Michael Weippert und Andreas Kümmert am Samstagabend auf der Bühne der "WüRG" in Wülfrath. Foto: Kling

Wülfrath. „The Voice“-Sieger Andreas Kümmert hat am Samstag ein Gastspiel am Zeittunnel gegeben – und das Publikum zu stehendem Applaus hingerissen.


Künstler leben davon, dass man sie kennt. So wird es bei Andreas Kümmert immer heißen: Sieger von „The Voice of Germany“. 2013 war das, die dritte Staffel. Und dann ist natürlich die unvergessene Geschichte mit seiner Absage: Er gewinnt haushoch mit fast 80 Prozent der Zuschauerstimmen den deutschen Vorentscheid für den European Songcontest 2015 in Österreich. Und macht einen Rückzieher. Live im Gespräch mit Barbara Schöneberger. Natürlich wird Kümmert immer wieder in Interviews darauf angesprochen.

Das also ist der Typ, der am Samstagabend bei der Wülfrather Rockmusiker-Gemeinschaft im „Fresh Air Club“ – also draußen – zu Gast ist. „Bei uns in Würzburg“, erzählt Kümmert „gibt es auch eine WüRG“. Und in der Tat: Die Würzburger Rockgemeinschaft kürzt sich auch „WüRG“ ab. Beide entstanden in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, aber die Wülfrather – gegründet 1993 – sind ein paar Jahre älter.

Jetzt also Wülfrath, nicht die große Bühne, ein paar hundert Gäste, kein Millionenpublikum. Er sagt sich und seinen Partner und Jugendfreund Michael Weippert am Schlagzeug selbst an, was er nach eigenen Angaben normalerweise erst nach dem ersten Lied macht, weil er dann schon mal wisse, wie die Leute so drauf seien.

Dabei hat er „die Leute“ von ersten Ton an. Diese Stimme! Unfassbar. Du schaust dich ungläubig um: Ich bin hier auf dem Gelände am Wülfrather Zeittunnel. Nicht in einem großen Konzertsaal. Das geht einem immer wieder durch den Kopf: Kümmert könnte die ganz großen Hallen füllen. Wollte er aber nicht.

In den Interviews, die im Netz zu finden sind, spricht er auch über Angststörungen, seine Depressionen. Oder darüber, dass er gar kein Fernsehen guckt. Der Typ, der die Fernsehshow „The Voice“ gewonnen hat…

Kümmert singt eigene Songs und Cover. Er ist gut drauf, flachst mit seinem Bühnenpartner. Und er macht unglaublich „alte Musik“, was als Kompliment zu verstehen ist. Das sind die Siebziger Jahre, Rock, Blues. Wie kommt ein Kerl Jahrgang 1986 dazu, solche Musik zu machen?

Im Netz sind immer wieder Begriffe zu finden, mit denen Autoren versuchen, das, was sie bei Kümmert hören, in Worte zu fassen. „Bombastische Stimme“ ist zu lesen. Oder die „Röhre von Gemünd“, seiner Heimtstadt bei Würzburg. „Stimmgewaltig“ oder „Riesenstimme“ heißt es.

Dabei ist er gar nicht „nur“ Stimme. Kümmert spielt auf seiner Gitarre, als wäre sie ein Teil seines Körpers, er scheint mit ihr verwachsen zu sein. Sie gehört zu ihm wie Beine und Arme. Oder der Vollbart. Von den einst roten Haaren ist ja nichts mehr geblieben.

„Simple Man“ ist im Programm – sein eigener Song, mit dem er auf Platz zwei der Singlecharts landete. Und natürlich „Rocketman“, mit dem bei „The Voice“ alles begann: das ungläubige Staunen über so eine Stimme.

Wir wollen es nicht übertreiben, aber das kann Elton John nicht besser. Und der ist gefühlt 100 Jahre älter als Andreas Kümmert, der in diesen Tagen 36 wird.

Ein Satz im Netz trifft es ziemlich gut, was die Menschen am Samstagabend in Wülfrath mit Andreas Kümmert erleben durften: „Für dich ist der Begriff Vollblutmusiker erfunden worden.“

Am Ende fahren Kümmert, sein Schlagzeuger und ein Techniker den Kombi auf den Parkplatz, laden die Sachen in den Kofferraum und machen sich auf die Reise. Sind ein paar Stunden von Wülfrath nach Würzburg.

Bleibt zu hoffen, dass er wiederkommt, so von WüRG zu WüRG. So eine Stimme live erleben zu dürfen, das widerfährt einem nicht alle Tage.

Standing Ovations: Das Publikum in Wülfrath feiert das „Andreas Kümmert Duo“. Foto: Kling