtisch des Bürgervereins Düssel ist die heimische Grünen-Bundestagsabgeordnete Ophelia Nick zu Gast gewesen.
“Berlin ist nicht anders als Wülfrath” – gleich beim Eingangsstatement von Ophelia Nick, die selbst Mitglied im Bürgerverein Düssel ist, hätten sich einige der 23 Gäste des Stammtischs erstaunt die Augen gerieben, resümiert Vereinspressewart Reinhart Hassel. Doch das habe Nick schnell aufgeklärt. „Ich war sechs Jahre lang Mitglied im Rat der Stadt Wülfrath und fünf Jahre lang Kreissprecherin der Grünen. Als Ratsmitglied habe ich sehr das kollegiale Miteinander und die Kompromissbereitschaft der Ratsmitglieder, bei allen Meinungsverschiedenheiten aufgrund parteipolitischer Zugehörigkeit, geschätzt. Und ich habe in Wülfrath das Handwerk der Politik gelernt.“
Und, so Nick weiter, das sei nun in Berlin auch nicht anders: „Es geht darum miteinander zu sprechen und gemeinsam Lösungen voranzutreiben, auch wenn man in der Opposition ist.“ Das Zelebrieren der Streitpunkte in der Politik und in den Medien ginge ihr sehr gegen den Strich, weil sie die Realitäten im Umgang miteinander in keiner Weise abbilde, es werde ein falsches Bild von der Politik in Berlin vermittelt. Bei allen Differenzen versuche die Koalition, das Beste für Deutschland herauszuholen.
Von den Bürgerinnen und Bürger fordert Nick mehr Engagement bei der Einholung von Informationen ein: „Viele Menschen wissen gar nicht, was oder wen sie als AFD-Mitglied in den Bundestag gewählt haben.“ Alle demokratischen Parteien müssten gemeinsam versuchen, den Vormarsch der AFD zu stoppen, appelliert die Grünen-Politikerin.
Aktuell ist Ophelia Nick Mitglied im „Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Heimat“ sowie im Sportausschuss. Hier lägen ihre Hauptaugenmerke auf das Bestreben, Deutschland erneut als Austragungsort für die olympischen Spiele zu nominieren und vor allem die Förderung des Breitensports. Dies gälte auch für Wülfrath.
Als tagesaktuelles Problem in ihrem Fachbereich „Landwirtschaft“ nannte sie die einheitliche Kennzeichnung nach den Tierwohlkriterien. Die Verbraucherinnen und Verbraucher hätten ein Recht auf ein verlässliches Siegel. Ausdrücklich nannte sie den Lebensmittelhandel als konstruktive Partner, auch wenn der Großteil der Erzeugnisse noch nicht den Standard der Stufe 3, 4 und 5 hätten. „Aber das ist leider ein finanzielles Problem.“ Für Verbraucherinnen und Verbraucher würde der Umbau der Schweineställe für die Klassifizierung nach Stufe 3 und 4 eine Erhöhung von gut 36 Euro pro Jahr bedeuten. „Es gäbe schon lange ein Konzept zum Tierwohlcent, mit dem Verbraucher eine bessere Tierhaltung unterstützen können. Wir haben es in der Ampel begonnen. Leider wird es in der jetzigen Koalition nicht nachdrücklich genug verfolgt.“ so Ophelia Nick.
Breiten Diskussionsraum nahm auch die Landwirtschaft in Wülfrath und im Kreis Mettmann ein. Insbesondere das Thema Bodenschutz in der Landwirtschaft und das Thema Biogas wurden ausführlich diskutiert. Hier wurde von Margit Hassel-Bähr das Pflügen längs zum Hang am Hahnenfurther Weg angeführt, das bei Starkregen immer wieder zu erheblichen Abschwemmungen wertvollen Bodens führe: „In der Vergangenheit musste der Abwassersammler unter dem Hahnenfurther Weg wochenlang aufwändig von eingetragenem Schlamm befreit werden. Wer zahlt das? Wir, die Gemeinschaft der Steuerzahlenden und nicht der Verursacher!“
Beim Thema „Biogasanlagen“ stellte Ophelia Nick klar, dass die Grünen das Thema „Biogasanlage zur Erzeugung regenerativen Stroms“ gefördert hätten. Dies aber nicht, damit die für die Ernährung wertvollen Äcker mit Mais für die Biogasanlagen missbraucht werden, sondern ausschließlich als Restnutzung für alle in der Landwirtschaft anfallenden Restprodukte, die anderweitig nicht vermarktet werden können. Auf die Aussage eines Teilnehmenden, er missbillige, dass Lebensmittel zur Erzeugung von Energie missbraucht werde, antworte sie: „Da bin ich voll bei Ihnen.“
Eine Vielzahl weiterer Themen war noch Gegenstand eines interessanten, kurzweiligen und informativen Stammtischs des Bürgervereins Düssel, der gegen 21 Uhr endete.