"One Billion" - Wülfrath macht mit: Tanz auf dem Heumarkt gegen Gewalt an Frauen und Mädchen. Fotos: Kling

Wülfrath. Mit der Aktion „One Billion Rising“ demonstrieren weltweit Menschen gegen Gewalt an Frauen und Mädchen. Wülfrath war auch in diesem Jahr dabei und tanzte mit.


„Unser Zusammentreffen hier verdeutlicht, dass wir Gewalt, Unterdrückung und Angst keinen Platz in unserem Alltag lassen wollen“, sagte Bürgermeister Rainer Ritsche an diesem Freitag bei der Begrüßung der Gäste auf dem Heumarkt. „Wir zeigen Solidarität mit allen Betroffenen und setzen ein deutliches Zeichen für eine Gesellschaft, in der sich alle Menschen sicher und frei fühlen können.“

Gewalt fange nicht erst bei körperlichen Übergriffen an, sie beginne da, wo der Respekt ende. „Respekt bedeutet, einander auf Augenhöhe zu begegnen, offen Meinungen auszutauschen, Grenzen zu achten und füreinander da zu sein“, sagte der Bürgermeister.

Er begrüßte unter anderem das Frauen-Netzwerk und das Netzwerk für Gewaltprävention. Gleichstellungsbeauftragte Franca Calvano hatte die Trommelgruppe Sekanie aus Wülfrath und die Trommelschule Klangwerken aus Wuppertal in diesem Jahr für die Aktion gewinnen können.

„Insgesamt 360 Mädchen und Frauen wurden getötet“, sagte Calvano mit einer Zahl aus dem Jahr 2023 bei ihrer Rede auf dem Heumarkt. Demnach gebe es beinahe jeden Tag einen Femizid in Deutschland. „Eine Zahl, über die in Deutschland kaum jemand spricht“, beklagte Calvano.

Es gelte, die Ursachen von Gewalt zu erkennen, zu benennen und zu verbannen. Prävention müsse früh beginnen. Empathie-Trainings für Kinder, Jugendliche und Erwachsene könnten helfen, Konflikte fair zu lösen und Gewalt gar nicht erst entstehen zu lassen.

Ab 2032 gebe es einen Rechtsanspruch auf Schutz und Hilfe für gewaltbetroffene Frauen. „Ich persönlich hätte einen deutlich früheren Termin begrüßt. Denn dieses Gesetz rettet Leben“, sagte Franca Calvano.

Der Bund solle 2,6 Milliarden Euro bereitstellen, um den Ausbau von Frauenhäusern und Beratungsstellen zu unterstützen. Aktuell fehlten rund 14.000 Schutzplätze.

Weiter sagte die Gleichstellungsbeauftragte: „Hier in Wülfrath bündeln wir unsere Kräfte gegen Gewalt an Frauen durch die enge Zusammenarbeit mit kompetenten Partnerinnen und Partner. Ich begrüße an dieser Stelle herzlich die Mitarbeiterinnen des Gewaltschutzzentrums des SKFM Mettmann. Im Rahmen der Allgemeinen Frauenberatung sind sie jeden letzten Dienstag im Monat im Familienbüro der Stadt für Beratungsgespräche vor Ort.

Wertvolle Präventionsarbeit durch Beratung und Hilfen für Täter und Täterinnen von häuslicher Gewalt leistet auch die Caritas im Kreis Mettmann. Ihre Arbeit ist vorrausschauender Opferschutz und ein entscheidender Ansatz, Gewalt an Frauen zu beenden.

SKFM und Caritas sind neben den Kirchengemeinden, dem Moscheeverein, der Polizei und Ämtern der Stadtverwaltung Mitglieder im Wülfrather Netzwerk Gewaltprävention. Das Netzwerk setzt sich seit vielen Jahren für ein gewaltfreies und

respektvolles Miteinander in Wülfrath ein. An dieser Stelle möchte ich auch alle weiteren Mitglieder des Netzwerkes sehr herzlich willkommen heißen.

Liebe Anwesende,

Erfolge im Gewaltschutz fallen nicht vom Himmel. Sie sind das Ergebnis jahrzehntelanger Kämpfe, unermüdlicher Arbeit von Aktivistinnen und Aktivisten, Frauenorganisationen und Unterstützerinnen und Unterstützern wie Sie.

Ihr Protest, Ihre Stimmen, Ihre Solidarität ist entscheidend!

Unser lokales Netzwerk in Wülfrath und die Zusammenarbeit mit engagierten Partnerinnen und Partner sind lebendige Beispiele dafür, wie wir gemeinsam Gewalt gegen Frauen und Mädchen nicht nur ansprechen, sondern aktiv bekämpfen können.

In Wülfrath zeigen wir, dass jede Stadt einen Unterschied machen kann. Jedes Treffen, jeder Beratungstermin und jede präventive Maßnahme und Aktion hier vor Ort tragen dazu bei, ein sicheres, respektvolles und gewaltfreies Miteinander zu fördern.

Unsere Anstrengungen in Wülfrath sind Teil des globalen Kampfes gegen Gewalt an Frauen und Mädchen und darauf bin ich sehr stolz.

Zudem sind die Beraterinnen des Hilfetelefons „Gewalt gegen Frauen“ sind unter der bundesweiten Telefonnummer: 116 016 rund um die Uhr erreichbar – jeden Tag, anonym und kostenfrei!

Lassen Sie uns weiterkämpfen, laut und solidarisch sein – für jede Frau und jedes Mädchen, hier in Wülfrath und überall auf der Welt.“

Gemeinsam mit Tänzerin Andrea Berster-Lingk, die die Aktion seit vielen Jahren unterstützt, tanzten die Frauen in diesem Jahr zu „Break the Chain“, übersetzt „Sprengt die Ketten!“