"Müssen wir denn wirklich eine Ausgangssperre bekommen?" Bürgermeisterin Dr. Claudia Panke im Super-Tipp-Interview. Foto: Kling

Wülfrath. Der Super Tipp hat ein Interview mit Bürgermeisterin Dr. Claudia Panke geführt zu den Maßnahmen in der aktuellen Corona-Krise.

Frau Dr. Panke, das Rathaus ist geschlossen. Was unternimmt die Verwaltung in der Corona-Krise?

Auch wenn das Rathaus für das Publikum geschlossen ist, sind wir im Einsatz, ob im Rathaus oder im Homeoffice und  unternehmen alle Anstrengungen, um das öffentliche Leben am Laufen zu halten. Der Krisenstab  kommt  täglich zusammen, möglichst auch unter Beteiligung der Polizei und Feuerwehr.  Viele Mitarbeiter arbeiten von zu Hause, da wir dafür sorgen müssen, dass sich die Menschen auch hier im Haus möglichst wenig begegnen. Denn wir müssen einsatzfähig bleiben. Deshalb haben wir auch Teams gebildet, damit im Falle einer Infektion nicht die gesamte Belegschaft in Quarantäne geschickt werden muss.

Aber Besucher laufen vor verschlossene Türen!

Das stimmt, weil der Schutz der Bürgerinnen und Bürger aber auch der Belegschaft vorgeht. Wer beispielsweise einen Ausweis braucht, der bekommt ihn auch. Er muss jetzt nur telefonisch einen Termin vereinbaren. Außerdem haben wir alle Hände voll zu tun, die beschlossenen Maßnahmen umzusetzen. Viele Erlasse haben eine Halbwertzeit von einem Tag oder ein paar Stunden. Wir sind ständig damit beschäftigt, Erlasse, Weisungen etc. in kommunales Handeln umzusetzen. Viele Fragen oder Angelegenheiten können telefonisch oder per Mail erledigt werden und das klappt ganz gut.

Reicht das, was beschlossen wurde, zur Bewältigung der Krise aus, zum Beispiel die Schließung von Spielplätze und Schwimmbädern?

Ich hoffe das sehr, aber wenn ich so manches Verhalten sehe – von Jugendlichen und Erwachsenen-, bin ich entsetzt, müssen wir denn wirklich eine Ausgangssperre bekommen? Teilweise herrschte auf den Spielplätzen Stimmung wie in einem Feriencamp. Und junge Leute feiern Corona-Partys, damit sie sich anstecken und dann immun sind. Das kann doch keiner voraussehen, ob das auch harmlos verläuft. Das ist alles eine große Trotzreaktion nach dem Motto: Mir wird schon nichts passieren. Aber ich hoffe, dass immer mehr Menschen aufwachen und den Ernst der Lage erkennen.

Wie wollen Sie die Lage denn in den Griff bekommen?

Einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sich freiwillig für den Einsatz im Kommunalen Ordnungsdienst gemeldet. Das finde ich sehr lobenswert! Die Spielplätze sind inzwischen gesperrt. Aber wir brauchen vor allem Einsicht und eine Solidarität – vor allem von der jungen Generation gegenüber der älteren.  Die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde beispielsweise hat eine Nachbarschaftshilfe organisiert. Das finde ich klasse und unterstützt die Stadt. Da können junge Menschen ja mitmachen.

In den Supermärkten stehen die Menschen aber immer noch dicht an dicht in der Schlange?

Wir müssen unser Einkaufverhalten ändern, nicht mehr alles auf einmal am Freitag oder Samstag einkaufen. Die Lebensmittelläden können jetzt ja auch sonntags öffnen, um das mehr zu entzerren. Ansonsten müssen wir auf die Vernunft der Menschen setzen. In der neuen Allgemeinverfügung der Stadt Wülfrath ist zudem neu geregelt, dass Warteschlangen durch z. B. Personaleinsatz und Führung von Wartezonen vermieden werden sollen. Hier ist die Stadt bereits im Gespräch mit den Verkaufsstellen des Einzelhandels, die noch geöffnet haben dürfen.

Wie lange wird die Krise uns beschäftigen?

Ich glaube, das wird kein Sprint, sondern ein Marathon. Das wird nicht in ein paar Wochen erledigt sein.  Wir arbeiten jeden Tag mit großem Einsatz daran, die Lage zu händeln. Aber es kommt auf auch jeden Einzelnen an. Ich kann es nur eindringlich wiederholen: Halten Sie sich bitte an die Regeln, Anordnungen und Empfehlungen!