Die leitende Architektin Corinna Cardaun des Architekturbüros Lindner Lohse aus Dortmund (r.) erklärte den Teilnehmern die einzelnen Bauschritte. Foto: Volkmann
Die leitende Architektin Corinna Cardaun des Architekturbüros Lindner Lohse aus Dortmund (r.) erklärte den Teilnehmern die einzelnen Bauschritte. Foto: Volkmann

Velbert. Am Samstag hatte die Stadt Velbert am Tag der Städtebauförderung hinter die Kulissen der Sanierung des Schlosses Hardenberg blicken lassen.


Die Stadt Velbert als Bauherrin des Sanierungsprojekts nutzte den Tag der Städtebauförderung am 4. Mai, um die Öffentlichkeit erneut einen Einblick in die noch viele Monate laufenden Baumaßnahmen zu gewähren. Gruppenweise erhielten Interessierte Informationen über die Geschichte des Schlosses, vor allem aber über die bereits erfolgten und zukünftigen Schritte der Sanierung.

Die wohl offensichtlichste Veränderung des Schlossgebäudes wird ab 2025 zu sehen sein: der Treppenturm. Der Anbau an der Rückseite ist unumgänglich, um dem Herrenhaus Leben einzuhauchen. Das bekräftigte die leitende Architektin Corinna Cardaun, denn so wichtig das Treppenhaus für die barrierefreie Zugänglichkeit und letztlich die Nutzbarkeit auch sein mag, es ist nicht unumstritten. Denkmalgerecht und verträglich habe man den Anbau jedenfalls geplant. Mit dem Bau werde laut Cardaun im Spätsommer bis Herbst dieses Jahres begonnen, derzeit liefen die Ausschreibungen für die Arbeiten. Für Kritiker, die trotz baulicher Notwendigkeit nicht mit dem Treppenturm warm werden, hat die Architektin eine Information: „Theoretisch kann man den Treppenanbau wieder abreißen und das Herrenhaus wäre unangetastet“.

Die Kosten laut Planung beziffert Corinna Cardaun weiterhin bei 13,4 Millionen Euro. Die städtische Projektkoordinatorin für das Naturerlebniszentrum, Stefanie Jaß, erklärt jedoch, dass die Kostensteigerungen im Baugewerbe insgesamt eine Herausforderung darstellen. Dennoch laufe derzeit „alles nach Plan“. Mit Überraschungen rechnet man bei der Stadt Velbert nicht, aber „es ist ein Denkmal“, so Jaß. „Wir gehen das sehr feinfühlig heran“. Dass es zu Entdeckungen während der laufenden Arbeiten kommen kann, machte Denkmalexperte Rainer Helfers an einem Beispiel deutlich. Unter der im Jahr 1354 urkundlich erwähnten Wehranlage habe man einen Raum gefunden – dessen Zweck ist jedoch völlig unklar. Stand jetzt: Die Arbeiten an den Gebäuden sollen bis Ende 2026 abgeschlossen sein.

Natur rund um das Schloss entdecken

Denkmalexperte Rainer Helfers ordnete das Schloss Hardenberg historisch ein. Foto: Volkmann
Denkmalexperte Rainer Helfers ordnete das Schloss Hardenberg historisch ein. Foto: Volkmann

Was bei den Führungen am Tag der Städtebauförderung zwar von Interessierten angefragt, aber letztlich nicht umsetzbar war, ist ein Blick in das Innere des Herrenhauses gewesen. „Dort ist eine Baustelle“, so Architektin Corinna Cardaun. Momenten könne man dort keine Führungen mit einer größeren Anzahl an Menschen durchführen.

Auch wenn bei dem Sanierungsvorhaben das Herrenhaus oft im Mittelpunkt steht, tut sich deutlich mehr auf dem Areal des Schlossensembles in Neviges. So werde voraussichtlich in der kommenden Woche mit den Arbeiten am Parkplatz begonnen, erklärt Stefanie Jaß. Jeweils hälftig solle der Platz dann während der Maßnahmen weiterhin zur Verfügung stehen.

Parallel dazu schließen die Technischen Betriebe den „Grünen Pfad“, einen thematischen Spazierweg, der über rund 3,6 Kilometer entlang des Kannebachs führt, an der Alten Burg vorbeigeht und durch den Stadtgarten und der letztlich in der Nevigeser Altstadt endet, an das Schloss Hardenberg an. Dieses Projekt ist Teil des Naturerlebniszentrums, mit dem die Stadt Velbert das gesamte Schlossareal einem Bildungszweck zuführen möchte. Auch der Umweltschutzbund signalisierte bereits sein Interesse, gemeinsam mit Besucherinnen und Besuchern die Natur rund um das Schloss Hardenberg zu entdecken. Während ein Teil des Herrenhauses die Ausstellung „Unsere wehrhafte Natur“ beherbergen wird, dient der Rittersaal als Ort für Trauungen und Veranstaltungen. Auch Freizeit und Gastronomie spielen bei dem umfassenden Sanierungsprojekt eine Rolle. Die alte Mühle wird komplett in einen Gastronomiebetrieb umgewandelt. Samt Außenterrasse.

Letztlich ist das umgebaute Schloss Hardenberg ein Projekt, bei dem Historie und Moderne aufeinandertreffen. Symbolisch steht dafür die Nahwärmezentrale, die sowohl das Herrenhaus als auch die Mühle und die Vorburg versorgen sollen. Noch im Sommer sollen die Geothermie-Bohrungen beginnen. Ein cleveres Details: Mit der bei dem Prozess entstehenden Kälte wird der Theatersaal in der Vorburg gekühlt. Das Schloss Hardenberg soll somit klimaneutral werden. Laut Stadt Velbert würden „jährlich mehrere Tonnen CO2 eingespart“.

Um all die Arbeiten nachvollziehbar zu machen, hat die Stadt Velbert eine rund 200 Quadratmeter großes Schaubild erstellt – es ist „eine Art Masterplan“, so Projektkoordinatorin Stefanie Jaß. Interessierte sollen so leichter nachvollziehen können, was aktuelle an Arbeiten läuft und was bereits abgeschlossen ist. „Vielleicht stellen wir auf die Plane ein Baustellenschild, um zu zeigen, wo aktuell etwas passiert“, so Jaß.

Wie bei vorherigen Baustellen-Aktionen haben sich auch dieses Mal lokale Akteure beteiligt, etwa die DLRG und die Landjugend Neviges.