Supermarkt 'real' Ausverkauf wegen Geschäftsschließung.
Alles muss raus: Ausverkauf bei "Mein Real" in Wülfrath bis Ende Februar. Danach kommt Kaufland. Foto: Kling

Wülfrath. Aus „Mein Real“ wird Kaufland: Am 14. März soll der Markt an der Fliethe in Wülfrath unter neuem Namen eröffnen. Noch bis Ende Februar läuft der Schlussverkauf bei „Mein Real“.

„Wir sind alle sehr zufrieden und erleichtert“, sagt Marktleiter Peter Drosten. Denn für die Belegschaft waren die letzten Monate wieder eine Zitterpartie. Die begann eigentlich schon vor vier Jahren, als die Metro Real an eine Investorengesellschaft verkaufte. In langem Ringen wurden Lösungen für die damals 276 Standorte und 34.000 Beschäftigten gesucht.

Vor zwei Jahren sollte der Wülfrather Real-Markt zunächst zu Edeka werden. Der Ausverkauf hatte schon begonnen, doch eine Einigung kam letztlich nicht zustande. So hieß es „Real bleibt Real“, Peter Drosten und die Belegschaft freuten sich über eine „sehr gute Lösung“.

So gut war die aber gar nicht, wie sich schnell zeigen sollte. „Mein Real“ konnte verlorene Kundschaft nicht zurückgewinnen. Ende September dann die nächste Hiobsbotschaft: Das Unternehmen stellte den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Wieder stand die etwa 80-köpfige Belegschaft vor dem Aus.

Im November dann Aufatmen bei den Beschäftigten: Der Wülfrather Markt wird von Kaufland übernommen, lautete die Nachricht. Entsetzen dagegen in Heiligenhaus: Der Markt wird Ende März 2024 geschlossen, hieß es in der Mitteilung von „Mein Real“.

In Wülfrath steht jetzt der Übergang an. „Die Zeit läuft“ steht auf bunten Schildern, „wir schließen diese Filiale“. „Mein Real macht die Regale leer“, vermeldete der Super Tipp Anfang des Monats.

Am Eingang in den Markt empfangen jetzt im Preis heruntergesetzte Waschmaschinen die Kundschaft. Wer heiße Sommertage heute schon im Blick hat, findet nebenan stapelweise Ventilatoren.

Spielwaren sind aktuell um 25 Prozent reduziert, wie unzählige Schilder an den Regalen versichern. Es gibt E-Bikes und Fahrräder, ebenfalls heruntergesetzt. Wer mit offenen Augen durch die Reihen läuft, wird staunen, was es alles gibt: Planschbecken beispielsweise, die hier „Pool Set“ heißen, oder Kaffeevollautomaten.

Die Regale leeren sich Tag für Tag, der Ausverkauf ist allgegenwärtig. Nur das Markt-Radio lässt sich nichts anmerken. „Lieder“ von Adel Tawil klingen aus den Lautsprechern, danach der aktuelle Wetterbericht.

Am 29. Februar, den es bekanntlich nur alle vier Jahre gibt, endet die Zeit von „Mein Real“. „Am 1. März geht es direkt mit Kaufland weiter“, erzählt Peter Drosten, der Marktleiter bleiben wird. Auch die Belegschaft wird übernommen wird. „Alle sind froh, wieder sichere Arbeitsplätze zu haben“, sagt Peter Drosten.

Eröffnung für die Kundschaft soll am 14. März sein. Auch für die Geschäfte in der Eingangspassage geht es weiter.

Frischetheke mit Wurst und Käse im Supermarkt.
Eine Frischetheke wie bei Real wird es im neuen Supermarkt nicht geben. Foto: Kling

Kommentar: Konkurrenz schläft nicht

Mit „Ric“ fing 1975 alles an. Der Supermarkt in der Fliethe veränderte alles. Wohl kaum eine Einrichtung hat in den letzten (fast) 50 Jahren so großen Einfluss auf die Stadtentwicklung genommen. Heute noch heißt das Motto bei „Mein Real“: „Einmal hin – alles drin“. Das galt schon damals. Kostenlose Parkplätze direkt vor der Tür, alles mit einem Einkauf erledigen. Das revolutionierte in den siebziger Jahren allerorten die Einkaufswelt. Kleine Geschäfte hatten das Nachsehen und verschwanden vielfach.

Samstags war bei Ric, später bei Interspar, Ansturm wie an einem Stadion. Menschenmassen strömten. „Halb Mettmann“ kam zum Einkauf nach Wülfrath. Auch der US-Riese Wal-Mart wollte ein Stück vom großen Kuchen abhaben, übernahm 1998 alle Interspar-Märkte von Spar. Das Intermezzo dauerte aber nicht lange: 2006 zog sich Wal-Mart wieder zurück, verkaufte die Märkte an Real.

Als die Metro dann Real verkaufte, wurde das Ende der Kette eingeläutet. Für kurze Zeit wurde aus Real noch „Mein Real“, doch dann folgte die Insolvenz. Nun also Kaufland. Unerlässlich ist eine Renovierung der nun bald ein halbes Jahrhundert alten Immobilie. Bleibt abzuwarten, ob es dem neuen Inhaber gelingt, den Markt wieder erfolgreich zu machen.

Aber in den letzten Jahrzehnten hat der Wülfrather Supermarkt halt reichlich Konkurrenz bekommen, er ist längst nicht mehr allein auf weiter Flur. Die Zukunft wird davon abhängen, wie sich Kaufland in diesem für die Kette neuen Umland behaupten wird.