Test für den Obus-Verkehr mit einem Gespann aus Motorwagen und Nachläufer für die Stromabnahme. Foto: WSW-Archiv
Test für den Obus-Verkehr mit einem Gespann aus Motorwagen und Nachläufer für die Stromabnahme. Foto: WSW-Archiv

Wuppertal. Am 4. September 1925 hat die erste innerstädtische Buslinie in Wuppertal eröffnet. Zuvor gab es aber schon Bus-Verbindungen in die Nachbarstädte.


Der Autobus war ein Nachzügler im öffentlichen Personennahverkehr. Wer vor der Einführung des Busverkehrs in Elberfeld, Barmen und den benachbarten Gemeinden mit dem ÖPNV unterwegs war, fuhr ab 1874 bis 1896 mit der Pferdebahn, ab 1890 mit der elektrischen Straßenbahn oder ab 1901 mit der Schwebebahn. Das ändert sich in den 1920-er Jahren mit dem Beginn des öffentlichen Personenverkehrs mit Omnibussen. Das Gebiet des heutigen Wuppertals war durch die Straßenbahn bereits gut erschlossen. Die ersten Omnibuslinien stellten daher zunächst Verbindungen in die Nachbarstädte her, so etwa nach Wülfrath, Dortmund, Lennep, Wermelskirchen, Hattingen, Sprockhövel und Essen. Straßenbahn- und Schwebebahngesellschaften engagieren sich gleichermaßen beim Aufbau des Busverkehrs, wobei für den Linienverkehr häufig Betriebsgemeinschaften mit Verkehrsunternehmen der Nachbarstädte gebildet wurden.

Am 4. September 1925 nahm die erste Buslinie, die ausschließlich innerhalb der Stadtgrenzen des heutigen Wuppertals verkehrte, den Betrieb auf. Die Strecke führte von Ostersbaum über Wichlinghauser Markt, Berliner Straße, Bahnhof Rittershausen (Oberbarmen), Höfen und Jesinghausen nach Langerfeld-Pulsöde. Weitere Buslinien kamen in den Folgejahren hinzu. Einige davon existieren bis heute, so etwa die Verbindung Wichlinghausen-Bendahl, die später vom Sedansberg über den Alten Markt und Hesselberg nach Elberfeld führte und heute als Linie 628 verkehrt.

1925 nutzen fast 300.000 Fahrgäste den Omnibusverkehr. Bis 1940 stieg diese Zahl auf 1,8 Millionen. Heute befördern die WSW jährlich über 50 Millionen Fahrgäste mit ihren Bussen.

Dampfbus, Obus und Autobus-Züge

3-achsiger Bus der Barmer Straßenbahn 03.05.1921
©WSW-01-61-1-2-001

In Wuppertal waren Autobusse aller wichtigen Hersteller unterwegs, von Büssing über Mercedes-Benz bis Henschel und MAN. Es gab zweiachsige und dreiachsige Modelle, Busse mit „Schnauze“, so genannte Tram- oder Haubenbusse und Anderthalbdecker. Bis in die 1950-er Jahre gab es außerdem unterschiedliche Antriebssysteme. Neben Benzin- und Dieselbussen fuhren in Wuppertal zeitweise auch Gas- und Dampfbusse sowie elektrische O-Busse. Danach dominierte der Dieselbus, bis die WSW ab 2022 auf Wasserstoff als neue klimafreundliche Antriebsenergie setzten. Eine Besonderheit in den 1930-er Jahren waren die so genannten Autobus-Züge auf der Linie 24 zwischen Elberfeld und Wichlinghausen/Langerfeld. Hier zog der Omnibus einen zweiachsigen Anhänger, der über einen Faltenbalg mit dem Motorwagen verbunden war. Hundert Fahrgäste konnten damit befördert werden.

Eine besondere Episode in der Geschichte des Wuppertaler Busverkehrs war der Obus. Planungen, Buslinien zu elektrifizieren, gab es bereits in den 1930-er Jahren, aber erst 1949 wurde der Linienweg Oberbarmen-Beyenburg mit einer Oberleitung ausgestattet, die ab 1950 den Betrieb der ersten Wuppertaler Obus-Linie ermöglichte. Weitere Linien führten nach Wichlinghausen, Langerfeld und Ronsdorf. Zur Obus-Flotte gehörten auch Anderthalbdecker mit einem größeren Platzangebot. Diese besondere Bauart hatten die WSW auch mit Dieselmotor im Wagenpark. Der Obus-Betrieb wurde 1972 wieder eingestellt.

Standardbusse und Farbspiele

Ende der 1960er-Jahre wurde der so genannte Standard-Linienbus eingeführt. Dieses Fahrzeug-Konzept mit einheitlichen Abmessungen, Türanordnung, Fenstergröße, Bestuhlung und Heckmotor wurde von den wichtigsten Busherstellern umgesetzt und bestimmte fortan auch das Bild im Wuppertaler Busverkehr. Die WSW beschafften zunächst zweiachsige Standardbusse von Büssing, Mercedes und MAN. Später kamen auch Gelenkbusse hinzu, die sich an dem Standard orientierten. 1980 wurden erstmals die so genannten Schubgelenkbusse eingesetzt, die auf der dritten Achse angetrieben wurden.

Waren Omnibusse in den ersten Jahrzenten ihres Betriebs in Wuppertal eine Ergänzung zum gut ausgebauten Straßenbahnnetz, so verdrängten sie im laufe der Zeit den schienengebundenen ÖPNV immer mehr. Nach und nach wurden immer mehr Straßenbahnlinien durch Busse ersetzt, von Schiene auf „Gummi“ umgestellt. In den 1980er-Jahren fiel die Entscheidung, den Straßenbahnbetrieb ganz aufzugeben. Die letzte Bahn fuhr 1987. Seitdem trägt der Busverkehr – gemessen an der Anzahl der beförderten Fahrgäste – die Hauptlast des Wuppertaler ÖPNV.

In den 1990er-Jahren machte der Wuppertaler Busverkehr deutschlandweit von sich Reden. Die WSW hatten eine größere Stückzahl Stadtbusse des ungarischen Herstellers Ikarus angeschafft. Ikarus war einer der größten Autobus-Produzent des Ostblocks und wollte mit Unterstützung der WSW auch auf dem westeuropäischen Markt Fuß fassen. Dem Vorhaben war jedoch kein Erfolg beschieden. Nach und nach verschwanden die ungarischen Busse wieder aus dem Fuhrpark der WSW.

Die 1990er-Jahre brachten zwei wichtige Neuerungen im Mobilitätsangebot. Zum einen erschlossen die WSW mit Klein- oder Midibusse Stadtquartiere, die für die großen Standardbusse nicht geeignet waren, zum anderen wurden in Wuppertal, wie in anderen Städten im VRR-Gebiet auch, CityExpress-Linien eingeführt. Mit den Kleinbussen kam wieder eine größere Typenvielfalt in die Flotte. Zu den Herstellern zählten neben Mercedes auch Ikarus sowie der spanische Fahrzeugbauer Irizar.

Der CityExpresse brachte hingegen ein eigenes Farbkonzept mit. Der Wagenpark hatte schon öfter sein Farbkleid gewechselt. Waren die WSW-Busse in den 1970-er Jahren beige mit grünen Streifen, so wurde anschließend die orange-blaue-Schwebebahnlackierung übernommen. In den 90-er Jahren waren auf den normalen Stadtbuslinien lichtgraue Busse mit blauen Streifen unterwegs, währen die neuen CityExpress-Busse an ihren orangefarbenen Streifen zu erkennen waren. Seit den 2010er-Jahren präsentieren sich die WSW-Busse komplett in lichtblau.

Wichtigste Innovation im Busverkehr der letzten Jahre ist der Einsatz von Wasserstoff-Bussen. Besonderheit dabei ist nicht nur die klimaschonende, da emissionsfreie, Brennstoffzellen-Technologie, sondern auch die Wasserstoffproduktion im Konzernverbund der WSW. Ein Teil des im ÖPNV benötigten Wasserstoffs wird mit Strom aus der thermischen Abfallbehandlung der AWG produziert. Die WSW sind mit 52 Fahrzeugen einer der größten Betreiber von Wasserstoffbussen in ganz Deutschland. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Mobilitätswende und zur Entwicklung eines nachhaltigen und zukunftsfähigen ÖPNV.