Die Kommunalwahlen finden am 13. September 2020 statt. Foto: pixabay
Am Sonntag finden die Kommunalwahl in NRW statt. Foto: pixabay

Kreis Mettmann. Am Sonntag, 13. September, ist Kommunalwahl in NRW. Ein Kommentar zur Wahl von Hans-Joachim Kling

Eigentlich ist die Kommunalwahl die spannendste aller Wahlen. Bei den anderen wissen wir ja meist schon vorher, wie es laufen wird. Schließlich werden wir wochenlang mit Umfrageergebnisse überschüttet. Nicht so bei der Kommunalwahl hier vor Ort. Du hast keinen Schimmer, wie es ausgeht.

Es gibt Städte, da ist völlig offen, wer der nächste Bürgermeister, die nächste Bürgermeisterin wird. Oder wer auf Platz zwei landet und damit in die Stichwahl kommt.

Bei der Kommunalwahl geht es um Menschen aus Fleisch und Blut. Viele kennen sie, haben sie schon mal gesehen oder gesprochen. Um Menschen, die irgendjemandes Nachbarn, Verwandte oder Freunde sind.

Bei anderen Wahlen kennen wir die Kandidaten und Kandidatinnen meistens nur aus dem Fernsehen – also eigentlich gar nicht.

Bei der Wahl vor Ort geht es vermutlich noch mehr um Sympathien, Wahlprogramme hin oder her. Wir wählen nach unseren Grundüberzeugungen, aber niemals jemanden, den wir nicht leiden können.

Natürlich geht es auch darum: Kann der das, kann die das? Wir wählen ja auch einen Chef, eine Chefin der Stadtverwaltung. Aber sympathisch muss er oder sie uns schon sein. Sonst geht gar nichts.

Und wir wählen den Stadtrat, die Leute, die mitentscheiden, was hier vor Ort passiert, hier wo wir leben. Was wir niemals wählen: „die Politik“. Die gibt es nämlich gar nicht.

Natürlich finden sich in allen politischen Gremien Rechthaber und Besserwisser, und wenn die erst einmal aufeinander losgelassen werden, dann ist das so unangenehm wie der Zoff um Politik am Weihnachtsabend im Familienkreis.

Der „Diskurs um den richtigen Weg“ hört sich so herrlich demokratisch an. Die Realität ist allerdings manchmal eher ätzend. Vielleicht ist deshalb Politik für viele Menschen etwas, mit dem sie nichts zu tun haben wollen.

Aber dieses Bild in vielen Köpfen überlagert den Kern der Politik vor Ort: das freiwillige, ehrenamtliche Engagement. Wer von uns anderen würde denn Abende und Abende verbringen wollen, um über die lokalen Projekte und Ideen zu ringen, die dann auch noch so schwer umzusetzen sind? Und dann immer und immer wieder die gleichen oder ähnlichen Themen, weil die Welt sich nun mal im Kreis dreht.

Es ist mühsam. Aber es gibt Menschen, die machen das. Für uns alle. Manche seit Jahrzehnten. Und dafür werden sie vom ein oder anderen dann auch noch dumm angequatscht. Da ist die Aufwandsentschädigung, die sie bekommen, wenn sie gewählt werden, eher ein Schmerzensgeld. Mich wundert es immer wieder, dass es Menschen gibt, die sich so etwas „antun“. Aber es gibt sie.

Wir sind doch auch sonst bereit, all die Ehrenamtler zu feiern, die unsere Gesellschaft am Laufen halten. Wir sind bereit, öffentlich für sie zu klatschen. Wir sollten das auch für die Menschen in der Politik tun. Die sich für uns einsetzen, wozu die meisten von uns nicht bereit sind.

Bei der Kommunalwahl geht es nicht nur um Bürgermeister, sondern auch um Politiker und Politikerinnen vor Ort. Auch sie sind: Helden des Alltags. Wir sollten sie feiern. Oder zumindest wählen. Am Sonntag ist Gelegenheit dazu.