Agrarstaatssekretärin Ophelia Nick mit der Bundestagsabgeordneten Kerstin Griese auf der Bühne. Foto: Büro Griese
Agrarstaatssekretärin Ophelia Nick mit der Bundestagsabgeordneten Kerstin Griese auf der Bühne. Foto: Büro Griese

Wülfrath. Sozialstaatssekretärin Kerstin Griese (SPD) hat ihre grüne Wahlkreiskollegin, Agrarstaatssekretärin Ophelia Nick, zu der beliebten Gesprächsreihe „Kerstin Griese trifft …“ nach Wülfrath eingeladen. Nick komme selbst aus der Biolandwirtschaft und hat da gearbeitet, stellte Griese ihren Gast vor.

„Bei der Biolandwirtschaft ist es gut, dass sie eine Modelllandwirtschaft ist“, sagte Nick. Es gebe dort weniger Produktivität, aber mehr Klima- und Naturschutz. „Es ist wichtig, dass jemand voran geht“, betonte die Wülfratherin. Nicks Ziel ist es gar nicht, dass hundert Prozent der Landwirtschaft „bio“ werden. „Aber hundert Prozent muss nachhaltiger werden“, wies Nick auch auf das katastrophale Artensterben hin.

Selbstverständlich waren auch die Diesel- und Kfz-Besteuerung sowie die Proteste dagegen ein Thema im Saal der AWO Wülfrath. „Es gibt AfD-Leute, die versucht haben, Bauerndemonstrationen zu kapern“, stellte Griese fest. „Gleichzeitig plant die AfD eigentlich, alle Subventionen für die Bauern zu streichen. Sie wollte die Proteste aber nutzen, um so zu tun, als ob das ganze Land desolat sei.“ Kerstin Griese bedankte sich bei den Bauern im Kreis Mettmann, dass sie sich klar von Rechtsextremisten distanziert haben. Ophelia Nick erzählte: „Als Minister mit Migrationshintergrund ist es für Cem Özdemir nicht einfach, auf Proteste zu gehen, die von der AfD unterwandert sind.“ Deswegen habe das Ernährungs- und Landwirtschaftsministerium mit den Bauernverbänden darüber gesprochen, insbesondere über unerträgliche Äußerungen in Chat-Gruppen.

„Protest ist richtig, denn es macht unsere Demokratie aus.“ Nick sagte, sie sei froh, dass die Ampel einige Entscheidungen zurückgenommen hat, die die Bauern übermäßig getroffen hätten. Jetzt gehe es darum, über die Zukunft der Landwirtschaft in der EU insgesamt zu sprechen. Auch das sei polarisierend: „Da die Biolandwirte, da die konventionellen“, beschrieb Ophelia Nick die unterschiedlichen Interessen.

„Ich will, dass auch die Menschen, die wenig Einkommen haben, sich gesund ernähren können“, sagte Kerstin Griese. Das sei leider oft nicht der Fall. Ophelia Nick sagte dazu: „Das beeinträchtigt auch mein Gerechtigkeitsempfinden.“ Deswegen unterstützt sie den Vorschlag des Bürgerrats, dass jedes Kind jeden Tag in der Kita oder der Schule eine kostenlose und gesunde Mahlzeit erhält.

Martin Dallmann, Vorsitzender der Kreisbauernschaft, sagte, dass es zu viel Bürokratie gebe. Es wäre schon ein Fortschritt, wenn EU-Gesetzgebung eins zu eins übernommen und nicht durch zusätzliche nationale Regelungen bürokratisiert werde. Auch unterschiedliche Mindestlohnhöhen innerhalb der EU seien ein großes Problem, sagte Dallmann in der Diskussion. Nick ergänzte, dass viele Landwirte bereits deutlich mehr zahlen: „Man kriegt ja keine Leute mehr zum Mindestlohn.“ Tatsache sei zudem, dass sich das Ernährungsverhalten deutlich geändert hat und der Fleischkonsum zurückgegangen ist.

Laut Ophelia Nick sei der Strukturwandel gebremst, der zur Aufgabe kleinerer Bauernhöfe führte. „2022 und 2023 hat es gute Jahre für die Landwirte gegeben. Das muss man auch sehen“, konterte die Agrarstaatssekretärin die Kritik an der Ampel.