Einweihung der Gedenktafel am WIR-Haus: Wülfraths Bürgermeister Rainer Ritsche dankte Initiator Rainer Köster und anderen Helferinnen und Helfern. Foto: Kling

Wülfrath. Mit zwei neuen Tafeln gedenkt Wülfrath der Zwangsarbeiter und -arbeiterinnen, die Opfer des Nationalsozialismus wurden. Heute fand dazu eine Feierstunde im WIR-Haus statt.

Mindestens 137 ausländische Frauen und Männer, die in Wülfrath zur Zwangsarbeit herangezogen waren, sind in der Zeit von 1940 bis 1945 ums Leben gekommen. Daran erinnern zwei Gedenktafeln, die jetzt aufgestellt beziehungsweise angebracht worden sind.

Eine Tafel befindet sich am Panorama-Radweg in der Nähe des „Zeittunnels“ auf einem Knäpper. Die andere Tafel hängt neben dem Eingang des WIR-Hauses am Ware-Platz und nennt die Namen der Menschen, soweit bekannt, die in ihrer Zeit der Zwangsarbeit ums Leben kamen.

Zur Einweihung der Tafel fand heute am „Tag des des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ eine Feierstunde im WIR-Haus statt. Das Haus selbst ist mit der Geschichte verbunden, erinnerte die frühere Bürgermeisterin Dr. Claudia Panke als Sprecherin des WIR-Vorstandes. Denn 1934 wurden die Räume Zentrale des Ortsvereins der NSDAP. Von dort aus sei bis zum Ende des Nationalsozialismus die Ortspolitik bestimmt worden.

„Die Generation der Zeitzeugen geht zu Ende“, sagte Bürgermeister Rainer Ritsche. Es folge eine Generation, „die die Schrecken der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft nur noch als Geschichte ansieht. Mit dem Wachhalten der Schicksale von Menschen, die ausgegrenzt, ausgebeutet und ermordet wurden, wollen wir zum Erhalt demokratischer Strukturen und zur Sensibilisierung von Menschenrechten beitragen“, erklärte Wülfraths Bürgermeister.

Ritsche dankte allen Beteiligten für ihr Engagement, insbesondere dem Initiator Rainer Köster von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes. Köster erinnerte in seiner Rede daran, schon vor 40 Jahren an gleicher Stelle, damals in der Volkshochschule, über die Gräuel rund um die Zwangsarbeit in einer Vortragsreihe gesprochen zu haben.

Es habe viele Tausende Zwangsarbeiter in Niederberg gegeben. Viele von ihnen seien Opfer eines menschenverachtenden Rassismus geworden. Köster, der in Kürze auch eine Broschüre zum Thema Zwangsarbeit veröffentlichen wird, hofft, dass die Gedenktafeln jungen Menschen auch heute noch Anstoß geben, nach der Wahrheit zu suchen.

Finanziert wurden die Tafel durch Mittel des Landes (2.000 Euro) und der Stadt (400 Euro). Die Firma Lhoist spendet den Knäpper für den Standort der Tafel am Zeittunnel.

Parteiübergreifend haben die Fraktionen des Stadtrates Ende 2021 die Schaffung der Gedenktafeln beschlossen.

„Unsere Erinnerung an die Opfer darf sich nicht auf die Gedenktafeln beschränken“, sagte Bürgermeister Ritsche zum Abschluss seiner Rede. „Wir gedenken gleichzeitig an die vielen unbekannten Opfer, die unter dem Naziregime gelitten haben. Die Erinnerung an die Verbrechen ist gleichzeitig eine aktuelle Verpflichtung an uns: Menschenwürde, Respekt und die Achtung unserer Demokratie sind nicht verhandelbar.“