Die Mettmanner Stadtbibliothek an der Straße "Am Königshof 13". Foto: André Volkmann
Die Mettmanner Stadtbibliothek an der Straße "Am Königshof 13". Foto: André Volkmann

Mettmann. Zum Jahresende 2021 lebten in Deutschland fast 1,8 Millionen Menschen mit Demenz. Und die Zahl steigt von Jahr zu Jahr rapide an. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft warnt: „Gelingt kein Durchbruch in Prävention und Therapie, könnten nach aktuellen Schätzungen in Deutschland im Jahr 2050 bis zu 2,8 Millionen Menschen im Alter von 65+ erkrankt sein.“ Die 80 bis 84-Jährigen stellen laut Statistik die größte Gruppe dar, die demenziell erkrankt, sagt Oliver Pahl von der städtischen Fachstelle für Wohn- und Pflegeberatung.  Zusammen mit seiner Kollegin Petra Brinkmann-Schepke hatte er die Idee, auf das Thema Demenz mit einer lebendigen Ausstellung, die vom 18. bis zum 26. September in der Stadtbibliothek unter dem Titel „Demenz – lebendige Erinnerung“ gezeigt wird, aufmerksam zu machen.


Zusammen mit Gabriele von Mauschwitz von der Alzheimer Gesellschaft Kreis Mettmann (Selbsthilfe Demenz), Gisela Bendt von den „Aulen Mettmannern“ und Ursula Leifeld, Leiterin der Stadtbibliothek, hat er ein Ausstellungskonzept entwickelt, bei dem
Erinnerungstücke rund um das Jahr 1954 aus privaten Mettmanner Haushalten eine zentrale Rolle spielen sollen.

„Alles, was nicht größer als ein Schuhkarton ist und aus dieser Zeit stammt, können wir
ausstellen“, sagt die Bibliotheksleiterin. Einen Nierentisch und einen Cocktailsessel gibt es für die Ausstellung bereits. „Es können alte Platten, Fotos, Postkarten, alte Radios oder
Haushaltsgegenstände, Tischdecken, Porzellan und andere Erinnerungsstücke sein. Wir sind gespannt, was da alles zusammenkommt“, sagt Ursula Leifeld. Die Exponate können entweder bei der Alzheimer Gesellschaft, Düsseldorfer Straße 20, montags bis freitags von 8 bis 17 Uhr, in der Stadtbibliothek zu den Öffnungszeiten oder in der Wohn- und Pflegeberatung im Rathaus (Zimmer N9, N12) zu den Dienstzeiten abgegeben werden.

„Wir erleben, dass Menschen, die an Demenz erkrankt sind, sich in der Gegenwart nicht mehr gut zurechtfinden. Dafür können sie sich aber an Erlebnisse und Erfahrungen aus ihrer Jugend oft noch gut erinnern“, sagt Gabriele von Mauschwitz. Über Musik, Geschichten oder Objekte aus dieser Zeit können Erinnerungen, die sich tief ins
Gehirn eingraben haben, wieder hervorgeholt werden. Gabriele von Mauschwitz: „Wir erleben es immer wieder, dass durch solche Erinnerungen viel Energie und Kraft bei den Menschen freigesetzt wird.“

Mathematisch gesehen lag es auf der Hand, dass es die 1950er-Jahre sind, an die sich die Menschen, die altersmäßig die größte Gruppe der Demenzkranken bilden, gut erinnern können. Was war damals los in der Welt und in Mettmann, als sie jung waren? 1954 ging der WDR auf Sendung, Deutschland wurde Fußballweltmeister, die Kolonialherrschaft Frankreichs in Indochina endete, Theodor Heuss wurde erneut zum Bundespräsidenten gewählt und Ernest Hemingway erhielt den Literaturnobelpreis. Und in Mettmann wurde
die 1050-Jahrfeier mit einem prachtvollen Festumzug begangenen und die erste Ausgabe der „Medamana“, der Zeitschrift der damals zwei Jahre alten Bürger- und Heimatvereinigung „Aule Mettmanner“, erschien.

„Mit der Ausstellung wollen wir Hemmschwellen abbauen und zeigen, welche Hilfsangebote es für demenzkranke Menschen und ihre Angehörigen in der Stadt gibt“, sagt Oliver Pahl. Deshalb wird es zu der Ausstellung auch viel Informationsmaterial mit wichtigen Adressen und Ansprechpartnern geben. „Es ist wichtig und richtig, dass das Thema enttabuisiert wird“, sagt Bürgermeisterin Sandra Pietschmann. Die Organisatoren möchten gerne einmal im Jahr eine solche Ausstellung rund um den Weltalzheimertag (21. September)
auf die Beine stellen. Die nachfolgenden Ausstellungen sollen chronologisch fortgesetzt werden, im kommenden Jahr soll sich alles um das Jahr 1955 drehen.

Bibliotheksleiterin Leifeld hat für die Ausstellung zwei Erinnerungskoffer gepackt, die sowohl von Einrichtungen als auch von Privatpersonen für die Erinnerungsarbeit ausgeliehen werden können. „In den Koffern gibt es CDs mit alten Schlagern, ein Liederbuch mit Volksliedern, ein Buch mit Alltagsgeschichten für Demenzkranke sowie verschiedene Gegenstände, mit deren Hilfe alte Erinnerungen geweckt werden können.“
Fragen zur Ausstellung, aber auch zum Thema Demenz, gibt es in der städtischen Fachstelle der Wohn- und Pflegeberatung bei Petra Brinkmann-Schepke, Telefon 980-486, E-Mail petra.brinkmannschepke@mettmann.de und Oliver Pahl, Telefon 980-466, E-Mail
oliver.pahl@mettmann.de.