In der Pflege fehlen die Fachkräfte. Symbolfoto: pexels-matthias-zomer

Kreis Mettmann. Die Unternehmensgruppe Convivo hat Insolvenzanträge gestellt. Das betrifft auch drei Einrichtungen in Velbert. Der Notstand in der Pflege aber zieht viel weitere Kreise. Ein Kommentar.

Im Juli noch haben wir groß berichtet. Die Bergische Diakonie schlug Alarm: „Pflegekräfte gehen auf dem Zahnfleisch“, hieß der Hilferuf im Sommer. Schon da war klar: Pflegeeinrichtungen sind in Gefahr. Betten stehen leer, aber nicht, weil es keine Nachfrage gibt, sondern weil Pflegekräfte fehlen. Und Leerstände können sich die Einrichtungen nicht leisten. Das beweist jetzt der Fall Convivo.

Aber das Thema gärt schon seit Jahren. Die vorherigen Betreiber haben ihre Häuser ja nicht abgegeben, weil wirtschaftlich alles super lief. Im Gegenteil. An der Privatisierung der Pflegeeinrichtungen – wie übrigens bei den Krankenhäusern – waren auch Kommunen beteiligt. Alle zeigten sich erleichtert, wenn jemand anders die defizitären Einrichtungen übernahm.

Die Kosten für eine Unterbringung in einem Heim sind so horrende, dass Private sie in vielen Fällen gar nicht aufbringen können. Gleichzeitig ist die Bezahlung der Beschäftigten so bescheiden, dass sich immer weniger Leute finden, die den Job machen wollen. So wird der Druck auf die, die noch da sind, immer größer. Ein Teufelskreislauf.

In dieser Lage kam noch Corona. Das hatte den Einrichtungen gerade noch gefehlt. Öffentlich gab es viel Beifall, die Beschäftigten wurden kurzzeitig als Helden gefeiert. Aber an der grundsätzlichen Misere hat sich nichts geändert.

„Wir stoßen auch überall auf Verständnis“, sagte der Geschäftsführer der Bergischen Diakonie im Sommer. Aber mit Verständnis ist den Menschen in der Pflege – auf allen Seiten wohlgemerkt – schon lange nicht mehr geholfen.

Die Insolvenz von Convivo ist nur ein weiteres lautes Alarmsignal. Gebraucht werden mehr Pflegekräfte, die zugleich deutlich besser bezahlt werden. Aber offenbar hat niemand einen Plan. Weder wie die akuten Notlagen, noch wie die Missstände in der Pflege grundsätzlich behoben werden können.

Und das alles vor dem Hintergrund, dass die Zahl der Pflegebedürftigen in den kommenden Jahren weiter rasant zunehmen dürfte.