Gerd Helmut Diestler, Konjunkturexperte der IHK. Foto: Kling
Gerd Helmut Diestler, Konjunkturexperte der IHK Düsseldorf. Foto: Kling

Kreis Mettmann. „Leicht positv“ schätzt die Wirtschaft im Kreis Mettmann die Geschäftslage ein. Damit hatten die wenigsten im Herbst gerechnet.

Die IHK Düsseldorf hat vom 5. bis 20. Januar im Kreis Mettmann eine Konjunkturumfrage unter 244 Betrieben mit zusammen 18.300 Beschäftigten durchgeführt.

„Auf den Energiemärkten ist es in den letzten Monaten zu einer gewissen Entspannung gekommen“, meldet die Industrie- und Handelskammer. „Die Preise sind von ihren Höchstständen letzten Sommer wieder deutlich gesunken. Akute Energieengpässe mit entsprechenden Rationierungen sind bislang nicht eingetreten. Sie werden zumindest für die nächsten Monate so gut wie ausgeschlossen.“

„Da zugleich die Engpässe bei Rohstoffen, Materialien und Vorprodukten allmählich abnehmen und für den Handel das Weihnachtsgeschäft passabel war, schätzt die Wirtschaft im Kreis Mettmann ihre Geschäftslage zu Jahresbeginn 2023 weiterhin leicht positiv ein“, beschreibt IHK-Konjunkturexperte Gerd Helmut Diestler das Ergebnis der aktuellen Befragung.

Das gelte für alle Branchen mit Ausnahme der Dienstleister, bei denen sich positive und negative Meldungen genau die Waage hielten.

„Der Start ins neue Jahr ist damit geglückt, womit die Wirtschaft noch im letzten Herbst so nicht gerechnet hatte“, kommentiert Diestler erfreut. Angesichts der weniger trüben Rahmenbedingungen blicke die Wirtschaft im Neanderland nun auch nicht mehr so ausgemacht negativ auf das Jahr 2023 wie noch im letzten Herbst.

In Zahlen ausgedrückt: Über eine aktuell gute Geschäftslage berichten 36 Prozent der Betriebe, denen 17 Prozent in schlechter Lage gegenüberstehen. Zusammen sind die Erwartungen für das Jahr 2023 sind gegenüber letztem Herbst merklich angestiegen, deuten aber immer noch auf einen Rückgang der Geschäftstätigkeit in den nächsten Monaten hin.

„Das schlimmste Szenario einer tiefen Wirtschaftskrise scheint damit abgewendet zu sein“, analysiert Diestler. „Die Erwartung eines Konjunkturabschwungs besteht aber weiterhin.“

Denn die Herausforderungen blieben groß durch das immer noch hohe Energiepreisniveau, die inflationsbedingte deutliche Kaufkraftminderung und die schon seit geraumer Zeit rückläufige Nachfrage nach Industrieprodukten.

Letzteres konnte bislang noch weitgehend durch die Bearbeitung bestehender Aufträge kompensiert werden, so dass die Auslastung von Maschinen und Anlagen sogar in etwa gleichgeblieben ist. Aber über Kurz oder Lang dürfte das bei anhaltender Nachfrageschwäche ein Ende haben.

Entsprechend vorsichtig sind die Geschäftserwartungen der Industriebetriebe, die von einer Verschlechterung ihrer Geschäftslage ausgehen.

Das hat Folgewirkungen bei den entsprechend ausgerichteten Großhändlern, die aktuell eine gute Lage melden, aber befürchten, dass dies nicht so bleibt.

Die Bauwirtschaft scheint ganz gut über den Winter zu kommen. Der Einzelhandel ist aktuell wegen eines passablen Weihnachtsgeschäfts leicht zufriedener als im Herbst. Er befürchtet aber wegen der großen Belastungen der privaten Verbraucher durch Reallohnverluste und hohe Energiekosten merklich eine Eintrübung seiner Geschäfte.

Bei den Dienstleistern zeigt sich das in letzter Zeit schon gewohnte gespaltene Bild: Allerdings stehen nun personenorientierte Dienstleister wie Touristiker und Gastronomen sowie die Freizeit- und Unterhaltungsbranchen besser da als etwa die Logistiker.

Tourismus und Gatsronomie profitieren in der ersten kalten Jahreszeit seit Anfang 2020 ohne Coronabeschränkungen weiter vom Nachholbedarf der privaten Verbraucher.

Die weiterhin erwartete Konjunkturflaute wirkt sich auch auf die Investitionspläne der Betriebe im Kreis Mettmann aus. Es überwiegen weiterhin diejenigen mit rückläufigen Budgets.

Der Arbeitsmarkt hingegen zeigt sich nach Einschätzung der Kammer „bislang sehr robust“: „Die Beschäftigung ist noch gestiegen und die Arbeitslosigkeit zurückgegangen.“ Da die Wirtschaft nun auch nicht mehr einen Absturz in eine tiefe Rezession erwarte, wollten im laufenden Jahr doch wieder etwas mehr Betriebe zusätzliches Personal einstellen als ihre Mitarbeiterzahl reduzieren. „Behindert werden sie dabei durch anhaltende Schwierigkeiten, zügig geeignete Arbeitskräfte auf dem Arbeitsmarkt zu finden“, meldet die IHK.