Die Impfstelle Velbert befindet sich in der Turnhalle der ehemaligen Grundschule Am Baum. 1.320 Menschen sind hier am Wochenende geimpft worden. Foto: Kling

Niederberg. Für einen Samstagmorgen ist es reichlich früh. Und dunkel, weil es an solchen Tagen im Dezember ohnehin nicht so richtig hell wird. Kurz nach 9 Uhr. Menschen stehen auf einem Schulhof. Besser gesagt: auf dem früheren Hof der Grundschule am Baum. Hier in Velbert hat der Kreis Mettmann seine erste dezentrale Impfstelle eingerichtet. Geimpft wird samstags und sonntags von 10 bis 18 Uhr.


Es ist noch knapp eine Stunde hin, bis das Impfen beginnt. Wer aber gesehen hat, welche Schlangen sich in diesen Tagen vor den mobilen Impfbussen bilden, der kann schon mal auf die Idee kommen, doch etwas früher zu erscheinen. Das haben knapp 20 Frauen und Männer schon getan, als ich mit dem Auto auf den Hof fahre und parke. Wichtig für dieses Projekt: warme Unterwäsche, Winterjacke und Schirm. Denn es wird nicht nur kalt, sondern auch nass.

20 Leute vor mir, das vergrault mich nicht. Ich stelle mich an. Eine halbe Stunde später hätte ich das nicht mehr getan. Da war das Ende der Schlange vom Schulhof aus in Richtung Straße Papenfeld verschwunden und nicht mehr zu sehen.

Natürlich fängt es auch noch an zu regnen. Deshalb ist es gut, Handschuhe dabei zu haben, damit die Hände, die abwechselnd den Schirm halten, nicht auch noch einfrieren. „Boostern“ in Deutschland im Dezember 2021: Es gibt Schöneres im Leben.

Auch vor dem Impfzentrum in Erkrath hatten im Februar und März viele bei Wind und Wetter draußen gestanden und gewartet, bis sie eingelassen wurden. Das große Impfzentrum gibt es jedoch nicht mehr, feste Termine auch nicht, außer vielleicht beim Arzt. Wer sich anderswo eine Spritze holen will, egal ob die erste, zweite oder dritte, muss sich anstellen. Und gedulden.

Am mittleren von drei rostigen Fahnenmasten am Rand des Schulhofs flattert die Flagge des Deutschen Roten Kreuzes. Nach und nach treffen die Frauen und Männer des DRK ein, die die Impfaktion durchführen. Später werden ich denken: Mein Gott, Du hast jetzt keine zwei Stunden für die Impfung gebraucht. Für die Leute vom DRK geht es noch bis in den Abend. Und Sonntag ist wieder Impftag.

Irgendwann öffnet sich auch die Tür, vor der wir ausharren. Die Schlange der Impflinge schiebt sich Schritt für Schritt in die Sporthalle der früheren Grundschule. „RAUCHEN VERBOTEN!“ steht in dicken Buchstaben an der Wand zwischen zwei Basketballkörben. Auf dem Boden die bunten Markierungen für die verschiedenen Sportarten.

Dort stehen wir nun mit unseren OP- oder FFP-2-Masken und unseren dicken Winterjacken und werden aufgeteilt. Links die Reihe für die dritte Impfung, rechts für die erste und zweite. Die linke Schlange ist deutlich länger, dafür geht es rechts schneller.

Der ein oder andere hat die beiden erforderlichen Formulare nicht vorher zuhause ausgefüllt. Und so kniet einer auf dem Boden zum Schreiben, eine Frau füllt den Zettel auf dem Rücken des Partners aus. Man könnte sich auch an einen Tisch setzen, würde dann aber seinen Platz in der Schlange verlieren. Und wer will das schon nach gut einer Stunde Wartezeit?

Dann bin ich auf einmal an der Spitze der Schlange, an den Tischen sitzen Helferinnen des Roten Kreuzes hinter Spuckschutzwänden und tragen in den Computer ein, was ich an Formularen mitgebracht habe. In den Impfausweis oder -nachweis, falls es keinen Ausweis gibt, wird die Impfung eingetragen und bestempelt. Moderna gibt es für mich heute. Komisch, bei allen Grippeschutzimpfungen haben wir keine Ahnung, wie das heißt, was da gespritzt wird. Aber bei Corona ist alles anders.

Jetzt geht alles ganz schnell. Ein Arzt fragt mich, ob ich gesund und fit bin. Bin ich, andernfalls wäre das mit der Warterei ziemlich blöd gewesen. Ich komme im aufgebauten Zelt in die erste Abteilung, mache den Arm frei, eine junge Frau kommt mit der Spritze, ein Piks, ein Pflaster, fertig.

1.320 Menschen sind am Samstag und Sonntag in der Turnhalle in Velbert geimpft worden. Für 346 war es die erste, für 136 die zweite Impfung. 838 Impflinge haben sich „boostern“ lassen, berichtet der Kreis Mettmann auf Anfrage.

Auf einer Auswechselbank warte ich eine Viertelstunde, ob ich irgendwelche Symptome zeige. Das ist nicht so, und über den Ausgang – alles im Einbahnstraßensystem angelegt – gelange ich wieder auf den Schulhof.

Jetzt kann ich das Ende der Schlange sehen, das sich auf die Mitte des Hofs vorgearbeitet hat. Spontan stellt sich das Glücksgefühl ein, es geschafft zu haben. Und es gemacht zu haben.

Hier steht, wo man sich im Kreis Mettmann impfen lassen kann: https://supertipp-online.de/2021/12/07/wo-kann-man-sich-impfen-lassen-im-kreis-mettmann/