Mettmann. Für die Zukunft der Mettmanner Innenstadt ist neben der Aufenthaltsqualität, dem Verkehr auch insbesondere die Gelegenheit zum Einkaufen ausschlaggebend. Vor kurzer Zeit hat die Stadtverwaltung das neue Einzelhandelskonzept veröffentlicht. Thomas Sterz, Bürgermeisterkandidat der FDP für die Wahl am 14. September, hatte nun Geschäftsleute der Innenstadt zum Gespräch eingeladen. Das Interesse war groß und so versammelten sich Inhaber und Inhaberinnen von Geschäften für Dienstleistungen und den Verkauf von schönen Dingen zum Austausch.
Sterz informierte die Gäste zunächst über den Inhalt des Einzelhandelskonzepts, dass sich ausschließlich mit dem Lebensmittelhandel der Stadt beschäftigt. Die Beratungsgesellschaft CIMA hatte darin klargestellt, dass „Sortimente des mittelfristigen Bedarfs“ nicht untersucht worden seien. Das bedeutet im Klartext: Auswirkungen auf unsere Innenstadt und die Shopping Vielfalt wurde nicht berücksichtigt. Das wird vom liberalen Bürgermeisterkandidaten scharf kritisiert, denn allein der Name bedeute doch schon, dass der gesamte Einzelhandel abgebildet wird.
Christiane Manderla, Co-Inhaberin des „Mettmanner Reisebüro“, zeigt sich in der Diskussion enttäuscht, dass das Einzelhandelskonzept nicht bereits in der Entwicklung mit dem Einzelhandelsverband und der IHK besprochen wurde. Thomas Sterz hat sich unmittelbar nach der Veröffentlichung mit dem „Leiter der IHK Zweigstelle Velbert und Branchenbeauftragten für den Kreis Mettmann“, Marcus Stimler, ausgetauscht. Er bestätigte diesen Eindruck, denn vor der Veröffentlichung gab es keine Gespräche mit der Verwaltung. Stimler habe überhaupt erst vom Einzelhandelsverband von der Veröffentlichung erfahren, doch auch dieser sei nicht eingebunden gewesen. Stimler führte aus, dass das zwar kein Verfahrensfehler der Verwaltung sei, aber in anderen Städten des Kreises die vorherige Expertise der Verbände aktiv durch die Städte angefragt würde.
Das von der Stadt in Auftrag gegebene Einzelhandelskonzept befürwortet den Neubau eines Nahversorgerzentrums im Süden von Metzkausen an der Hasseler Straße. Stimler sieht ebenso wie Sterz eine aufkommende Dynamik in der gesamten Innenstadt sowohl im Lebensmittelsegment als auch im Einzelhandel. „Wenn durch die Eröffnung neue Kundenwege entstehen und somit unserer City Kunden entzogen werden, dann könnten womöglich noch mehr Inhaber ihre Geschäfte schließen“, befürchtet Sterz. Er lehnt den Bau des mit geplanten bis zu 1.800 qm Lebensmittlers unter den vorliegenden Umständen klar ab. „Erneut wurde von der Verwaltung der zweite Schritt mit dem Konzept vor dem ersten mit allen Akteuren zu sprechen gemacht“, ergänzt Sterz. Für die Durchsetzung mancher Ideen braucht es im kommenden Stadtrat eine noch stärkere FDP Fraktion.
In der Runde der Mettmanner Geschäftsleute ging es auch um den derzeitigen Leerstand. Christoph Schulze betreibt „Lederwaren Bergemann“. Er zeigt sich um den Leerstand der Innenstadt besorgt und erwartet Engagement der städtischen Wirtschaftsförderung. Das gab Thomas Sterz die Gelegenheit, den Besuchern seine Pläne vorzustellen. „Die FDP hatte beantragt, dass ein intensives Leerstandsmanagement betrieben wird. Dazu solle ein Register aller Lokale erstellt werden, die dann auch aktiv vermarktet werden statt nur zu warten, ob sich jemand meldet“, schildert der Bürgermeisterkandidat seine Ideen. So könnten z.B. Anzeigen aufgegeben werden, dass es bei einer bestimmten Branche in Mettmann eine Lücke gibt und man für ein freies Ladenlokal ein Geschäft genau damit besetzen möchte.
Im Verlaufe des Abends beim Austausch von Geschäftsleuten mit Thomas Sterz äußert sich auch Jana Sonnen. Sie ist Inhaberin von „Sonnentanz“ und ist auch ehrenamtlich im Handelsverband aktiv tätig. Sie drückt Ihre Expertise aus: „Wir holen mit unserem spezialisierten Angebot für klassischen Ballettbedarf und die professionelle Beratung für Spitzenschuhe jetzt schon Menschen aus dem gesamten Umland nach Mettmann – ganz bewusst. Shared Work Spaces können zusätzlich dazu beitragen, dass Menschen ihren Alltag wieder mehr in der Stadt verbringen. Wer hier arbeitet, bleibt auch für den Handel, für Cafés und für Begegnung sichtbar und ansprechbar.“
Damit rennt Jana Sonnen bei Thomas Sterz offene Türen ein. Er hatte bereits mehrfach sein Konzept dargestellt, sich nicht allein auf die Entwicklung weiterer Gewerbegebiete zu verlassen. Er macht den Gesprächspartnern deutlich: „Zum einen ist nicht klar, ob Mettmann z.B. westlich Richtung Düsseldorf überhaupt im neuen Regionalplan Land zugesprochen bekomme. Und wenn, dann bleibt offen, ob die Eigentümer verkaufen wollen und zu welchem Preis.“ Mettmann braucht unbedingt mehr Gewerbesteuer Einnahmen und würde bei der Neuansiedlung von Firmen erstmal leer ausgehen. Denn durch die Abschreibung neuer Gebäude zahlen die Firmen meist einige Jahre keine Steuer.
Sterz schlägt daher vor, Firmen auch für Büroräume unserer Stadt anzuwerben. Das können Kreative Köpfe oder IT-Firmen sein. Aber auch Sicherheitsfirmen sind ein Beispiel, denn dort betreiben zwei oder drei Mitarbeiter die Zentrale und Dutzende Mitarbeitende arbeiten direkt an den Objekten vor Ort in NRW. Der Stadt fällt die Gewerbesteuer zu.
Zahlreiche Geschäftsleute im Dialog mit Sterz kommen auf den Verkehr zu sprechen. Dabei sind sowohl die Netztrennung mit der Sperrung des Jubiläumsplatzes als auch Parkgebühren wichtige Anliegen. Man habe dieses auch schon oft versucht mit der Stadtspitze zu besprechen, aber findet dort kein Gehör und man fühle sich nicht ernstgenommen. Thomas Sterz sagt zu, als Bürgermeister auch zukünftig für Dialog zu stehen und offen für jede Expertise zu sein. Beides habe er in der Vergangenheit z.B. beim Einsatz für die Mehrklassenbildung am HHG oder rund um die Einführung der gelben Tonne unter Beweis gestellt. Der Liberale ist generell einer Neugestaltung des Jubi-Verkehrs offen gegenüber. Er versichert den Selbständigen der Innenstadt: „Ich möchte als Bürgermeister eine Öffnung des Jubi für den Durchgangsverkehr prüfen. Dabei müssen mit ÖPNV, Autos, Fahrrad und Fußgängern alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt eingebunden sein.“ Dieses könne z.B. durch sehr langsame Geschwindigkeit und eine dauerhafte Geschwindigkeitskontrolle in einer Testphase betrachtet werden.
Auch für Parkgebühren möchte Sterz einen Testlauf machen. „Bislang nimmt die Stadt jährlich ca. 250.000 Euro an Parkgebühren ein. Auf der anderen Seite hat die Ratsmehrheit völlig unverständlich einen versenkbaren Poller für 80.000 Euro bewilligt. Ich würde lieber in der Einkaufszone testen, ob wir ein Model ähnlich wie in Wülfrath nutzen können, wo man zwei Stunden kostenlos mit Parkscheibe parken und shoppen kann.“ So könne man dann Besucherströme messen und auch das Ordnungsamt entlasten, was für andere Aufgaben im Rahmen von Sicherheit und Ordnung Freiräume hat. Die teilnehmenden Geschäftsleute zeigten sich mit Inhalt der rund zwei Stunden und dem offenen Ohr sehr zufrieden und wünschten sich öfter so einen vertrauensvollen Austausch.