Düsseldorf. Der Krankenstand der Beschäftigten in Nordrhein-Westfalen ist in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres auf einen neuen Höchststand geklettert. Das teilt die Krankenkasse DAK-Gesundheit mit.
Demnach habe es 71 Prozent mehr Fälle als im Vorjahreshalbjahr gegeben. Über die Hälfte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hätten bis Ende Juni 2023 bereits mindestens eine Krankschreibung gehabt. Laut DAK-Gesundheit werden eine solch hohe Quote von 51,6 Prozent gewöhnlich erst am Ende eines Jahres erreicht.
Nach einer aktuellen Analyse der Krankenkasse stieg der Krankenstand auf 5,7 Prozent. Das ist der höchste Stand in Nordrhein-Westfalen seit dem Start der Halbjahresstatistik vor sieben Jahren, hieß es.
„Im ersten Halbjahr 2022 hatten wir bezogen auf 100 DAK-versicherte Beschäftigte rund 59 Krankschreibungs-Fälle, in diesem Halbjahr sind es 101 Fälle. Das ist ein enormer Anstieg von 71 Prozent“, erklärt Klaus Overdiek, Landeschef der DAK-Gesundheit in NRW. Vor allem kurze Erkrankungsfälle seien häufiger gewesen als sonst. „Das sehen wir daran, dass die Beschäftigten durchschnittlich nur zehn Fehltage pro Fall hatten. Die Falldauer in früheren Halbjahren war immer wesentlich höher.“
Auf die Fehlzeiten der Beschäftigten haben sich vor allem die häufigen Atemwegserkrankungen ausgewirkt: Bei den Krankschreibungen wegen Husten, Schnupfen und anderer Infekte zeigt sich mehr als eine Verdoppelung der Fälle – von etwa 16 auf rund 35 Fälle je 100 Beschäftigte.
Zu einem deutlichen Anstieg kam es ebenfalls bei den Muskel-Skelett-Erkrankungen. Hier ging die Anzahl der Fälle bei 100 Beschäftigten von knapp acht auf rund zwölf Fälle hoch. Bei Depressionen und anderen den psychischen Erkrankungen gab es bezogen auf 100 Beschäftigte knapp fünf Fälle (2022: rund drei).
Die Fehlzeiten durch Corona gingen in Nordrhein-Westfalen um etwa ein Drittel zurück. Sie hatten nur noch einen Anteil von knapp 3 Prozent am Krankenstand. Im ersten Halbjahr 2022 waren es noch fast 6 Prozent.
DAK: Berufe mit Personalmangel haben die höchsten Krankenstände
Die Analyse zeigt auch, dass krankheitsbedingter Arbeitsausfall in Berufen mit Personalmangel besonders stark ist. So hatte beispielsweise Beschäftigte in nichtmedizinischen Gesundheitsberufen wie der Altenpflege im ersten Halbjahr 2023 im Schnitt pro Kopf fast 14 Fehltage. Im Durchschnitt aller Berufe waren es nur rund zehn Tage. Auch bei den Mangelberufen der Fahrzeugführung ist der Krankenstand weit überdurchschnittlich hoch. Hier hatte jede und jeder Beschäftigte im Schnitt ebenfalls fast 14 Fehltage.
„Es gibt einen engen Zusammenhang zwischen dem Personalmangel in bestimmten Berufen und dem Krankenstand dort“, erklärt Overdiek. „Personalmangel kann zu einer Überlastung führen, die die Gesundheit entscheidend beeinträchtigt. Das Ergebnis sind mehr Fehltage – was die Personalsituation weiter verschärft. Das ist ein Teufelskreis!“ Der hohe Krankenstand mache deutlich, dass sich beim Thema Arbeit die gesundheitliche Dimension nicht wegblenden lässt. „Die Unternehmen in NRW sollten auch im eigenen Interesse verstärkt auf den Gesundheitsschutz ihrer Mitarbeitenden achten und Ressourcen ins Betriebliche Gesundheitsmanagement investieren.“