Alexander Lajios, Sozialarbeiter bei der Caritas-Wohnungslosenhilfe, zeigt einen der bemalten
Alexander Lajios, Sozialarbeiter bei der Caritas-Wohnungslosenhilfe, zeigt einen der bemalten "Merksteine". Foto: André Volkmann

Mettmann. Jährlich am 21. Juli wird in vielen Städten in Deutschland der Menschen gedacht, die an den Folgen ihrer Drogenabhängigkeit verstorben sind – so auch in Mettmann.

Sieben Drogentote gab es in den Städten Wülfrath und Mettmann im vergangenen Jahr, zumindest ist das die Zahl, die der Suchthilfe des Caritasverbandes bekannt ist. Die Dunkelziffer wird höher liegen, vermuten die Experten der Beratungsstellen. Mitbekommen hat davon im Alltag kaum jemand etwas, auch das Leid und die Hilflosigkeit der Angehörigen und Freunde der Suchterkrankten bleibt häufig unbemerkt. Zu häufig, meint die Caritas und setzt am Gedenktag der der verstorbenen Drogengebraucherein Zeichen – sichtbar und in diesem Jahr auch hörbar.

Um 14 Uhr läuteten dazu die Glocken der Kirche St. Lambertus. Davor hatte die Sozialarbeiter der Caritas-Suchthilfe einen Gedenkstein aufgestellt. Die Namen jener sieben Menschen waren darauf zu lesen, die im vergangenen Jahr an den Folgen ihrer Suchterkrankung verstorben sind.

Jedes Jahr ein anderes Motto

Der Caritasverband im Kreis Mettmann initiiert die jährliche Aktion jeweils unter einem anderen Motto, jeweils mit anderen Mitteln. In diesem Jahr lagen „Hoffnungssteine“ aus, die man mitnehmen und irgendwo ablegen konnte. Die Botschaften darauf: „Hoffentlich hat Corona bald ein Ende“, „Heimat“, aber auch „Verständnis“.

Sie hätten von jedem stammen können, die Steine wurden jedoch von den Caritas-Suchtberatern gemeinsam mit ihren Klienten in den offenen Sprechstunden bemalt. Jeder Stein steht so für eine Hilferuf, den kaum jemand hört und einen Menschen, den kaum jemand sieht – oder ihn nicht sehen will. „Wir wollen den Verstorbenen eine Stimme geben und das Thema sichtbar machen“, erklärt Liliane Fischer von der Caritas-Suchtberatung, die die Gedenkaktion vor St. Lambertus mitorganisiert hat.

Hunderte besuchen jedes Jahr die Suchtberatungsstellen der Caritas im Kreis Mettmann, weitere die Wohnungslosenhilfe. Beides ist miteinander verknüpft. Im Kreis Mettmann ist das besonders spürbar. „Wir sind der Speckgürtel für die umliegenden Großstädte“, erklärt Sozialarbeiter Alexander Lajios. Das führe zu hohen Mieten. Auch die Vorbehalte einiger Vermieter gegenüber den Klienten der Caritas seien mitunter problematisch. Wohnungslosigkeit kann, muss aber nicht zu einer Suchterkrankung führen. Es ist ein Baustein von vielen. Im Kreis Mettmann drängt sich die Herausforderung der Caritas jedoch auf: „Der Kreis Mettmann liegt auf Platz drei der Wohnungslosenstatistik von Nordrhein-Westfalen“, so Lajios.

Zwischen 380 und 400 Klienten betreut allein die Caritas-Suchthilfe pro Jahr, weiß Katja Neveling. 75 werden psychosozial betreut, 50 im Rahmen eines Wohnprojekts. Die Situation hat sich im Laufe der Jahre verändert, dennoch gebe es für die Caritas-Suchtberatung viel Arbeit. Insbesondere bei der medizinischen Versorgung müsse man anknüpfen, meint Neveling, etwa, wenn es um kooperierende Ärzte geht, die Substitutionsbehandlungen anbieten. Immerhin: Es tut sich diesbezüglich etwas im Kreis Mettmann. „In Wülfrath gibt es seit rund zwei Monaten wieder eine substituierende Ärztin“, so Katja Neveling. Flächendeckend seien die Versorgungsmöglichkeiten aber nicht.

Und so lautet das Motto des Gedenktages in diesem Jahr treffend: „Wohnraum, soziale und medizinische Hilfen müssen ein Menschenrecht sein – ob mit oder ohne Corona“.

Weitere Informationen erhalten Interessierte online auf www.caritas-suchtberatung.de oder unter der Rufnummer 02058 78020.