Zwei Bagger halten das Transparent: Die GWG Wülfrath wird 100 Jahre alt. Foto: Kling

Wülfrath. „Ein Jahrhundert soziale Verantwortung und städtebauliches Engagement – das ist die GWG“. Mit diesen Worten gratulierte Bürgermeister Rainer Ritsche der Wohnungsbaugesellschaft GWG zum 100-jährigen Bestehen.


Am 6. Juli 1925 ist die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft ins Leben gerufen worden. Heute ist die GWG Wülfraths größtes Wohnungsunternehmen. Gründer waren die Stadt Wülfrath und der Spar- und Bauverein. Die Schaffung von Wohnraum für breite Bevölkerungsschichten war damals das Ziel.

Gratulanten und Festredner: Alexander Rychter, Thomas Hendele, Simon Strecker, Rainer Ritsche, André Herbes, Vorsitzender der Gesellschaftsversammlung, und Landtagsabgeordneter Martin Sträßer. Foto: Kling

Daran hat sich bis heute nichts geändert, stellte Landrat Thomas Hendele auf der Jubiläumsfeier an diesem Sonntag auf dem Gelände der GWG fest. Heute sei die Nachfrage nach Wohnraum erheblich höher als das Angebot, was er mit Sorge sehe. Vor allem junge Leute könnten sich die hohen Mieten nicht mehr leisten. Das, so Hendele, sei eine große Herausforderung für die nächsten Jahre.

Diese Einschätzung teilte auch Alexander Rychter vom Verband der Wohnungswirtschaft. Dem Wohnungsbau gehe es nicht gut, die Baupreise seien zu hoch, es werde viel zu wenig gebaut, sagte Rychter. Zum Glück gebe es die Wohnungsbauförderung des Landes NRW, die höher sei als die aller anderen Bundesländer zusammen.

GWG-Geschäftsführer Simon Strecker und sein 18-köpfiges Team, die Politik, Verwaltung, Geschäftspartner und einige langjährige Mieter zur Geburtstagsfeier eingeladen hatten, wollen sich auch in Zukunft dieser Herausforderung stellen. 1.624 Wohnungen oder Häuser hat die Gesellschaft in den vergangenen 100 Jahren geschaffen. Begonnen hat alles mit den Häusern Schillerstraße 22-26, die auch heute noch im Bestand der GWG sind.

Allerdings hieß die Straße damals Roonstraße, wie die Besucher und Besucherinnen – ebenso wie künftige Gäste der GWG – einer Chronik entnehmen können, die zum Jubiläum geschaffen wurde. Fotograf F. Thomas Müller hat dazu zahlreiche historische Aufnahmen aus seinem Archiv beigesteuert, darunter die Roonstraße aus dem Jahr 1937.

Auf den Tafeln wird die Entwicklung der Gesellschaft dokumentiert. Auch die Geschäftsführer der vergangenen Jahrzehnte, wie zum Beispiel Hans Roedenbeck, der das Unternehmen von 1954 bis 1976 führte, und natürlich Rainer Ingenhoven, den Lenker der GWG über 20 Jahre bis 2005.

In seine Zeit fiel auch das wohl bekannteste Bauprojekt der Stadt: Der Hundertwasser-Kindergarten und die umgebende Wohnbebauung sind der Leuchtturm in der 100-jährigen Geschichte der Gesellschaft – und werden im Rahmen der Chronik ausführlich gewürdigt.

Geschäftsführer Simon Strecker erinnerte bei dem Festakt an viele andere Projekte, zum Beispiel an das GWG-Kerngebiet Havemannstraße/Halfmannstraße oder an die heutige Lhoist-Hauptverwaltung, die die GWG gebaut habe.

Streckers Dank ging vor allem an seine „kleine leistungsfähige Mannschaft“, die dank eines dreiköpfigen Festkomitees auch noch solch eine Jubiläumsfeier organisieren konnte. Viele Beschäftigte gehörten dem Unternehmen schon seit Jahrzehnten an.

Den Spar- und Bauverein aus den Gründerjahren gibt es nicht mehr. Bereits 1953 haben die – damals noch zwei – Kalkwerke die Anteile übernommen, wie Bürgermeister Ritsche in seiner Rede erinnerte. Mit Abstand größter Gesellschafter aber ist die Stadt Wülfrath (85 Prozent).

Gemeinnützig ist die Gesellschaft schon lange nicht mehr. Das lag an einer Gesetzesänderung von 1990, am Unternehmensziel aber hat sich nichts geändert.

Über 50 Prozent des sozialen Wohnungsbaus in der Stadt sei durch die GWG erfolgt, berichtete Landrat Hendele. Damit gehe es auch weiter, erläuterte Geschäftsführer Strecker: Für das Gelände Schillerstraße/Goethestraße seien die Planungen schon weit fortgeschritten.

„Die Früchte Ihrer Arbeit kommen der Stadtgesellschaft zugute“, dankte Bürgermeister Ritsche dem GWG-Team. „Themen wie bezahlbares Wohnen, energetische Sanierung, Barrierefreiheit und nachhaltige Quartiersentwicklung werden uns auch in Zukunft begleiten“, sagte Ritsche. „Ich bin überzeugt: Die GWG wird ihren Beitrag dazu leisten – so wie in den vergangenen 100 Jahren“.

Weitere Fakten

– Zum Jubiläum hat sich das Unternehmen ein neues Logo gegönnt. Es zeigt ein rotes Dach über dem Schriftzug „GWG“ und darunter „Wülfrath“

– Dieses Logo ist auch auf dem Kopf der neuen Unternehmensbroschüre zu sehen mit den Jahreszahlen 1925 und 2025.

– Das aktuell längste Mietverhältnis besteht seit dem 1. Dezember 1956.

– Die GWG hat 670 Wohnungen im eigenen Bestand, dazu 300 Stellplätze und Garagen. Außerdem verwaltet das Unternehmen 1.200 Wohnungen und 100 Gewerbeeinheiten für Dritte.

– Bei dem Neubauprojekt Düsseler Tor entstehen 20 freifinanzierte Wohnungen, die im Winter bezugsfertig sein sollen. Die Investitionssumme liegt bei acht Millionen Euro.