Jede Menge Konfliktpotenzial zwischen Auto- und Fußgängerverkehr: am frühen Morgen vor der Lindenschule in Wülfrath. Fotos: Kling
Jede Menge Konfliktpotenzial zwischen Auto- und Fußgängerverkehr: am frühen Morgen vor der Lindenschule in Wülfrath. Fotos: Kling/Archiv

Wülfrath. Wülfrath macht den Fußverkehrs-Check. Schon bei der ersten Begehung gibt es viel zu erzählen.


Treffpunkt 7.30 Uhr an der Ecke Kastanienallee/In den Eschen. Eine Viertelstunde zuvor: Am Himmel blitzt es. Ergebnis: Nicht alle, die zugesagt haben, kommen zur Begehung. Das Wetter.

Die Fußverkehrs-Checks NRW sind ein Wettbewerb des Landes, genauer gesagt des Verkehrsministeriums mit dem Zukunftsnetz Mobilität. Der “kommunale Fußverkehr” soll gefördert werden. “Was soll das denn nun wieder?”, denkt der ein oder andere dabei. “Wie kann man Fußverkehr fördern?”

Zum Beispiel, indem man Menschen fragt, die zu Fuß in der Stadt unterwegs sind. Was besser werden kann, was gefährlich ist.

Wülfrath hat sich beim Land darum beworben, mitmachen zu dürfen. Eine Initiative von Klimaschutzmanager Gerd Schlüter. Und die Stadt hat den Zuschlag bekommen. Die Resonanz in der Bevölkerung ist allerdings – sagen wir es vorsichtig – nicht riesig. Sechs Menschen haben sich bei Gerd Schlüter zur Begehung angemeldet. Das kann nicht nur an der Uhrzeit 7.30 Uhr liegen.

Es macht aber auch deutlich, worum es beim Fußverkehrs-Check wirklich geht: “Um Sensibilisierung für das Thema”, sagt Kathrin Krienke. Sie ist mit ihrem Team vom Planungsbüro VIA im dunklen in Köln losgefahren, um am frühen Morgen in Wülfrath Überwege, Bürgersteige und Gefahrenpunkte mit den Menschen vor Ort in Augenschein zu nehmen.

“Wir gucken jetzt mit den Augen der Fußgänger”, wird ihre Kollegin Kirsten Niklas später den Kindern erklären, die als Abordnung der Lindenschule beim Rundgang (mit Lehrer) dabei sind.

Überhaupt Lindenschule: Morgens um 7.30 Uhr lässt sich ganz schnell erkennen, wer denn vielfach die Fußgänger und Fußgängerinnen einer Stadt sind: Kinder, insbesondere Schulkinder sind es. Und damit sie sicherer über die Straße kommen, ist der Übergang am Zebrastreifen Eschen/Kastanienallee für Autos verengt worden. Gut für Fußgänger, ein Hindernis für Autos. Es kommt zu Staus.

Überhaupt zieht die Schule wie ein Magnet sternförmig Menschen an. Sie kommen aus allen Richtungen. Es wirkt wie eine Invasion. Und alle kommen zur gleichen Zeit. Und nicht nur zu Fuß.

An der Lindenstraße ist es wie am Flughafen: Autos halten an, um am Abflug die Reisenden herauszulassen. Die Reisenden sind in diesem Fall die Schulkinder, die aus den Wagen springen, und weg ist die Mutti. Und macht Platz für den nächsten Chauffeur.

Gut sind die Gatter vor dem Haupteingang, erzählen die Kinder. Die bremsen zum einem mögliche Radfahrer ab, von denen heute aber keiner zu sehen ist. Sie kämen bei dem Gewusel auch gar nicht durch.

Aber die “Umlaufgitter”, wie Katrin Niklas erklärt, haben auch den Vorteil, dass Autofahrer nicht mehr in den Haupteingang fahren können wie früher. “Super”, sagt Niklas, die Stadt Wülfrath hat da offenbar schon was ganz richtig gemacht.

Nicht ganz so “richtig” ist aus Sicht der Expertin hingegen die Tatsache, dass Linksabbieger (von der Lindenstraße in die Eschen) und Fußgänger gleichzeitig grün haben. Genau darum geht es hier an diesem Punkt der Begehung: den Konflikten zwischen Auto- und Fußverkehr, zwischen Radfahrern und Fußgängern.

Es gibt so viel erzählen, dass die Begehung erst nach einer Stunde an der Ecke Schulstraße/Lindenstraße angekommen ist. Die “Sichtbeziehung” ist hier nicht gut. Vor allem für Autofahrer, die aus der Schulstraße kommen. Fahrradfahrer von links können sie kaum sehen, von der Stopplinie aus schon gar nicht. Und dann müssen sie auch noch auf den Autoverkehr auf der Lindenstraße achten, wenn sie abbiegen wollen. (Wer es noch nicht gesehen hat: Da hängt übrigens ein Spiegel.)

Und dann gilt es noch, auf Fußgänger zu achten. Eine sehr herausfordernde Kreuzung. Gut dass es am Zebrastreifen eine Mittelinsel gibt, wie eine Schülerin erzählte: “Da fühle ich mich sicherer.”

Was diese erste Begehung, die noch weiterzog Richtung Schwimmhalle und Höfchen, alles ergab, wird von den Expertinnen aufgearbeitet. Was verbessert werden kann, soll in einem Workshop im Oktober besprochen werden.

Vorher können Interessierte aber noch bei der zweiten Begehung mitmachen. Treffpunkt am Rathaus ist am Donnerstag, 21. September, um 17 Uhr. Wer mitgehen möchte, kann einfach eine Mail schicken an Klimaschutzmanger Gerd Schülter: g.schlueter@stadt.wuelfrath.de.