Velbert. Jörg Schwenzfeier hat nach „Letzter Bus Gruiten Dorf“ sein zweites Buch im Velberter Scala-Verlag veröffentlicht. In „Kaminholzverleih“ geht es um Geschichten mit Lokalkolorit, auch mit weihnachtlichem Bezug. Es geht aber auch um eher Ungemütliches, das in spannenden Kurzgeschichten erzählt wird.
Es ist eine Tradition von Jörg Schwenzfeier seinen Lieben, den Arbeitskollegen und Bekannten zu Weihnachten etwas mehr zu kommen zu lassen, als einen simplen Gruß. Seit einigen Jahren gibt es jedes Mal im Advent eine berührende Weihnachtsgeschichte aus der Feder des Autors. „Manche lesen sich meine Geschichten sogar unter dem Weihnachtsbaum vor“, ist Schwenzfeier selbst angetan vom Anklang auf seine meist frei erfundenen Erzählungen.
Eine in dieser Reihe der Weihnachtsgeschichten ist der Kaminholzverleih. Kurz gesagt kommt darin einem findigen und überaus erfolgreichen Unternehmer die neue Geschäftsidee, Bedürftigen Kaminholz für den Winter zu verleihen. Zunächst wird er von allen Seiten dafür belächelt. Doch der Erfolg gibt ihm schon bald Recht, denn das Geschäft mit dem Brennstoff läuft überaus gut an. An Wärme in den eigenen vier Wänden will und kann kaum einer sparen.
Eine Geschichte, die Schwenzfeier schon letztes Jahr Weihnachten getextet hat. Im Rückblick erscheint sie geradezu visionär, stehen doch gerade viele Menschen angesichts hoher Energiepreise vor ähnlichen Problemen wie damals die Kaminholz-Leiher. Bei Schenzfeier jedenfalls gelangt der Verleiher zu einer für ihn völlig überraschenden Erkenntnis. Und die Geschichte daraufhin zu einem friedvollen Abschluss. Absolut geeignet, sie unter dem Tannenbaum zu lesen.
Der Kriegsausbruch am 24. Februar dieses Jahres hat Schwenzfeier dazu bewegt, seine Begegnung und bis heute währende Freundschaft zu Ryszard Zajac als kurze Erzählung in sein Buch aufzunehmen. Der polnische Künstler geriet schon als junger Mann mit dem politischen System in Konflikt, als er bei Demonstrationen während des Prager Frühlings für ein freies Prag kämpfte.
Das Erlebte und seine Einstellung – „aufrecht“ zu sein – haben seine künstlerische Tätigkeit, als Musiker und Bildhauer, bis heute geprägt. Eines seiner jüngeren Werke, das Zajac noch vor dem Kriegsausbruch schuf, zeigt die Grauen des Krieges wie er sie befürchtet hat.
Eine weitere ungemütliche Geschichte spielt im Zweiten Weltkrieg, in Velbert-Langenberg, wo 1944 ein britischer Bomber abgeschossen wird. Bis auf einen Mann stirbt die komplette Besatzung beim Absturz. Aber auch der einzige Überlebende stirbt, bevor er das Krankenhaus erreicht. Nicht in Folge einer Verletzung, sondern durch einen Genickschuss. Ein Akt der Selbstjustiz zum Ende des Krieges.
Mit seinen Geschichten möchte Jörg Schwenzfeier unterhalten und gleichzeitig zum Nachdenken anregen. In der Regel sind die Erzählungen fiktiv, meist haben sie jedoch einen autobiografischen Bezug des in Heiligenhaus aufgewachsenen Autors. Die Erzählweise ist eher kurz und prägnant, was die Lektüre von „Kaminholzverleih“ zu einem kurzweiligen Vergnügen werden lässt.
Das Buch mit Illustrationen von Jürgen Scheidsteger ist 88 Seiten stark und bestellbar unter der ISBN 978-3-9824061-1-4 zum Preis von 14,80 Euro.