Die Autos stehen auf der Düsseler Straße in Wülfrath den Berg hinauf. Das Foto ist übrigens aus dieser Woche. Fotos: Hans-Joachim Kling
Die Autos stehen auf der Düsseler Straße in Wülfrath den Berg hinauf. Das Foto ist übrigens aus dieser Woche. Fotos: Hans-Joachim Kling

Wülfrath. Nach Mettmann hat nun auch Wülfrath seine Sperrung. Dazu eine
wirklich nicht objektive Bestandsaufnahme von Hans-Joachim Kling (ungekürzte Version):

Es war nicht zu erwarten, dass es glatt laufen würde mit der Baustelle Kreisverkehr. Vor allem, seitdem bekannt war, dass Wülfraths Hauptverkehrsstraße in einer Fahrtrichtung vollständig gesperrt werden würde.

Es war schon gar nicht zu erwarten nach den Erfahrungen mit den Sperrungen zum Umbau der Wilhelmstraße, als Lastzüge sich in Nebenstraßen verirrten und fast nicht mehr rauskamen. Oder die Sperrung der Goethestraße, als die Innenstadt zur Sackgasse ohne Wendemöglichkeit erklärt wurde. Und die Autofahrer dann einfach wild mitten auf der Kreuzung wendeten.

Letzter Clou, von Facebook-Nutzern „begeistert gefeiert“: Als die Ampel Mettmanner Straße/Meiersberger Straße kaputt war, wurde das Linksabbiegen in die Mettmanner Straße verboten und unterbunden und die Autofahrer – wirklich kein Scherz – bis zum Kreisverkehr in Mettmann an der Osttangente geschickt.

Es war also wirklich nicht zu erwarten, dass es reibungslos laufen würde. Die Pannen an der Mühlenstraße, als sich auch hier Lkw in der Sackgasse verirrten, konnte schnell behoben werden. Auch wenn sich der Laie fragt: Wieso kommen sie – nach all den oben geschilderten Erfahrungen – nicht vorher darauf, Schilder so aufzustellen, dass die Pannen gar nicht erst passieren?

Dass Autofahrer (und -fahrerinnen) Schilder und Vorschriften missachten, wenn sie nicht mehr weiterwissen, dass Chaos entsteht, weil sie so schnell nicht begreifen können, was sie nun machen sollen – geschenkt. So kommt das „Dorf“ wenigstens mal ins Fernsehen, weil der Stau auf der gesamten Goethestraße steht. Und die Menschen in der Stadt haben ein Thema: Du kommst mit Wildfremden ruckzuck ins Gespräch. Überall. Bis hier kann man das ja noch lustig finden, wenn es sich denn einspielt.

Und der ein oder andere meint denn auch – im Rathaus oder auch sonst: Es spielt sich doch ein. Gewiss.

Blickpunkt Anger-Markt: Die Frau an der Kasse vor mir scheint zwei Brötchen gekauft zu haben (denke ich, sie hat aber mehr). „Zwei Brötchen für zehn Euro?“ frage ich im Scherz. „Wir müssen Umsatz machen“, scherzt die Kassiererin zurück. „Wegen der Baustelle.“

Eine Antwort mit einem bitteren Kern: Ja, auch diesmal zahlen Händler, Geschäfte, Dienstleister in der Innenstadt die Zeche. Weil ein Großteil der Menschen gar nicht erst „in die Stadt“ fährt. In das vermeintliche Chaos, das dann gar nicht stattfindet. Der Parkplatz am Anger-Markt ist nicht leer. Aber du findest problemlos sofort einen Parkplatz, selbst in Zeiten, in denen du sonst verzweifelt suchst. Wer bezahlt eigentlich die Ausfälle? Auch diesmal niemand.

Was die Menschen aber erst richtig in Rage bringen kann, ist die Tatsache, dass sich an den ganz offensichtlichen Missständen auch nach einer Woche nichts tut. Wollen sie es aussitzen bis die Leute das Thema leid sind? Die Umleitung angeordnet habe Straßen.NRW, erklärt das Rathaus auf Anfrage. Wir leiten unsere Anfrage weiter – keine Antwort.

Derweil steht der Stau die Düsseler Straße hoch. Jedenfalls nicht mehr bis zum Kreisverkehr Lidl. Ein Fortschritt, immerhin, ruft da der Zyniker.

Dabei ist der Knackpunkt für diese Staus schnell ausgemacht: Die Ampel an der Düsseler Straße/Wilhelmstraße ist völlig falsch geschaltet (oder einfach überflüssig). Die Grünphase für die Umleitungsstrecke zu kurz, nicht abgestimmt. Viel zu lang für die nicht vorhandenen Linksabbieger von der Bahnhofstraße.

Der Knackpunkt: die eigentlich überflüssige Baustellenampel an der Kreuzung Düsseler Straße/Wilhelmstraße.
Der Knackpunkt: die eigentlich überflüssige Baustellenampel an der Kreuzung Düsseler Straße/ Wilhelmstraße. Hier von der Bahnhofsstraße aus ergab sich ein besonderes Bild: Die festinstallierte Ampel zeigte Rot (und Grün für Linksabieger), die Baustellenampel Grün.

Und dann: „Rot“ auf allen Seiten: Niemand fährt über die Kreuzung. Und das dauert „endlos“. Der Stau, das Chaos, auf der Düsseler Straße, auf der Goethestraße: alles auch noch hausgemacht. Lösbar.

Nach den Berichten in den Medien, der massiven Kritik auf Facebook und in den vielen Gesprächen der Menschen in der Stadt: Ich wäre als Dienstleister sofort am nächsten Tag vor Ort, an diesem und am nächsten und auch am übernächsten, um alles so zu schalten, dass meine Kunden endlich zufrieden sind.

Das aber ist das Problem: Wer immer an welchen Behördenstellen zuständig ist: Sie verstehen sich immer noch nicht als Dienstleister, der alles dafür tut, dass seine Kundschaft – also in diesem Fall die Bevölkerung – zufrieden ist.

Der ganze Ärger wäre überflüssig gewesen, wenn man die Baustelle einfach mit einer Baustellenampel geregelt hätte. (In Tönisheide klappt das auch seit Monaten – und die Straße nach Velbert ist sicher kein bisschen weniger befahren.)

Die Ausfahrt aus der Flandersbacher Straße hätte man über die Fliethe regeln können (das kommt ja ohnehin noch, wenn die Baustelle auf die andere Straßenseite wechselt). Dafür wäre der Durchgangsverkehr auf der Mettmanner Straße geblieben. Und alle Ortskundigen hätten sich andere Wege gesucht, zum Beispiel über Lindenstraße und Düsseler Straße.

Es mag ja Menschen geben, die kein Auto brauchen, nicht irgendwo hinmüssen, alles zu Fuß machen oder mit dem Fahrrad fahren können. Seid glücklich damit. Ich aber sitze bei dem Leser mit im Auto, der uns geschrieben hat, dass er eine Stunde gebraucht hat, um durch Wülfrath zu kommen. Kein Chaos? Alles übertrieben?

Leser/innen haben uns auch geschrieben, dass weiträumige Umfahrungen ja auch hilfreich sein könnten. Hinweisschilder schon in Mettmann und in Tönisheide. Fehlanzeige. Erstmal alles rein nach Wülfrath.

Hausgemachtes Chaos ist es, unnötig, lösbar, wenn sich die Menschen, die dafür verantwortlich sind, einmal als Dienstleister verstehen und so handeln würden. Aber die haben ja schon 18 Jahre gebraucht, um das „Provisorium“ Kreisverkehr endlich anzugehen. 18 Jahre.

Dabei: Den Kreisverkehr mit den angemalten Bottichen hätten sie meintewegen lassen können. Einfach mal nur die Fahrbahn herrichten, dass im Auto nicht die Warnzeichen blinken, wenn man über diese Straße fährt. Hätte völlig gereicht.

Einen habe ich noch: Als sie beim letzten Chaos (Bauarbeiten Goethestraße) die Parkstraße bergauf nicht geöffnet haben, womit sie einen Großteil der Probleme hätten lösen können, da haben sie das getan mit der Begründung: Schule – zu gefährlich.

Jetzt schicken sie den gesamten Verkehr der Stadt (in Fahrtrichtung Velbert), Durchgangsverkehr, Anlieger, Zielverkehr, was es alles auf der Straße so gibt, sie schicken es diesmal vorbei an gleich ZWEI Schulen. Der Lindenschule (einer Grundschule) und der Freien Aktiven Schule. Ist aber diesmal nicht zu gefährlich. Ach wo.

Lesen Sie dazu auch die Analyse: http://supertipp-online.de/2019/05/06/wuelfrath-warum-diese-umleitungen/