Betriebsfest anlässlich des 120-jährigen Jubiläums des Lhoist-Werks Flandersbach. Foto: Lhoist
Betriebsfest anlässlich des 120-jährigen Jubiläums des Lhoist-Werks Flandersbach. (v.l.) Foto: Lhoist.

Wülfrath. Mit vier großen Reisebussen sind über den Samstag hinweg fast 800 Gäste durch das Werk gefahren und haben an drei Stationen alles Wissenswerte über das Geschäft mit dem Kalkstein und die Funktionsweisen eines Kalkwerks und Steinbruchs erfahren. Lhoist hatte anlässlich des 120. Geburtstags des Unternehmens zum Familienfest eingeladen. 


Werksleiter Gabor Lang hieß die Beschäftigten und ihre Familienmitglieder willkommen und wünschte allen einen abwechslungsreichen und bunten Tag. Lang würdigte nicht nur das Engagement der heutigen Mannschaft, sondern erinnerte auch an die Generationen von Kalkern, die das Werk mit zu dem gemacht haben, was es heute ist: Das größte Kalkwerk Europas.

Darauf hob auch Bürgermeister Rainer Ritsche ab, der auf Einladung von Perterer und Lang gerne ein Grußwort an die Mitarbeitenden richtete. Ritsche sprach die enge Verbundenheit von Stadt und Werk an. Aber auch die jahrzehntelange gemeinsame Geschichte, die für Wülfrath prägend war und ist, fand Würdigung durch Ritsche. Der Bürgermeister sprach somit auch seinen Dank an die Beschäftigten von Lhoist aus, die am Standort bereits über Generationen aktiver Teil der Gesellschaft sind und seit der Werksgründung durch August Thyssen zur Wertschöpfung in der Stadt beitragen.

Thomas Perterer, Geschäftsführer von Lhoist in Deutschland, bedankte sich bei Bürgermeister Ritsche für die wertschätzenden Worte und schuf eine Verbindung von der Historie bis in die Zukunft. Der Grundstein für den Erfolg von heute sei vor 120 Jahren gelegt worden. Jetzt ginge es erneut darum, bedeutende Meilensteine zu setzen und zu erreichen, um die Zukunft des Werkes aber auch der ganzen Industrie wegweisend mitzugestalten.

Das Kalkwerk Flandersbach im Laufe der Geschichte

Werksleiter Gabor Lang, Bürgermeister Rainer Ritsche und Thomas Perterer, Geschäftsführer Lhoist Germany, bei der Eröffnung der Betriebsfeier. Foto: Lhoist
Werksleiter Gabor Lang, Bürgermeister Rainer Ritsche und Thomas Perterer, Geschäftsführer Lhoist Germany, bei der Eröffnung der Betriebsfeier. Foto: Lhoist

August Thyssen gründete am 23. Oktober 1903 die „Rheinische Kalksteinwerke GmbH, Wülfrath“ – die Geburtsstunde des Werks und der Hauptverwaltung. 500 Kalker förderten damals in schwerster Handarbeit mit Meißel und Bohrstange über 300.000 Tonnen Kalkstein im Jahr. Ende der 50er Jahre waren die Steinbrüche Schlupkothen und Bochumer Bruch erschöpft.

Die Produktion verlagerte sich in der Folge vollständig nach Prangenhaus und Rohdenhaus. 1973 wurde der erste Besuch von Jean Berghmans, dem Vater des heutigen Lhoist-Vorstandsvorsitzenden Baron Jean-Pierre Berghmans, und Léon Lhoist, dem Schwiegersohn des Unternehmensgründers Hippolyte Dumont, im Werk festgehalten. 1997 war es dann soweit: Flandersbach wurde Teil von Lhoist, einem der führenden Kalkhersteller der Welt. 2007 begann der Aufschluss des Steinbruchs Silberberg. Seit einigen Monaten laufen die vorbereitenden Arbeiten am ersten untertägigen Kalksteinbergwerk Nordrhein-Westfalens. Auch ein Meilenstein in der Werksgeschichte.

Derzeit arbeitet Lhoist am größten Klimaschutzprojekt der Kalkbranche: Im Werk Flandersbach soll mit einem Leuchtturmprojekt der erste nahezu CO2-freie Kalk produziert werden. Auch dank der Unterstützung durch die Stadt Wülfrath sowie die Bundes- und Landesregierung wurde das Projekt „Everest“ von der EU für eine Förderung vorausgewählt. Ziel des Projektes ist es, über eine Million Tonnen CO2, die bei der Branntkalkproduktion unvermeidbar freigesetzt werden, aufzufangen und sicher einzuspeichern.

Lhoist hatte den großen Parkplatz vor dem Paul Ludowigs Haus in einen bunten Festplatz verwandelt. Ein Kran zog mutige Gäste in einem Ballon in über 40 Meter Höhe, um einen Blick auf das Werk zu werfen. Neben musikalischer Begleitung durch eine Live-Band, einem Kino, einer Familienzaubershow und einem Gewinnspiel, bei dem die Lademenge in einer Radlader-Mulde geschätzt werden musste, gab es einige weitere unterhaltsame Aktionen. Ein besonderes Highlight war die Durchfahrt der Deutschland Tour, dem größten deutschen Profiradrennen. Der Tross aus 20 Mannschaften mit 120 Fahrern und zahlreichen Begleitfahrzeugen fuhr unmittelbar über die Flandersbacher Straße zwischen Werk und PLH und sorgte für einen besonderen Moment.