700 Beschäftigte arbeiten am Kiekert-Hauptsitz in Heiligenhaus. Foto: Mathias Kehren
700 Beschäftigte arbeiten am Kiekert-Hauptsitz in Heiligenhaus. Foto: Mathias Kehren

Heiligenhaus. Der insolvente Automobilzulieferer Kiekert AG hat gute Chancen auf einen Neustart. Wie Insolvenzverwalter Joachim Exner heute mitteilte, haben bereits mehrere Investoren ihr Interesse an einer Übernahme von Kiekert bekundet. Unterdessen läuft die Produktion unverändert und in vollem Umfang weiter. Die Aufträge werden pünktlich gefertigt und ausgeliefert. Alle 700 Mitarbeiter bleiben an Bord.


Nachdem die zunächst angekündigte Rücknahme des Insolvenzantrages nicht erfolgt ist, hat das zuständige Amtsgericht Wuppertal am 1. Dezember planmäßig das Insolvenzverfahren eröffnet. Als Insolvenzverwalter bestellte das Gericht Rechtsanwalt Joachim Exner, der zuvor bereits als vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt war.

„Das hohe Investoreninteresse bietet Kiekert eine gute Perspektive für die Zukunft“, betonte Joachim Exner, geschäftsführender Partner der renommierten Sanierungskanzlei Dr. Beck und Partner. „Kiekert ist ein systemrelevanter Partner der Automobilindustrie, und dasbweltweit. Die Autohersteller schätzen zudem die Innovationskraft und Zuverlässigkeit des Unternehmens.“

Exner hatte gleich nach dem Insolvenzantrag Kontakt zu allen wichtigen Auftraggebern hergestellt. „Die Automobilhersteller unterstützen die Sanierung in vollem Umfang und setzen die Zusammenarbeit mit Kiekert auch im Insolvenzverfahren fort“, ergänzte Exner. „In der Konsequenz ging der Kiekert AG seit dem Insolvenzantrag kein Auftrag verloren.“

Auch die IG Metall blickt positiv in die Zukunft. „Wir freuen uns, dass die Automobilhersteller den bereits eingeschlagenen Sanierungsprozess unterstützen. Auch das namenhafte Investoren ihr Interesse bereits bekundet haben, stimmt uns für die Zukunft sehr optimistisch“, so der Geschäftsführer der IG Metall Velbert Hakan Civelek. „Gemeinsam mit den Betriebsräten, Beschäftigten und der Insolvenzverwaltung haben wir bereits begonnen, die Sanierung und Stabilisierung des Unternehmens am Standort Heiligenhaus voranzutreiben. Unser gemeinsames Ziel ist es, bereits in der Frühphase dieses Insolvenzverfahrens den Investoreneinstieg optimal vorzubereiten“, so Civelek.

Der Insolvenzverwalter hatte unmittelbar nach dem Insolvenzantrag einen strukturierten Investorenprozess aufgesetzt. Dabei werden weltweit geeignete Erwerber identifiziert und gezielt  angesprochen, um für die Gläubiger das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Dieser mehrstufige Prozess kommt gut voran. Aufgrund der bestehenden Vertraulichkeit werden aber grundsätzlich keine Angaben zu den Bietern oder zu der erwartenten Dauer des Prozesses gemacht.

Der Betriebsratsvorsitzende der Kiekert AG, Uwe Höhndorf, äußerte sich erleichtert über die erreichten Fortschritte. „Die Eröffnung des Insolvenzverfahrens schafft endlich Klarheit für die Belegschaft über die nächsten Schritte, aber auch für den M&A-Prozess“, sagte Höhndorf. „Die Ankündigung des Gesellschafters, den Insolvenzantrag zurückzunehmen, hatte unter den Mitarbeitern viel Unruhe ausgelöst.”

Mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens endet auch der Insolvenzgeldzeitraum. Exner hat sichergestellt, dass Kiekert in der Lage ist, die Löhne und Gehälter der Arbeitnehmer aus eigenen Mitteln zu zahlen. Alle der rund 700 Mitarbeitenden werden weiterbeschäftigt.