Im und rund um das Herrenhaus entsteht schrittweise ein Erlebnisraum. Foto: Volkmann
Im und rund um das Herrenhaus entsteht schrittweise ein Erlebnisraum. Foto: Volkmann

Velbert. Das Schloss Hardenberg in Neviges wird zu einem Naturerlebniszentrum: Der Prozess nimmt mit der nun erfolgten Baustelleneröffnung konkrete Formen an. Die Pläne sind umfangreich, die Arbeitsmaßnahmen komplex. Die Fertigstellung ist bereits für Ende 2025 vorgesehen. 


Am Freitag fiel offiziell der Startschuss für die Sanierungsmaßnahmen des Schlosses Hardenberg und das Areal drumherum. Im Frühjahr 2024 erweitert sich die Maßnahme dann auf den grünen Zuwegung von der Straße kurz hinter der Eisenbahnbrücke bis zur Vorburg. Die Wege würden verbreitert, die Bepflanzungen erneuert. Das geschehe gleichzeitig mit den Arbeiten am Parkplatz, erklärt Michael Lobe, Leiter des städtischen Immobilienservice.

Rund um das Herrenhaus tut sich bereits etwas: Die Erde wurde ausgehoben, verdichtet wird der Graben nun mit einer Lage aus Ton. Das Naturmaterial soll anschließend nach der Verfüllung das denkmalgeschützte Schlossgebäude vor Feuchtigkeit schützen. Diese erste Maßnahme wird die die einzige bleiben. Die Pläne sind umfangreich, erfordern Detailarbeit und das Ineinandergreifen vieler Hände, längst nicht alle Pläne kamen gut an bei den Bürgerinnen und Bürgern, vor allem der Treppenturm stieß auf Kritik.

Schloss-Baustelle offiziell eröffnet

Viele sind auf verschiedenen Ebenen an dem Projekt beteiligt. Die Freude angesichts der Baustelleneröffnung ist groß bei den Akteuren: Beigeordneter Jörg Ostermann; Johannes Boklage von Reichel Projektmanagement; Michael Lobe, Leiter des Immobilienservice; Annette Meister vom Schlossförderverein; Bürgermeister Dirk Lukrafka; Lea Holota-Fernau, Untere Denkmalbehörde; Projektkoordinatorin Stefanie Jaß und Architekt Frank Lohse. Foto: Volkmann
Viele sind auf verschiedenen Ebenen an dem Projekt beteiligt. Die Freude angesichts der Baustelleneröffnung ist groß bei den Akteuren: Beigeordneter Jörg Ostermann; Johannes Boklage von Reichel Projektmanagement; Michael Lobe, Leiter des Immobilienservice; Annette Meister vom Schlossförderverein; Bürgermeister Dirk Lukrafka; Lea Holota-Fernau, Untere Denkmalbehörde; Projektkoordinatorin Stefanie Jaß und Architekt Frank Lohse. Foto: Volkmann

Velberts Bürgermeister Dirk Lukrafka freut sich: „Endlich geht es den nächsten Schritt. Wir haben lange daran gearbeitet und darauf hin gefiebert, dass es hier losgehen kann“. Viele Monate wird es nun dauern bis die Sanierung abgeschlossen ist: Zum Jahresende 2025 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein, in den ersten Monaten des Folgejahres kann es dann um die Konzeption der Ausstellung gehen. An dem grundsätzlichen Plan hat sich nichts geändert: Das Ensemble des Schlosses Hardenberg soll zu einem Naturerlebniszentrum umgebaut werden. In der Ausstellung unter dem Motto „Unsere wehrhafte Natur“ sollen die Umgebung und das Herrenhaus zu einer Themeneinheit fusionieren. Auch der Kostenplan besteht fort: rund 13,4 Millionen Euro werden die Arbeiten für das Ensemble kosten, teils mit Geldern aus der Städtebauförderung des Landes NRW für die Außenanlage und Mittel der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien für das Herrenhaus. Noch fehlende Gelder sollen akquiriert werden, laut Bürgermeister Dirk Lukrafka auch unter Mitwirkung des Hardenberger Fördervereins. „Die eine oder andere Finanzierung werden wir noch benötigen“, so Lukrafka.

Was nun kurzfristig passieren wird: Das Herrenhaus wird mit der Tonlage abgedichtet, die Baustelle wird eingerichtet, dazu werden Container und Gerüste aufgestellt. Anschließend werden im Gebäude unter anderem müssen die Sanitäranlagen ausgebaut. „Um Baufreiheit zu schaffen“, erklärt Lobe. Von zentraler Bedeutung seien in einem ersten Schritt auch die Gewölbearbeiten. „Der Rittersaal steht auf einem Gewölbekeller“, erklärt Michael Lobe. Dessen Decke sei jedoch nicht mehr zu 100 Prozent tragfähig. Mit Abschluss der Arbeit soll das Gewölbe seine volle Tragkraft zurückerhalten haben. Das untere Geschoss wird am Ende voll genutzt: Dort entstehen Sanitärräume, Lager oder Technikbereiche. Umso wichtiger seien daher die aktuell begonnenen Abdichtungsarbeiten, um Feuchtigkeit fernzuhalten.

Rund anderthalb Jahre wurde zuvor auf den Baustellenstart hingeplant: Architekt Frank Lohse ist guter Dinge, bestätigt den Beginn der Gewölbe-Arbeiten Mitte Oktober. Erst im kommenden Jahr wird dann der Treppenanbau entstehen, der sei „notwendig, um das Gebäude betriebssicher zu machen“, sorge für die baulichen Rettungswege und stelle die Barrierefreiheit her. Letztlich an allen Ecken des Herrenhauses gearbeitet: Tragekonstruktionen werden erneuert, das Gebäude wird mit neuen Fenstern ausgestattet, es wird verputzt und verbessert. Letztlich sollen die Zeitlinien jedoch erhalten bleiben, ebenso gilt das für markante Stellen im Inneren des Schlossgebäudes. „Stelle, welche die Geschichte des Hauses erzählen, sollen sichtbar bleiben“, erklärt Frank Lohse. „Das ist eine spannende Aufgabe.“ Ein halbes Jahr versetzt sollen dann die Arbeiten am Mühlengebäude beginnen.

Blick auf die Baustelle:

Für alle Arbeiten setzen die Planer auf Firmen, die „mit Denkmalobjekten sehr vertraut sind“, so Lohse. Die findet man teils sogar vor Ort. Für die Verdichtung mit der Tonlage hatte sich die Firma Rosenkranz direkt aus Neviges beworben und den Zuschlag erhalten. Die Sanierungsmaßnahmen seien dabei auf Dauer abgelegt, so Immobilienservice-Leiter Michael Lobe. Das Gebäude ist 500 Jahre alt und wir wollen alles für längere Zeiträume machen“. Das Alter des Herrenhauses lässt sich teils an den verwendeten Baumaterialien ablesen: Einige der Balken im Inneren stammen von Eichen, die von Forschern auf das 15. Jahrhundert datiert wurden. Die Untere Denkmalbehörde mit Einbindung des Amtes für Denkmalpflege beim Landschaftsverband Rheinland betreut entsprechend die Gebäudeplanung und steht den Beteiligten beratend zur Seite, unter anderem für den Fall möglicher Funde. Die Arbeiten würden beständig archäologisch betreut, erklärt Lea Holota-Fernau von der Untere Denkmalbehörde. Derzeit erwartet würde solche Überraschungsfunde aber nicht.

Ein abschließender Blick in das Herrenhaus zeigt letztlich, wie viel Arbeit den Planern und Handwerkern nun bevorsteht. Viel muss getan werden, manches ist offensichtlich, manches wird erst im Verlauf der Arbeiten sichtbar werden. Was genau zu machen sein wird, werde von Raum zu Raum zu entscheiden sein, so Architekt Frank Lohse.

Ist dann Ende 2025 alles fertig, geht es darum, das Areal für die Öffentlichkeit zu einer kulturellen Anlaufstelle zu machen. Darum kümmert sich federführend Projektkoordinatorin Stefanie Jaß: „Jetzt geht es erstmal nur darum, die schöne Hülle zu gestalten und anschließend müssen wir das Ganze auch mit Leben füllen“. Das Naturerlebniszentrum samt Ausstellung werde sich dann mit dem Schloss auseinandersetzen, allerdings eng verknüpft mit dem Themen Natur und Umwelt. Ein Grobkonzept gebe es bereits. Auch für diesen Bereich würden Fördermittel akquiriert. Parallel zu den Sanierungsarbeiten laufen die weiteren Planungen für die Nutzung des Hauses und des Areals. Angesprochen werden sollen dann auch Schulen und Kindergärten, das Erlebniszentrum wird somit auch zu einem Lehr- und Lernort. Und: „Auch Spiel und Spaß sollen nicht zu kurz kommen“, so Bürgermeister Lukrafka.