Eine Mutter mit ihrem Neugeborenen: Zur Care-Arbeit gehört auch die Kinderbetreuung. Foto: pixabay
Eine Mutter mit ihrem Neugeborenen: Zur Care-Arbeit gehört auch die Kinderbetreuung. Foto: pixabay

Kreis Mettmann. Von der Geburt an bis ins hohe Alter – wir alle sind in jeder Phase unseres Lebens auf die Fürsorge und Zuwendung anderer Menschen angewiesen. Doch nicht nur die eigene Gesundheit und Lebensqualität hängen von der Unterstützung durch andere ab, sondern auch der gesellschaftliche Zusammenhalt.

Kochen, putzen, Kinder betreuen, sich um kranke oder ältere Angehörige kümmern: all dies gilt als unbezahlte Sorgearbeit (Care-Arbeit). Anlässlich des Equal Care Day hatte die Allgemeine Frauenberatung des SKFM Mettmann auf die ungleiche Verteilung von Fürsorgearbeit zwischen Frauen und Männern aufmerksam gemacht.

Laut einer Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sind es Frauen, die den größten Teil der Sorgearbeit in der Familie, in der Partnerschaft oder auch im Berufsleben leisten. Frauen übernehmen pro Tag durchschnittlich vier Stunden und 13 Minuten an unbezahlter Sorgearbeit, Männer hingegen nur zwei Stunden und 46 Minuten.

Somit werden täglich fast 1,5 Stunden mehr Care-Arbeit von Frauen geleistet. Dieser als „Gender Care Gap“ bezeichnete Unterschied liegt in Deutschland bei 52,4 Prozent und steigt sogar auf 80 Prozent an, wenn Kinder im Haushalt leben. Die Corona-Pandemie hat die Ungleichheit verstärkt, so dass die Schere noch weiter auseinanderklafft. Frauen erleiden daher oft wirtschaftliche Nachteile: sie arbeiten in Teilzeit, erhalten häufig einen geringeren Stundenlohn bei gleicher Arbeit und nehmen Einbußen bei der zukünftigen Altersrente in Kauf. Frauen reduzieren ihre bezahlte Erwerbsarbeit, um die nicht vergütete Sorgearbeit zu übernehmen.

“Wir müssen dringend in der Öffentlichkeit ein Bewusstsein für die mangelnde Wertschätzung und die ungerechte Verteilung von Sorgearbeit schaffen“, so Lilo Löffler, geschäftsführender Vorstand des SKFM Mettmann. „Gesellschaftliche Normen, Gesetzgebung und Politik müssen dazu beitragen, Aufgaben der Fürsorge gleichmäßig auf alle Geschlechter zu verteilen.“

Die gleiche Verteilung scheitert oft auch an Strukturen, wie zum Beispiel unzureichend ausgebauter Kinderbetreuung, Ehegattensplitting oder dem immer noch vorhandenen Rollenbild von dem Mann als Familienernährer und der Frau als aufopferungsvolle Mutter und Fürsorgende.

SKFM-Fachbereichsleiterin Eva-Maria Düring appelliert daher: „Für eine gleichmäßige Verteilung der Aufgaben von Fürsorge und Pflege ist es wichtig, diese aufzuwerten so-wie die arbeitsrechtlichen und gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen zu verbessern. Ziel muss es sein, den Frauen die Vereinbarkeit von Sorge- und Erwerbsarbeit zu ermöglichen und Männern einen Anreiz zu schaffen, mehr Verantwortung für Fürsorge und Pflege zu übernehmen.“

Die Allgemeine Frauenberatungsstelle des SKFM Mettmann ist täglich von Montag bis Freitag unter der Rufnummer 02104 1419-232 oder per E-Mail unter [email protected] erreichbar.