Pfarrer Ingolf Kriegsmann wird an diesem Wochenende verabschiedet. Foto: Kling

Wülfrath. Pfarrer Ingolf Kriegsmann geht in den Ruhestand. Die evangelisch-refomierte Kirchengemeinde verabschiedet ihn an diesem Wochenende.


Zu Anfang wird alles es sehr neu gewesen sein, sehr ungewohnt, damals im Juni 19991, als Ingolf Kriegsmann kam. Denn er kam schließlich aus der Großstadt Köln ins kleine Wülfrath, das für die Kölner auch noch zum Großraum Düsseldorf zählte, was eigentlich gar nicht ging.

Und natürlich war er jung, gerade Pfarrer geworden, als er hier anfing, um Arthur Kaltepoth abzulösen, eine Institution in der Stadt. Und es klingt wie in einem Film, als er in einer Runde dann auch noch einen leicht anzüglichen Witz erzählte. Bis eine Frau anfing, laut zu lachen und die anderen mitlachten. Das Eis war gebrochen. Geradezu symbolisch.

Damals gab es geradezu eine Pfarrerschwemme, erinnert sich Kriegsmann. Unter den wohl 50 Bewerbungen auf die eine Stelle in Wülfrath wurden er und seine Frau Anette ausgewählt, jeder bekam eine halbe Stelle bei der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde, wie neu auch das.

Die Gemeinde hatte damals noch vier Pfarrstellen. Wenn Ingolf Kriegsmann jetzt am 1. September von der Gemeinde verabschiedet wird, gibt es keinen direkten Nachfolger mehr. Neben Thomas Rehrmann übernimmt dann Udo Schmidt aus Düssel eine halbe Stelle in Wülfrath.

Dabei war alles eigentlich anders geplant. Kriegsmann sollte eigentlich das Geschäft des Vaters in Köln übernehmen, hatte auch schon Uhrmacher gelernt. Aber vorher hatte er auch das Leben in einer Gemeinde kennengelernt. Das war für ihn viel spannender, viel lebendiger. Und dazu trug er den Glauben an Gott in sich, entschied sich letztlich für den anderen Weg, studierte und wurde Pfarrer.

Die Menschen mögen doch fröhlicher, gestärkter, ermutig aus seinen Gottesdiensten kommen, das ist bis heute die Maxime von Pfarrer Ingolf Kriegsmann. So um die 200 Gottesdienste hält er im Jahr ab, längst nicht nur in der Kirche. Das wird ihm sicherlich fehlen, wenn er zum 1. September mit 66 Jahren von der Gemeinde verabschiedet wird. Der Kontakt zu den Menschen, insbesondere zu Kindern ist es, der ihn strahlen lässt.

Wülfrath wird er als Mensch und Künstler erhalten bleiben. Er zieht jetzt von der Pfarrwohnung in sein Haus am Düsseler Tor. Seine Frau Anette Dümm-Kriegsmann, vier Jahre jünger als er, bleibt auch noch Seelsorgerin am evangelischen Krankenhaus in Mettmann.

In der Gemeinde will er sich zurückhalten, nur einspringen, wenn er gefragt ist. Ingolf Kriegsmann will wieder studieren, wieder in Bonn, wieder Theologie und Kunstgeschichte, schon ab dem Wintersemester. Will sehen, wie sich die Lehre entwickelt hat.

Freunde hat der damals neue Kölner schon in den ersten Wochen gefunden, Bande geknüpft, die bis heute halten. Heute ist er längst Wülfrather, die Kinder sind hier aufgewachsen. 33 Jahre lang war Ingolf Kriegsmann Pfarrer in der Stadt. Das sind sogar zwei Jahre mehr als Arthur Kaltepoth geschafft hat, den er im Juni 1991 ablöste.

Das Programm zum Abschied

Am 1. September wird Ingolf Kriegsmann in einem Festgottesdienst ab 10 Uhr in der Stadtkirche verabschiedet. Dabei wird der Pfarrer von Superintendent Wolfhard Günther entpflichtet.

Im Anschluss feiert die Gemeinde ein Fest im Hof des Gemeindehauses Am Pütt. Beginn ist gegen 11.15 Uhr. Es gibt ein Programm, mit Kabarett, Clownin und Musik, dazu eine Hüpfburg und Spiele für Kinder.

Außerdem lädt das Presbyterium der Ev.-ref. Kirchengemeinde zu einem Konzert zur Verabschiedung ihres Pfarrers ein. Das Essener Duo „2Flügel“ gastiert am 6. September ab 19 Uhr mit seinem Programm „Goldzwanziger“ in der Stadtkirche.

Karten sind ab sofort zum Preis von 18 Euro (+VVK-Gebühr) über neanderticket.de erhältlich.

Ingolf Kriegsmann schließt die Tür zur Stadtkirche. Seine Zeit als Pfarrer der Gemeinde endet zum 1. September. Foto: Kling

2Flügel selbst schreiben über ihr Programm:

Goldzwanziger. Denn die 20er Jahre dieses Jahrhunderts haben begonnen. Und 2Flügel fragt, wie diese Zeit golden werden kann. Was ihr den Glanz verleiht. Was ewig unvergänglich ist und kostbar. 2Flügel musiziert, singt und erzählt, reimt und loopt, präsentiert Lieblingslieder und Geschichten, Slams und Hymnen.

Goldzwanziger spürt politische Parallelen auf. Erfindungen, Wandel, Kunst, Biografien. Barlach, Comedian Harmonists, Marlene Dietrich und Babylon Berlin. Vorbilder und Heldinnen, die Güte und Gerechtigkeit verkörpern. Mit Augenzwinkern, Gänsehaut und dem Schwung der Hoffnung für unsere Zeit. Christina Brudereck liebt es, Geschichten zu erzählen. Ben Seipel liebt Musik. Und sein Instrument, den Flügel.

Ein Abend mit 2Flügel ist kein Konzert, ist keine Lesung, aber beides gleichzeitig.

Ingolf Kriegsmann bei der Eröffnung des Herzog-Wilhelm-Marktes, der ja auf dem Platz rund um die evangelische Stadtkirche stattfindet. Foto: Kling