Die Wülfrather Stadtkirche bekommt neue Glocken aus Bronze. An diesem Wochenende lädt die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde zu einem Open-Air-Gottesdienst unter dem Glockenturm ein.
Für Baukirchmeister Manfred Hoffmann ist es ein „Jahrhundertereignis“. Denn neue Glocken für eine Kirche gibt es nicht alle Tage. Und so will das Projekt gut vorbereitet sein. Darüber will die Gemeinde an diesem Sonntag nach den Open-Air-Gottesdienst alle Interessierten informieren.
1940 ließen die Nazis die alten Bronzeglocken beschlagnahmen. Zwei Jahre später wurden sie abgeholt und für Kriegszwecke eingeschmolzen. Zwei Jahre nach Kriegsende hat die Gemeinde neue Glocken aus Stahl bestellt, im April 1948 wurden sie eingeweiht. Inzwischen läuten die drei Glocken seit 75 Jahren. Jetzt gibt es neue.
Der Glockenbeauftragte der Landeskirche hat der Gemeinde empfohlen, nicht nur den Glockenstuhl zu sanieren, sondern nach diesen 75 Jahren auch gleich neue Glocken anzuschaffen. Darüber informiert dieGemeinde beim „Auftaktwochenende“ an diesem Samstag und Sonntag.
Am Samstag ab 17 Uhr gibt Kantor Thomas Gerhold ein Konzert unter dem Titel „Klang(t)räume. Sonntag um 10 Uhr beginnt der Open-Air-Gottesdienst, anschließend gibt es Waffeln und Informationen rund um die neuen Glocken.
Denn die Erneuerung wird ein durchaus spektakuläres Ereignis, wie Architekt Gebauer erklärt. Die dicke Wand des Kirchenturms muss aufgebrochen werden. Das Loch wird 2,20 Meter hoch und 1,80 Uhr breit, damit die Glocken hindurch passen. Mit diesen Arbeiten beginnt die Firma Buckard aus Wülftrath am 25. September.
Am gleichen Tag beginnt in Neunkirchen bei der Firma Bachert der Glockenguß. Ende Mai hat die Kirchengemeinde dem seit 1770 bestehenden Unternehmen in Baden den Auftrag dazu erteilt.
Die drei Glocken für Wülfrath werden in klassischem Verfahren gegossen. „Das ist Millimeterarbeit“, sagt Architekt Gebauer. Der Glockenbeauftrage fährt später zur Gießerei, um zu testen, ob der Klang auch in Ordnung ist.
Am 3. November sollen die Glocken geliefert und bei einem Glockenfest am 4. und 5. November auf dem Kirchplatz präsentiert werden. Ein Spezialkran kommt am 7. November. Mit ihm werden erst die zuvor demontierten alten Glocken aus dem Turm geholt, dann die neuen hineingehoben. Wenn alles nach Zeitplan läuft, sollen die neuen Glocken erstmals beim Gottesdienst am ersten Advent läuten.
Knapp 200.000 Euro kostet die Erneuerung der Glocken. 20.000 Euro Spenden hat die Gemeinde schon für die Sanierung des Glockenstuhls bekommen. Jetzt hofft sie auf weitere Spenden und hat sich dafür einiges einfallen lassen, auch ein Spendenessen in der Kirche soll es geben.
Spender können ihren Namen in die große Glocke eingießen lassen, wenn sie bereit sind, 500 Euro oder mehr auszugeben. Wer möchte, kann sich auch ab 150 Euro eine von 60 Schmuckglocken aus Messing sichern. Die kleine und die mittlere Stahlglocke werden gegen Spenden abgegeben. Die große Stahlglocke ist unverkäuflich, sie soll auf dem Kirchplatz aufgestellt werden zur Erinnerung an den Glockentausch im Jahr 2023.
Glockenerneuerung in Zahlen
Gesamtkosten: 195.000 Euro
Gusskosten:
Große Glocke: 24.000 Euro
Mittlere Glocke: 15.000 Euro
Kleine Glocke: 9.000 Euro
Gewicht:
Große Glocke: 1.600 kg alt, 1.460 kg neu
Mittlere Glocke: 1.100 kg alt, 980 kg neu
Kleine Glocke: 960 kg alt, 424 kg neu
Spendenkonto:
KD Bank Dortmund
IBAN: DE91 3506 0190 1010 1580 16
Stichwort: Spende Glocken
- Redaktion
- Kontakt
…ist seit mehr als vier Jahrzehnten journalistisch in der Region unterwegs. Stammt aus einer Zeit, in der noch mit Schreibmaschinen gearbeitet wurde und Filme in einer Dunkelkammer entwickelt werden mussten. Macht heute Fotos mit dem „Handy“ und seit mehr als zehn Jahren auch Zeitung „online“. Und kommt aus dem Staunen über all dies nicht heraus …