Wuppertal. Die WSW üben im Heizkraftwerk (HKW) Barmen regelmäßig das Hochfahren der Anlagen aus eigener Kraft. Das ist wichtig, damit die kritische Infrastruktur in Wuppertal bei einem Blackout schnell wieder mit Strom versorgt werden kann.
Kraftwerke produzieren zwar selbst Strom, aber bei einem Blackout, also einem großflächigen Stromausfall, gehen auch dort erstmal die Lichter aus. Anlagen, die in einer solchen Situation aus eigener Kraft wieder ihre Turbinen und Generatoren anfahren können, nennt man „schwarzstartfähig“. Das WSW-Heizkraftwerk Barmen verfügt über diese bei einer Stromkrise wichtige Eigenschaft. „Damit im Krisenfall schnell wieder Strom produziert werden kann, üben wir mit unserer Mannschaft regelmäßig den Schwarzstart“, berichtet Damian Seget, Kraftwerks-Ingenieur bei den WSW. Die letzte Übung im September war erfolgreich.
Auch ein Kraftwerk benötigt für seinen Betrieb Strom – nicht nur, damit die Erzeugungsanlagen laufen, sondern auch, damit der Leitstand ein Bild auf den Monitoren hat, damit Sicherheitseinrichtungen funktionieren oder einfach damit das Licht in den Büros, auf den Fluren und in den Treppenhäusern nicht ausgeht. Dieser Strom kommt normalerweise aus Generatoren im Kraftwerk oder aus dem Stromnetz. Bei einem Ausfall des öffentlichen Stromnetzes können auch die Generatoren im Kraftwerk nicht mehr arbeiten. Nur relevante Verbraucher wie die steuerungs- sowie sicherheitstechnischen Anlagen – etwa das Notlicht – werden unterbrechungsfrei über eine eigene Batterieanlage im Kraftwerk weiter versorgt. Das geht aber nur eine begrenzte Zeit lang. Bei einer großen Netzstörung ist im Heizkraftwerk daher schnelles Handeln gefragt. Damit jeder Handgriff und jede Schalthandlung sitzt, übt die Kraftwerksmannschaft regelmäßig Krisenszenarien und den Schwarzstart.
Wie fährt das Kraftwerk aus eigener Kraft wieder hoch? Als „Starter“ steht im HKW Barmen ein kleines Blockheizkraftwerk (BHKW), das mit Gas betrieben wird, zur Verfügung. Im normalen Betrieb erzeugt es Strom und Wärme, um Lastspitzen abzudecken. Bei einem Blackout dient es als eine Art „Zündung“ für die Kraftwerksturbinen. Der Zündfunke kommt dabei aus einer separaten Starterbatterie.
Nach dem erfolgreichen Start des BHKWs versorgt sich das Kraftwerk komplett wieder selbst mit Strom – ohne elektrische Verbindung nach außen. Das BHKW versorgt dann auch die Schwebebahn mit Notstrom. Wichtig ist, dass mit dem Strom aus dem BHKW auch wieder eine der großen Gasturbinen gestartet werden kann. „Der Batteriestrom würde nicht reichen, um eine dieser Turbinen zu starten. Das BHKW hingegen erzeugt genügend Leistung“, erläutert Erzeugungs-Chef Dominik Pröpper.
Natürlich dauert es eine Weile, bis das BHKW mit Batteriestrom gestartet wird, hochfährt und dann seinerseits die Gasturbine anwerfen und diese wieder Strom ins Netz einspeisen kann. Bei der letzten Übung im September ging das allerdings schnell. In weniger als einer Stunde nach Stromabschaltung war die Gasturbine im Kraftwerk in Betrieb und könnte bis zu 28,5 Megawatt erzeugen. „Diese Stromerzeugung reicht zwar noch nicht aus, um ganz Wuppertal wieder mit Strom zu versorgen“, stellt Dominik Pröpper klar, „Der Strom genügt aber für die Versorgung der kritischen Infrastruktur, die bei einer Stromkrise zunächst am wichtigsten ist. Damit können wir wichtige öffentliche Funktionen wie beispielsweise den Betrieb von Krankenhäusern und Wasserwerken sicherstellen“, so Pröpper weiter.
Damit bei einem Blackout alle Verbraucher wieder Strom bekommen, müssen die Großkraftwerke, Windkraft- und andere Erneuerbare-Energie-Anlagen, die die Übertragungsnetze speisen, wieder hochfahren. Auch dafür gibt es Krisenpläne und die Kraftwerks- und Übertragungsnetzbetreiber bereiten sich auf solche Krisenszenarien vor.
Immerhin gut zu wissen: Die WSW sorgen dafür, dass wichtige Einrichtungen der öffentlichen Daseinsvorsorge und der Sicherheit in Wuppertal nicht lange stromlos bleiben. Dass eine Stromkrise, in der ein Schwarzstart notwendig wird, niemals Eintritt, hoffen alle im Kraftwerk.