Die Bezirksregierung plant eine Zentrale Flüchtlingsunterbringung im ehemaligen Seniorenzentrum am Wordenbecker Weg in Velbert. Foto: Mathias Kehren

Velbert. In Velbert werden die Pläne für eine Zentrale Flüchtlingsunterbringung (ZUE) diskutiert, die das Land NRW in dem ehemaligen Seniorenzentrum Am Wordenbecker Weg einrichten will. Nun hat sich die stellvertretende Bürgermeisterin Esther Kanschat in einer Stellungnahme zu den Plänen geäußert. Sie fordert eine gründliche Auseinandersetzung mit den sachlichen Zusammenhängen, eine Ablehnung allein aus populistischer oder falscher Auslegung sei unbedingt zu vermeiden.


Bisher seien die Planungen für die ZUE „schlecht und irreführend“ vorgestellt worden, findet die stellvertretende Bürgermeisterin Esther Kanschat. „Zentrale Flüchtlingsunterbringung: Ja oder Nein?“, sei überhaupt nicht die Fragestellung, so Kanschat. Vor dem Hintergrund, dass die Bezirksregierung Arnsberg Velbert jedes Jahr rund 300 Menschen zuweise, stelle sich nur die Frage, wo und wie diese untergebracht werden könnten.

Dr. Esther Kanschat (Grüne) Foto: Mathias Kehren

Vieles spricht laut der Grünen Bürgermeisterin hier für die ZUE. Die Bleibezeit der Geflüchteten betrage etwa sechs bis 18 Monate, außerdem sei die Einrichtung autark, mit Beschulung und Betreuung der Kinder vor Ort und einem eigenen Sicherheitsdienst. Alle Kosten der Einrichtung übernehme das Land NRW.

Die bisher in Betracht gezogenen Unterbringungslösung an vier Standorten – Uferstraße, Industriestraße, Heimstättenweg und Am Lindenkamp – brächte laut Kanschat größere Herausforderungen mit sich. Denn hier lägen die Kosten – laut Kanschat 5 Millionen Euro pro Jahr – bei der Stadt Velbert. Außerdem blieben die Geflüchteten auf lange Sicht und die Kinder müssten in Kitas und Schulen der Stadt betreut und beschult werden. Containergebäude müssten später womöglich eine neue Nutzung finden.

Bedenken von Anwohnern am Wordenbecker hält Kanschat entgegen, dass dies auch auf Bewohner in der Nähe der bisher geplanten Unterkunftsstandorte zutreffe. „Natürlich ist mir bewusst, dass eine Unterkunft mit 600 Menschen anders sichtbar sein wird, als Unterkünfte von 100 bis 200 Menschen. Aber in den meisten Fällen hat sich die anfängliche Angst und Skepsis seitens der Bürger später gelegt, und ein normales Miteinander stellte sich ein“, führt Kanschat aus. Das zeige die Erfahrung mit den ZUEs in anderen Städten.

„Dieses Thema ist zu wichtig und zu emotional, als dass es durch schlechte oder zu wenig Kommunikation stadtweit nicht ausreichend begleitet wird und dann ohne genügenden Austausch im Rat der Stadt Velbert in Beschluss geht“, findet Esther Kanschat. Zuvor hatte die SPD-Fraktion schon ihr Nein zum ZUE bekannt gemacht. Siehe: Geflüchteten-Unterkunft in Velbert: SPD will nicht zustimmen.

Dazu Kanschat: „Ich möchte vermeiden, dass ein so wichtiges Thema auf Grund von populistischer / falscher Auslegung in der Bevölkerung in seiner Bedeutung verkannt wird.“ Die Fraktionen im Rat sollten es sich nun keinesfalls „leicht machen und dagegen stimmen“, denn dass orientiere sich nicht am „Besten für Velbert“. Kanschat plant in Bälde eine öffentliche Gesprächsveranstaltung mit weiteren Informationen und Austausch zu dem Thema.