Wülfrath. Am Internationalen Aktionstag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen haben in Wülfrath gut 60 Menschen an einer Aktion vor dem Rathaus dazu teilgenommen.
Bürgermeister Rainer Ritsche und Gleichstellungsbeauftragte Franca Calvano hatten zu einer Fahnen- und Fotoaktion vor das Rathaus einegladen. Ziel der Veranstaltung war es, „auf das weitverbreitete Problem der Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen und ein starkes Zeichen für Solidarität und Veränderung zu setzen“.
Ganz viele Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Einrichtungen und Vereine sind am Montagmittag der Einladung gefolgt, darunter auch Polizei und Feuerwehr.
„Gewalt an Frauen geht uns alle an“, sagte Bürgermeister Rainer Ritsche bei der Begrüßung der Gäste. „Es geht um unsere Töchter, unsere Schwestern, unsere Mütter, unsere Freundinnen und Kolleginnen. Jeder einzelne Fall von Gewalt ist einer zu viel – und es liegt in unserer Verantwortung, gemeinsam hinzusehen, zu handeln und diese Gewalt zu beenden.“
Wülfrath stehe klar für Respekt, Solidarität und ein friedliches Miteinander. „Gewalt – in welcher Form auch immer – hat bei uns keinen Platz“, forderte Ritsche.
„Es ist erschreckend zu sehen, wie weit verbreitet Gewalt gegen Frauen in unserer Gesellschaft ist“, sagte Gleichstellungsbeauftragte Franca Cavano zu den Gästen. „Fast täglich findet in Deutschland ein Femizid statt, eine Tötung einer Frau aufgrund ihres Geschlechts. Alle drei Minuten wird eine Frau Opfer häuslicher Gewalt. Jeden Tag werden mehr als 140 Frauen und Mädchen Opfer einer Sexualstraftat.“
Diese Zahlen seien erschütternd und verdeutlichten, „wie wichtig unsere gemeinsame Arbeit ist“.
Gewalt gehöre für viele Frauen zum Alltag: „Sie werden geschlagen, bedroht und müssen um ihr Leben fürchten. Diese Gewalt passiert mitten in unserer Gesellschaft – in allen sozialen Schichten – und häufig im Verborgenen.“
Besonders schockierend sei, dass im Jahr 2023 360 Frauen getötet wurden, die meisten von ihrem Partner oder Ex-Partner.
Auch in Wülfrath sei häusliche Gewalt keine Ausnahme. Im letzten Jahr wurden in der Interventionsstelle des SKFM 38 Fälle gemeldet, im gesamten Kreis Mettmann waren es 885 Einzelfälle. „Leider müssen wir davon ausgehen, dass uns nicht alle Taten erreichen, die Datenlage ist unklar und die Dunkelziffer dürfte deutlich höher sein“, schätzt Calvano. Denn es brauche oft einen langen und schwierigen Weg, bis Betroffene den Mut fänden, Hilfe zu suchen.
„Das im Koalitionsvertrag angekündigte Gewalthilfegesetz muss jetzt umgesetzt werden“, forderte Wülfraths Gleichstellungsbeauftragte. Jeder Tag des Wartens bedeute, dass Betroffene weiterhin ohne ausreichenden Schutz blieben.
„Der Schutz vor Gewalt ist keine Sozialleistung“, machte Calvano deutlich. „Der Schutz vor Gewalt ist keine freiwillige Leistung. Der Schutz vor Gewalt ist eine menschenrechtliche Verpflichtung.“
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