Portraits und Geschichten werden in der Ausstellung kombiniert. Foto: Volkmann
Portraits und Geschichten werden in der Ausstellung kombiniert. Foto: Volkmann

Velbert. Am zweiten Jahrestag des Angriffskriegs ist am heutigen Samstag im oberen Foyer des Forums Velbert die crossmediale Ausstellung „Helden, Helfer, Hoffnung“ der ukrainischen Künstlerin Anna Movenko eröffnet worden. Bis zum 8. März sind die Werke zu sehen und Geschichten zu lesen. 


Es war vor genau zwei Jahren, da griff Russland die Ukraine an. Die Kämpfe hören seitdem nicht auf. Der Krieg hat viel Leid und Tod über die ukrainische Bevölkerung gebracht, rund sechs Millionen Menschen suchten nach Schätzungen der Uno-Flüchtlingshilfe bislang Zuflucht in europäischen Staaten. Auch in Deutschland. In Velbert leben aktuell rund 870 Ukrainerinnen und Ukrainer, wie die Integrationsbeauftrage der Stadt, Helena Latz, bilanziert. Sie hat gemeinsam mit der Integrationshilfe Langenberg (IHLA) und dem deutsch-ukrainischen Verein Blau-Gelbes-Kreuz eine Ausstellung der Künstlerin Anna Movenko in das Forum gebracht.

Es geht um stille Heldinnen und Helden, die handeln, helfen, und Hoffnung schenken. Der Grünen-Lokalpolitiker André Feist-Lorenz nannte sie „Helden der Menschlichkeit“. Es seien „normale Menschen“ – Verwandte, Freunde, Nachbarn.

Zu sehen sind nachgedruckte Kopien von elf Portrait-Arbeiten. Sie zeigen die Gesichter und erzählen die Geschichten jener Menschen, die nicht zögerten, als Hilfe benötigt wurde – und sie erzählen die Geschichten dahinter. Eine davon beginnt in der Nachbarstadt Wülfrath und bei der dortigen Feuerwehr. Marc Friedrich ist Abteilungsleiter beim Rettungsdienst, ehrenamtlicher Notfallsanitäter bei der Flugambulanz und einer der stillen Helden. Friedrich rettet seit Kriegsbeginn Menschen aus den frontnahen Gebieten. Bei einem Raketenbeschuss Russlands auf die ukrainische Stadt Krementschuk verloren 20 Menschen ihr Leben, 59 wurden verwundet. Der 44-jährige Wülfrather half vor Ort. Weitere Rettungseinsätze schlossen sich an – so half Marc Friedrich dabei, 60 schwerkranke Kinder aus dem Kriegsgebiet zu evakuieren.

Bei der Ausstellungseröffnung flossen Tränen, als zwei Ukrainerinnen Lieder aus ihrer Heimat sangen. In einem davon ging es um die getöteten Menschen und Tiere während des Angriffskriegs auf die Ukraine, deren Seelen die Kraniche in den Himmel tragen. In diesen emotionalen Momenten sind die geretteten Ukrainerinnen und Ukrainer ihren Familienmitgliedern, Verwandten und Freunden ganz nah. Bei der Ausstellungseröffnung wurde jedoch auch gelacht, viel sogar. Denn: Die Geflüchteten haben in Velbert – und den anderen Kommunen im Kreis Mettmann – eine neue Heimat gefunden. Mindestens temporär, womöglich dauerhaft. „Alle sind hier angekommen“, freut sich Gero Sinha, Vorsitzender des Vereins IHLA. „Wir haben viele Mamas hierher geholt“. Deren Kinder gingen zur Schule, hätten Freunde, so Sinha. „Die gesetzten Anker vor allem der Kinder wieder zu löse, ist schwer“, meint der Vereinsvorsitzende, der sich seit der ersten Stunde für die Rettung der Menschen aus der Ukraine einsetzt. Die Integration sei gelungen, erklärt Sinha. Besitzer Juan Gregori erzählte, wie es war, als der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine vor zwei Jahren begann: „Es war ein Rosenmontag. Ein wunderschöner Tag“. In den Medien habe man von dem Angriff erfahren: „Wir konnten gar nicht glauben, dass das wirklich passiert“. Gleichzeitig sei sofort klar gewesen: „Wir müssen was tun“. Schnell waren ein Bus und Verpflegung organisiert, Sponsoren aktiviert – innerhalb weniger Tage hatte man 30 Mütter und ihre Kinder aus der Ukraine gerettet und ihnen in Velbert Schutz geboten. „Heute sind sie unsere Freunde. Unsere Familie“, so Gregori.

Viele Ukrainer sind inzwischen selbst aktive Helfer, unterstützen soweit sie es können. Die junge Ukrainerin Anastasia – sie kam als eine der ersten in Velbert an – bringt es auf den Punkt: „Wir Ukrainer sind hilfsbereite Menschen“. Ihr sei schwergefallen, sich zu entspannen. Sie habe auch in der schwierigen Situation stets den Drang verspürt, etwas zu tun. Heute hilft sie, wo sie kann. Ein Zuhause hat sie in Langenberg gefunden.

Jeder der über 800 Menschen aus der Ukraine kann eine eigene Geschichte erzählen, so wie es die Künstlerin Anna Movenko über die Helden und Helfer aus der Ausstellung tut. Zu sehen sind ihre Gesichter online unter www.bgk-verein.de/ausstellung-helfer-und-helden. Eindrucksvoller ist es allerdings, sich die Geschichten vor Ort durchzulesen – im Forum Velbert an der Oststraße 20 ist das zu den regulären Öffnungszeiten von montags bis samstags von 10 bis 18 Uhr möglich.

Die städtische Integrationsbeauftragte Helena Latz schloss den offiziellen Teil ausgerechnet mit den Worten eines Russen: „Man sollte sich nicht schämen, dass man zu wenig getan hat. Man sollte sich schämen, wenn man nichts getan hat.“ Das Zitat stammt von Alexej Nawalny. Der Tod des Kreml-Kritikers wurde am 16. Februar bekanntgegeben.

Am Nachmittag der Ausstellungseröffnung wurde trotz der weiterhin angespannten Lage eines deutlich: Viele Menschen aus der Ukraine halten die Hoffnung auf Frieden wach.

Rund 70 Gäste hatten sich im Foyer des Forums versammelt, um gemeinsam die Ausstellung zu eröffnen. Foto: Volkmann

Rund 70 Gäste hatten sich im Foyer des Forums versammelt, um gemeinsam die Ausstellung zu eröffnen. Foto: Volkmann