Wülfrath. Am Montag haben NRW-Gleichstellungsministerin Josefine Paul und Wülfraths Bürgermeister Rainer Ritsche gemeinsam mit, Andrea Rupp, Vorsitzende des Frauen-Rates NRW, sowie der städtischen Gleichstellungbeauftragten Franca Calvano den ersten „Frauen-Ort NRW‟ eröffnet. Im Mittelpunkt steht die Geschichte von Margarethe Müllemann.
Der Frauen-Rat NRW kennzeichnet mit dem Projekt Orte, an denen historische Frauenpersönlichkeiten gewirkt haben, um ihren Beitrag zur Geschichtsschreibung Nordrhein-Westfalens sichtbarer zu machen. Den ersten dieser Frauen-Orte überhaupt in Nordrhein-Westfalen gibt es nun in der Kalkstadt. Gewidmet ist er der Müllerin Margarethe Müllemann, die von 1603 bis 1662 lebte. Sie hatte in Wülfrath eine Wassermühle betrieben.
„Als Historikerin, Feministin und Gleichstellungsministerin habe ich auf den ersten Frauen-Ort hingefiebert, denn das Projekt Frauen-Orte NRW trägt dazu bei, Frauen und ihre Lebensrealitäten in ihrer Vielfalt sichtbar zu machen und tradierte Rollenbilder aufzubrechen. Es ist höchste Zeit, dass Frauen in der Geschichte Nordrhein-Westfalens in ihrer Vielfalt und Bedeutung ernst- und wahrgenommen werden. Das Wirken von Frauen steht in seiner historischen Wahrnehmung noch zu häufig zwischen den Zeilen“, so NRW-Gleichstellungsministerin Josefine Paul. „Der erste Frauen-Ort in Wülfrath und die weiteren, die folgen werden, leisten einen Beitrag, das vielfältige Wirken von Frauen sichtbar und erfahrbar zu machen. Dadurch, dass Frauen-Orte zumeist im öffentlichen Raum zu finden sind, ermöglichen sie auch einen leichten Zugang zu den Geschichten der historischen Frauenpersönlichkeiten. Das Fehlen von Frauen in Geschichtsschreibung und öffentlicher Erinnerung beraubt uns wichtigen Wissens über weibliche Vorbilder und wichtiger Perspektiven bei der historischen Betrachtung von gesellschaftlichen Entwicklungen.“
Margarethe Müllemann ist nun Teil des Projekts und der erste von 50 Frauen-Orten, die der Frauen-Rat NRW als Träger bis Ende 2025 eröffnen will. Wülfraths Bürgermeister Rainer Ritsche hob die Bedeutung für Wülfrath hervor: „Es ist eine Ehre für Wülfrath, dass wir den ersten Frauen-Ort NRW erhalten. Damals wie heute gab es hier starke Frauen, so wie in unserem Frauen-Netzwerk Wülfrath. Es ist daher von historischem Wert für unsere Stadt, die Geschichte von Margarethe Müllemann sichtbar zu machen. Damit rücken wir historische Frauenpersönlichkeiten in den Mittelpunkt, die auch heute noch als Vorbild dienen.‟
Am ehemaligen Standort von Margarethe Müllemanns Mühle in der Schwanenstraße 12, einer heutigen Tierarztpraxis, enthüllten Paul, Rupp, Ritsche und Calvano vor 70 Gästen – darunter einige Landtagsabgeordnete – die rot-pinke Informationstafel zu den Lebensdaten von Margarethe Müllemann. Wer dort vorbeikommt, kann über einen QR-Code und hierdurch angesteuerte die Projekt-Website weitere Informationen einholen, auch zu den weiteren 26 aktuell festgelegten Frauen-Orten in Nordrhein-Westfalen.
Im Kreis Mettmann ist Müllemanns Ort ein besonderer, denn er ist bislang der einzige im Rahmen des Projekts. Die mutige Müllerin befindet sich dabei in Gesellschaft vieler bekannter Frauenpersönlichen aus NRW, darunter Else Lasker-Schüler aus Wuppertal; Mathilde, Äbtissin von Essen; oder den Stillen Heldinnen aus Bonn. Frieda Mager (1912-1994), Sibylla Cronenberg (1870-1951) und Katharina Bayerwaltes (1914-2011) sind von der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem zu „Gerechten unter den Völkern“ ernannt worden, weil sie während der Zeit des NS-Terrors Juden und Jüdinnen retteten.
Abbau von Stereoytpen für mehr Diversität
„Um Frauen sichtbarer zu machen, können wir mehr Straßen nach ihnen benennen. Oder eben Orte wie diese schaffen, an denen ihre Leistungen für die Gesellschaft öffentlich gewürdigt werden‟, erklärte Andrea Rupp, Vorsitzende des Frauen-Rat NRW, das Projektziel.
„Durch thematisch und geographisch abwechslungsreiche Frauenorte können wir das frauenhistorische Potenzial unserer Landesgeschichte erschließen. Wir wollen dazu beitragen, geschlechtsbezogene Stereotype abzubauen und Diskriminierung entgegenzuwirken, um zu zeigen: NRW ist traditionsbewusst und gleichzeitig zukunftsorientiert, gleichberechtigt und divers.‟
Auf Initiative von Wülfraths Gleichstellungsbeauftragter Franca Calvano hatte der Vorstand des Frauen-Rates NRW sich auf Empfehlung seines Fachbeirates für Margarethe Müllemann entschieden: Sie war gerichtlich gegen einen reichen Freiherrn vorgegangen, der eine zweite Mühle bauen lassen wollte. Das Gericht gab ihr zwar Recht, dennoch baute er die Mühle. Müllemann starb verarmt und diene mit ihrer Courage als Vorbild, so Calvano: „Als ich zum ersten Mal von Margarethe Müllemann hörte, war ich sofort beeindruckt von dieser mutigen Frau. Sie hat sich im wahrsten Sinne des Wortes nicht einfach das Wasser abgraben lassen. Ich hoffe, dass der Frauen-Ort eine Brücke zwischen Gestern und Heute schlägt und Frauen ermutigt, sich für ihre Rechte einzusetzen.‟
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