Sie wollen, dass es bekannter wird, welche Möglichkeiten es zur Förderung von Kindern aus armen Familien gibt: Pia Peuser und Wülfraths Sozialamtsleiter Mike Flohr. Foto: Hans-Joachim Kling

Wülfrath. Die Stadt Wülfrath will das Angebot „Bildung und Teilhabe“ einer breiteren Öffentlichkeit bekannt machen. Das ist auch Ziel von Pia Peuser, die im August ihren Dienst im Sozialamt angetreten hat.


Es geht um Kinderarmut und ihre Folgen. Das Bundesverfassungsgericht hatte 2010 festgestellt, dass in Hartz-IV-Famlien zu wenig Geld da ist, um die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen nach Bildung und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben decken zu können.
Statt einer Erhöhung des Regelsatzes beschloss der Gesetzgeber ein Maßnahmenpaket unter dem Titel „Bildung und Teilhabe“. So soll das Fördergeld gezielt für die Belange der Kinder ausgegeben werden und nicht in den allgemeinen Finanztopf der Familie fließen.

elche Möglichkeiten das Paket enthält, ist offenbar immer noch vielen Betroffenen nicht bekannt. 175 Kinder in Wülfrath beziehen Leistungen aus dem Paket. Nach Schätzungen von Sozialamtsleiter Mike Flohr dürften so um die 600 Jungen und Mädchen in Wülfrath aber anspruchsberechtigt sein.

Bei vielen Geringverdienern dürfte es aber nicht nur Unwissenheit sein, ist Flohr überzeugt. Aus Scham nähmen sie die Förderung nicht in Anspruch. So soll bespielsweise im Sportverein niemand erfahren, dass eine Familie kein Geld für den Mitgliedsbeitrag hat.

Das aber sind die Angebote, die sich unter dem Begriff „Teilhabe“ verbergen. Kinder von armen Familien sollen nicht von Sport oder Kultur ausgeschlossen werden, weil kein Geld da ist. Für die Übernahme von Mitgliedsbeiträgen stehen pro Kind bis zu 180 Euro im Jahr zur Verfügung.

Solche Mittel zur „Teilhabe“ werden aber nur sehr selten abgerufen. Eher nehmen Betroffene Zuschüsse zum gemeinsamen Mittagesssen, zu Auflügen und Klassenfahrten in Anspruch. In den Wülfrather Kindergärten wissen die Verantwortlichen schon gut Bescheid, berichtet Pia Peuser. In ihren ersten Wochen hat die 26-jährige Sozialarbeiterin schon fast alle Kitas abgeklappert, um mit ihnen über das Paket ins Gespräch zu kommen. Mit den Schulen hat sie Termine vereinbart.

Bei Pia Peuser können Interessierte auch erfahren, wer anspruchsberechtigt ist und welche Leistungen bezuschusst werden, zum Beispiel auch Schulbedarf und Nachhilfe. Die Eltern müssen nur einen Antrag ausfüllen, bei dem sie ankreuzen können, welche Unterstützung in Anspruch genommen werden soll. Zur Belegung dieser Ansprüche müssen dann entsprechende Bescheinigungen eingereicht werden, vom Kindergarten, der Schule oder dem Sportverein zum Beispiel.

Pia Peuser ist im Rathaus zu ereichen unter der Rufnummern (02058) 18362 oder per Mail unter p.peuser@stadtwuelfrath.de.

Sozialamtsleiter Mike Flohr hofft, dass mehr Bedürftige als bisher sich trauen und sich bei der Stadt melden. „Es gibt einen gesetzlichen Anspruch auf diese Leistungen.“