Das Kulturfest in der AWO fand viel Anklang bei den Gästen. Foto: Iris Truschinski
Das Ensemble Al Watan mit Joseph Muaka und Sängerin Nadiia Sheremetieva. Foto: Iris Truschinski

Wülfrath. „Lasst uns aufhören, Mauern zu bauen. Das Sterben im Mittelmeer muss ein Ende haben“, mit diesem Appell an die Mächtigen in Europa eröffnete der Vorsitzende, Peter Zwilling, der Wülfrather AWO das Internationale Kulturfest unter dem Motto: „Für Vielfalt – Gegen Rassismus“ zum Abschluss der diesjährigen Wochen gegen Rassismus.


Die AWO in Wülfrath hatte ein buntes Programm mit Kultur und Wortbeiträgen zusammengestellt, das zum Nachdenken anregen sollte. Am Beginn des kurzweiligen Nachmittags stand ein Einspieler der Kölner Kultband „Bläck Fööss“ mit ihrem Lied „Unser Stammbaum“. Ulrike Romund, die sich mit Peter Zwilling die Moderation des Kulturfestes teilte, stellte dieses Lied in einen Zusammenhang mit einer Textpassage aus Zuckmayers „Teufels General“, in der General Harras das Rheinland als „die große Völkermühle und die Kelter Europas“ bezeichnet, dessen Kultur schon immer durch Zuwanderung bereichert wurde.

Mit Zwischenrufen zum Thema des Tages meldeten sich der stellvertretende Bürgermeister Wolfgang Preuß zu Wort, indem er aus der Rede des Bundespräsidenten zitierte; Ophelia Nick, Staatssekretärin im Landwirtschaftsministerium, über ihren „Chef“ Cem Özdemir und dessen Integrationserfahrungen berichtete. Der CDU-Landtagsabgeordnete Martin Sträßer rezitierte das Gedicht „Das Phänomen“ von Hanns Dieter Hüsch, das sich schon 1981 mit den Gefahren des Rechtsradikalismus auseinandersetzte und bis heute an Brisanz nicht verloren hat.

Zwischenrufe: Peter Zwilling und Ulrike Romund (r.) konnten Martin Sträßer (l.) und Ophelia Nick für Statements gewinnen. Foto: Iris Truschinski

Biographien von Zugewanderten standen im Mittelpunkt fast aller Wortbeiträge: Ob es sich dabei um die Kieferorthopädin aus Afghanistan handelt, von der Christel Gruner-Olesen, die stellvertretende Vorsitzende der „Inga“, berichtete, oder den Künstler Hakan Eren, der mit seiner Luftballonkunst nicht nur die Augen der Kinder zum Leuchten brachte.

„Hakanballoon“ schaffte es durch gezielte Förderung und Engagement vom Förderschüler zum abgeschlossenen Kunststudium. Auch der Düsseldorfer Soziologe und Gewerkschafter Nihat Öztürk schaffte den Weg aus den Baumwollfeldern in Ostanatolien, in denen er als 12-Jähriger arbeiten musste, um die vielköpfige Familie zu unterstützen.

Er ließ sich 1973 als Stahlarbeiter anwerben und kam über gezielte Förderung durch Gewerkschaftskollegen und eigenes Engagement zum Studienabschluss in Soziologie. Danach war er viele Jahre IG-Metall-Bevollmächtigten im großen Bezirk Düsseldorf. Nihat Öztürk brachte eine Ausstellung „Migration – Etappen – Konflikte – Anerkennungskämpfe“ mit, die im kleinen Saal der AWO noch zwei Wochen während der Osterferien zu sehen ist.

„All diese Beispiele gelungener Integration machen deutlich, wie wichtig individuelle Förderung und Vertrauen in die Fähigkeiten Zugewanderter ist, damit ein gemeinsames Leben in einer pluralen Gesellschaft gelingt“, so Peter Zwilling gegenüber den Vertretern der Flüchtlingsinitiative, die auf individuelle Förderung setzt und händeringend weitere ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sucht.

Mit Kultur Brücken bauen – das wollten die Initiatoren des Internationalen Kulturfestes. Mit der Hommage auf Mikis Theodorakis stellte die monegassische Opernsängerin Nadia Meroni mit dem Pianisten Gregory Gaynair das Leben einer der größten modernen Komponisten Europas, Flüchtling, Freiheitskämpfer, Gefangener und Politiker vor. Bekannte Lieder und griechische Tänze gehörten zu ihrem Repertoire.

Der Höhepunkt der Veranstaltung war jedoch der Auftritt von Al Watan, dem Wuppertaler Ensemble, das sich 2016 aus einem Projekt, in dem Geflüchtete Musik machten, entwickelte. Unter Leitung von Thomas Horrion bestachen insbesondere die Solisten, wie Joseph Muaka aus dem Kongo, der mit seiner ausdrucksvollen Stimme afrikanische Antikriegsliedern intonierte. Das Publikum feierte ihn.

Mit einer phantastischen Stimme ist die zweite Solosängerin von Al Watan, Nadiia Sheremetieva, ausgestattet. Die Tochter eines Ukrainers und einer Syrerin, neun Sprachen sprechend, lieferte einen bunten Reigen bekannter Lieder aus der Ukraine und dem Arabischen Sprachraum ab. Das Publikum hielt es nach dem Schlusssong „We are the World, we are the Children“ nicht mehr auf den sitzen. Spontan lud das AWO-Kulturteam das Ensemble Al Watan zu einem Konzert ins Kulturbistro für 2024 ein.