Wülfrath. Wülfraths neuer Bürgermeister Sebastian Schorn hat am Dienstag im Stadtrat seine Antrittsrede gehalten. Hier die Rede im Wortlaut:
Heute stehe ich hier mit großer Dankbarkeit und nicht minder großem Respekt. Dankbarkeit, weil Sie mir Ihr Vertrauen geschenkt haben. Respekt, weil dieses Amt kein einfacher Job ist, sondern eine Aufgabe, die tief ins Leben unserer Stadt hineinwirkt.
Es ist kein Amt, das man allein ausfüllt. Bürgermeister zu sein, bedeutet vor allem, Brücken zu bauen: zwischen Menschen, zwischen Interessen, zwischen Tradition und Zukunft.
Lassen Sie mich mit einem Grundwert beginnen, der mir besonders am Herzen liegt: Respekt.
Respekt ist nichts Abstraktes – er zeigt sich im Alltag: wenn wir uns zuhören, wenn wir Meinungen aushalten, die nicht unsere eigenen sind, wenn wir anerkennen, dass andere Menschen andere Wege gehen. Gerade in Zeiten, in denen Debatten schnell scharf und Worte zu Waffen werden, ist Respekt die Grundlage, auf der wir stehen müssen.
Ich sage es offen: Wir müssen nicht immer einer Meinung sein – aber wir müssen immer in der Lage bleiben, miteinander zu reden. Denn Demokratie funktioniert nicht ohne Gespräch.
Unsere Stadt ist kein Projekt Einzelner. Sie ist das Werk von Vielen.
Von den Menschen, die sich in Vereinen engagieren. Von Eltern, die neben der Arbeit Zeit finden, Jugendmannschaften zu trainieren oder Schulfeste zu organisieren. Von Unternehmerinnen und Unternehmern, die Arbeitsplätze schaffen. Von Ehrenamtlichen, die dort helfen, wo sonst niemand hilft.
Miteinander bedeutet auch: Politik und Verwaltung dürfen sich nicht als Gegenpole verstehen. Wir sind Partner. Unterschiedliche Rollen, ja – aber ein gemeinsames Ziel: das Beste für unser Wülfrath.
Und ich wünsche mir, dass wir diesen Gedanken nicht nur predigen, sondern leben. Ich verspreche Ihnen: Meine Tür wird offenstehen – für Vorschläge, für Kritik, und auch für das Gespräch auf Augenhöhe.
Ein weiteres Thema, das mir wichtig ist, ist unsere Haltung zu Fehlern.
Wir alle wissen: Fehler gehören zum Leben. Sie passieren in Familien, in Unternehmen, und ja – auch in Politik und Verwaltung.
Die Frage ist nicht: Können wir Fehler vermeiden? – Die Frage ist: Wie gehen wir mit ihnen um?
Wie reagieren wir, wenn etwas schiefläuft oder sichtbar wird? Suchen wir Schuldige? Schieben wir die Fehler beiseite, verschweigen sie, hoffen wir, dass sie keiner bemerkt? Oder, nehmen wir sie zum Anlass, genauer hinzuschauen, daraus zu lernen und besser zu werden!
Ich möchte eine Fehlerkultur fördern, die nicht verurteilt, sondern ermutigt, uns nicht lähmt, sondern uns voranbringt. Denn Stillstand, aus Angst vor Fehlern, ist schlimmer als ein Irrtum, aus dem wir gemeinsam wachsen.
Lassen Sie mich auch über eine Seite sprechen, die in der Öffentlichkeit zu wenig Beachtung findet: die Stadt als Arbeitgeberin.
Rund 300 Beschäftigte arbeiten Tag für Tag für das Wohl unserer Stadt. Sie sind es, die sicherstellen, dass Mülltonnen geleert werden, dass Bauanträge bearbeitet werden, dass Kinderbetreuung funktioniert, dass Kultur und Sport gefördert werden, dass das Leben eines Menschen gerettet wird.
Unsere Stadt ist nicht nur ein politisches Gebilde – sie ist eine große Organisation, eine Arbeitgeberin. Und als solche tragen wir, Rat und Verwaltung, gemeinsam Verantwortung:
• dafür, dass Arbeitsbedingungen fair und modern sind,
• dass Familienfreundlichkeit nicht nur ein Wort ist,
• dass Weiterbildung und Entwicklungsmöglich-keiten selbstverständlich sind.
Wie wir als Politik über unsere Verwaltung sprechen und mit ihr umgehen, hat Wirkung – nach innen und nach außen. Es prägt, wie motiviert unsere Beschäftigten sind. Und es beeinflusst, wie attraktiv wir für diejenigen sind, die sich bei uns bewerben wollen.
Respekt, Vertrauen und Wertschätzung sind sowohl eine Frage des guten Miteinanders, als auch ein Zeichen dafür, wie wir als Stadt und Arbeitgeberin wahrgenommen werden.
Nur mit motivierten, anerkannten und gut unterstützten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kann diese Stadt auch in Zukunft stark sein.
Liebe Anwesende,
die kommenden Jahre werden uns Herausforderungen bringen – sei es durch den Wandel unserer Innenstädte, durch Klimaschutz, Digitalisierung oder die sozialen Fragen, die uns alle betreffen.
Ich habe keine Illusion: Es wird nicht leicht. Aber ich bin überzeugt, dass wir gemeinsam mehr erreichen können, als wir heute vielleicht glauben.
Wir brauchen dabei Klarheit – und ab und zu auch Humor. Denn Humor hilft, Spannungen zu lösen und Distanz zu schaffen, wenn die Dinge zu groß erscheinen. Vielleicht ist das eine der wichtigsten Zutaten für gute Politik: sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen, aber die Aufgabe sehr ernst.
Lassen Sie uns also Wülfrath nicht nur verwalten, sondern gestalten.
• mit Respekt.
• mit einer wahrhaftigen Kultur des Miteinanders.
• mit Mut zum Ausprobieren – und zur Korrektur, wenn etwas nicht klappt.
Und mit der festen Überzeugung, dass wir hier, in unserem Wülfrath, ein Stück Zukunft bauen, das sich sehen lassen kann.
Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen.
Ich freue mich auf die kommenden Jahre der Zusammenarbeit – und darauf, gemeinsam Geschichte zu schreiben, die nicht in dicken Büchern steht, sondern im Alltag unserer Stadt lebendig wird – Es ist mir eine Ehre, Bürgermeister von Wülfrath sein zu dürfen!


