Es darf wieder gefeiert werden in NRW. Foto: E Swamy auf Pixabay

Junge Menschen waren und sind von den Einschränkungen der Corona-Krise stark betroffen. Ein Kommentar von Hans-Joachim Kling:

Der Druck, sich beweisen zu müssen, hört für viele Menschen niemals auf. Für junge Menschen ist er besonders groß. Sie müssen in der Schule unter Beweis stellen, dass sie was gelernt haben, sie müssen im Ausbildungs- oder Arbeitsleben zeigen, ob sie hier richtig sind, sie müssen sich entscheiden, wie das mit dem Leben so weitergehen soll, dass sie es nicht versauen.

Dazu noch der Konkurrenzdruck in einer Zeit, in der Castingshows für selbstverständlich statt für menschenfeindlich gehalten werden. Ich oder der andere: Wer bekommt die bessere Note, den Job, das bessere Leben?

Und dann kommt auch noch Corona.

Party machen, alles mal loszuwerden für ein paar Stunden, hinter sich lassen, mit Freunden treffen: All das war (und ist zum Teil) auf einmal verboten. Zunächst durften sich dann „Personen aus zwei Haushalten“ wieder öffentlich treffen. Wer hat da an die jungen Leute gedacht, die nicht mal einen Haushalt haben? Keine Schule, kein Sport. Mit Freunden abhängen, quatschen – alles verboten. Monatelang.

Viele haben es trotzdem getan, mehr oder minder heimlich. Und sie haben sich das im Kopf zurechtgelegt: Corona ist wohl eher Unsinn, was für alte Leute. Betrifft uns nicht.
Und jetzt feiern sie wieder Party. Am Ballermann. In der Altstadt, wo auch immer. Als gäbe es kein Morgen. Als gäbe es kein – Corona.

Nun sind sie in der öffentlichen Wahrnehmung „Idioten“. Gefahr für eine neue Ausbreitung, weil kein Abstand, keine Masken. Nichts. Nun sollen sie vernünftig sein. Schlimm genug. Vernünftig sein müssen sie noch ihr ganzes Leben.

„Zuhause bleiben“ ist für „alte Leute“ manchmal schon schwer, für einige gar nicht, weil: Sie machen es sowieso. Aber sie haben wenigsten ein „Zuhause“, was etwas anders ist, als bei den Eltern zu wohnen.

Party machen, zusammenrotten, treffen, beieinander sein: In einem gewissen Alter ist das so wichtig wie die Luft zum Atmen. In den Zeiten einer Seuche allerdings fast unmöglich.

Vielleicht gelingt es uns ja wenigstens, künftig beim Festlegen von Regeln eine ganze Altersgruppe und ihre Bedürfnisse nicht völlig zu vergessen. Damit der Druck nicht noch größer wird.