IHK-Geschäftsführer Gregor Berghausen. Foto: IHK Düsseldorf
IHK-Geschäftsführer Gregor Berghausen. Foto: IHK Düsseldorf

Düsseldorf. Die Wirtschaft in der Region Düsseldorf/Mittlerer Niederrhein hat sich über den Sommer weiter deutlich von ihrem Corona-Tief erholt. Zu diesem Schluss kommt die Industrie- und Handelskammer.

Viele Einschränkungen des Wirtschaftslebens seien inzwischen gelockert, aber längst nicht alle Auflagen aufgehoben. Die verarbeitenden Betriebe seien bereits im Laufe des ersten Halbjahres durchgestartet, würden aber zunehmend durch die Knappheit und die daraus resultierenden hohen Preise bei Rohstoffen sowie die allgemein hohen Energiepreise gebremst.

„Dennoch ist die Stimmung der Wirtschaft im Oktober 2021 so gut wie zuletzt vor drei Jahren“, beschreibt Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf, das Ergebnis der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage in der Region.

An dieser Umfrage der IHKs Düsseldorf und Mittlerer Niederrhein in den beiden Wochen unmittelbar nach der Bundestagswahl beteiligten sich rund 750 Betriebe mit zusammen 71.000 Beschäftigten.

40 Prozent der Unternehmen in der Region melden eine gute, nur noch 16 Prozent eine schlechte Lage. Bei einem Saldo von 24 Punkten überwiegen damit deutlich die Betriebe, die über eine gute Geschäftslage berichten. Im Frühjahr hatte der Wert erst bei acht Punkten gelegen.

„Dabei hat sich dank einer erhöhten Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen die Stimmung in allen Wirtschaftsbereichen verbessert“, betont Berghausen. Allerdings sei dieser sehr positive Indikatorwert vor dem Hintergrund des vorherigen tiefen Einbruchs mit Vorsicht zu interpretieren. Denn die Folgen des Corona-Einbruchs seien noch nicht vollständig überwunden.

So ist für manche Branchen – Einzelhandel, kontaktintensive Dienstleister, Gastgewerbe oder Freizeit- und Kulturwirtschaft – der begonnene Erholungsprozess nur der erste Schritt, nachdem ihre Geschäfte zuvor stark eingeschränkt waren oder sogar komplett brachlagen. Von ihrer Vorkrisenlage seien sie noch ein gutes Stück entfernt.

„Entsprechend melden nur 23 Prozent der Einzelhändler eine gute, immerhin noch 20 Prozent eine schlechte Lage“, erklärt Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein.

Einige andere Branchen hingegen – vor allem verarbeitende Industriebetriebe und mit ihnen verbundene Großhändler – freuen sich über eine rege Nachfrage und meist volle Auftragsbücher.

Allerdings können sie immer öfter ihre Kunden nicht zeitnah und in vollem Umfang bedienen. Denn die weltweit hohe Nachfrage hat viele Rohstoffe und Vorprodukte, aber auch Transportkapazitäten deutlich verknappt und entsprechend verteuert. „Die Rohstoffpreise sind für knapp 80 Prozent der Industriebetriebe ein wesentliches Geschäftsrisiko – ein so hoher Wert wie nie, seitdem wir die Frage vor gut zehn Jahren erstmals gestellt haben“, so Berghausen.

Auch die Nachfrage nach fossilen Energieträgern ist entsprechend gestiegen, was hierzulande zusammen mit dem Einstieg in die CO2-Bepreisung zu starken Preissteigerungen geführt hat. Dementsprechend sehen 44 Prozent der Betriebe in den Energiepreisen ein wesentliches Geschäftsrisiko. Im Frühjahr waren es erst 26 Prozent.

„Diese Schwierigkeiten haben eine noch stärkere Wirtschaftserholung auch in unserer Region verhindert – und nach unserer Einschätzung auch die Erwartungen für das kommende Jahr gebremst“, interpretiert Berghausen die Befragungsergebnisse.

Schon jetzt sei die Auslastung von Maschinen und Ausrüstungen in der verarbeitenden Industrie wieder gut, mit einer überdurchschnittlichen Auslastung von 81,4 Prozent. Das biete noch Spielraum für Produktionssteigerungen, zumal die Betriebe ihre Investitionsbudgets weiter leicht ausbauen wollen.

Auch bei ihren Personalplanungen sind nun die Betriebe, die expandieren wollen, in allen Branchen in der Mehrzahl (Saldo plus 16 Punkte). „Allerdings wird bereits jetzt – in der Frühphase der Wirtschaftserholung – die ausreichende Verfügbarkeit von Fachkräften zunehmend problematisch“, so Jürgen Steinmetz. Bereits jeder zweite Betrieb sorgt sich deswegen.

Bei mehr als 60 Prozent sind Stellen, die sofort besetzt werden können, seit zwei Monaten oder länger vakant. „Vermehrte Anstrengungen bei ihren Aus- und Weiterbildungsaktivitäten haben sich deshalb viele Betriebe auf die Fahnen geschrieben“, betont Steinmetz. „Damit diese noch mehr werden, haben beide IHKs ihre Vermittlungs- und Unterstützungsaktivitäten gerade bei der Berufsausbildung in diesem Sommer nochmals erhöht.“

„Nicht nur wegen der Corona-Pandemie steht die Wirtschaftspolitik aktuell vor so großen Herausforderungen wie lang nicht mehr“, meint Steinmetz. Immerhin: Das Ergebnis der Bundestagswahl war im Umfragezeitraum bereits bekannt und einen wirtschaftlichen Einbruch befürchtet die Wirtschaft in der Region deshalb nicht.

Gleichwohl seien ihre Erwartungen an die künftige Bunderegierung dringlich und hoch. Ganz oben auf der Agenda steht für die Unternehmen, dass die Politik endlich die Digitalisierung vorantreibt, die Verwaltungsleistungen verbessert sowie die Klimapolitik investitionssicher und wettbewerbsfähiger gestaltet.